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Viele Talente, viele Tore – die U23 des FC Augsburg in der Analyse

Nach schwachem Start kam die U23 des FC Augsburg vor der Winterpause so richtig in Fahrt in der Regionalliga Bayern. Ballorientiert analysiert den offensiven sowie flexiblen Spielansatz von Trainer Tobias Strobl. Dabei kann der 35-Jährige auf viele talentierte Spieler setzen.
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Viele Tore bei der U23 des FC Augsburg

Will man in der Regionalliga Bayern Spektakel sehen, besucht man am besten die U23 des FC Augsburg. In 25 Spielen mit Augsburger Beteiligung klingelte es bisher bereits 92-mal. Mehr als die 3,76 Tore pro Spiel bekommen nur die Zuschauer der Würzburger Kickers (3,95), Bayern Amateure (3,88) und Heimstettener (3,87) zu sehen. Während Schlusslicht Heimstetten ein deutlich Minus und die Bayern und insbesondere Würzburger ein deutliches Plus verzeichnen können, gestaltet sich die Tordifferenz der kleinen Fugger mit 48:46 Toren ausgeglichen.

Hopp oder Top

Das liegt etwas nicht daran, dass jedes Spiel so unfassbar knapp ist. Viel mehr ist es das Pendel, das immer wieder eindeutig in eine Richtung ausschlägt. Fünf deutlichen Niederlagen mit mindestens zwei Toren Rückstand stehen sogar sieben deutliche Siegen mit mindestens zwei Toren Vorsprung gegenüber. In der Folge spielten nur drei Mannschaft weniger Unentschieden. Wobei die Punkteteilungen in 3 von 4 von vier Fällen mit mindestens 4 Toren endeten. Den hohen Unterhaltungswert bezahlen die Augsburger mit fehlender Konstanz. Demzufolge steht nach 25 Spieltagen der Mittelfeldplatz 11.

Starke Form nach schwachem Start

Angesichts des holprigen Beginns zeigt sich Neu-Trainer Tobias Strobl allerdings zufrieden mit der bisherigen Saison seiner jungen Truppe.

Wir haben Zeit gebraucht, um in der Regionalliga klarzukommen.

Aufgrund diverser Gründe war die Mannschaft zum Saisonstart nur selten vollständig. Dies schlug sich folgerichtig in der Tabelle nieder. Nach 5 Spielen und 5 Niederlagen rangierte die U23 auf dem letzten Tabellenplatz. Doch mit zunehmender Dauer schienen Trainer und Mannschaft zu einer funktionierenden Einheit zu werden. Beleg dafür sind die letzten 11 Spiele vor der Winterpause, in denen nur die beiden „Großen“ aus Unterhaching und Würzburg mehr Punkte sammelten.

FC AUGSBURG U23



Trainer mit offensivem Ansatz

Dass es zuletzt so gut lief beim FCA II, ist sicherlich auch mit der guten Arbeit von Trainer Tobias Strobl zu verbinden. Als ehemaliger Bayernliga-Spieler und langjähriger Trainer in der RL Bayern kennt er den bayerischen Fußball bestens. Deswegen kam es für viele überraschend, dass sich die „Schnüdel“ im vergangenen Jahr von Strobl trennten. Angesichts der aktuellen Lage des Vereins nicht die beste Entscheidung. Denn schon dort begeistere Strobl die Fans mit attraktivem Offensivfußball. Die Belohnung mit dem Aufstieg in die 3. Liga blieb 2021 nur denkbar knapp in der Relegation gegen in Havelse aus. Umso mehr kann sich nun in Augsburg über einen jungen, erfolgshungrigen Trainer freuen.

Hohe Torgefahr

Wie schon mehrfach angeklungen zeichnet sich Strobls Hunger durch eine hohe Angriffslust aus. So auch in dieser Saison zu bei der U23 des FC Augsburg zu sehen. Tatsächlich gibt es in der RL Bayern keine Mannschaft, die häufiger zum Abschluss kommt als die Strobl-Elf. Aus über 14 Schüssen pro 90 Minuten kreierte man insgesamt einen Expected Goals-Wert von fast 44. Damit befindet man sich nahe an am Ligatop-Wert von 47 xG vom FC Bayern II. Demensprechend gibt es kaum eine Mannschaft in der RL Bayern, die mehr Torgefahr entwickelt als die Augsburger. Doch wie genau findet die U23 so oft den Weg zum Tor?

Variables Angriffsspiel

Vorzugweise in einer 3-5-2 Formation agierend setzt Strobl auf ein dominantes Ballbesitzspiel, das mit einer Ballbesitzquote von 60% seinesgleichen in dieser Liga sucht. Was die Augsburger so gefährlich macht, ist die Variabilität, die man im Aufbau- und Übergangsspiel an den Tag legt.

Hoher Zentrumsfokus

Das passstarke Zentrum ist in der Lage, das Spiel durch präzise lange Pässe durchs Zentrum zu überbrücken. Eine wichtige Rolle als zentraler Innenverteidiger spielt dabei der 20-jährige Fabio Gruber. Nicht nur, dass er gegen den Ball die meisten erfolgreichen Defensivkationen und die stärkste Zweikampfquote (76%+) vorweisen kann. Ebenso spielt Gruber die meisten Pässe im Spielaufbau, wovon fast 11 pro 90 Minuten lang erfolgen. Ein weiterer wichtiger Faktor, um den Durchbruch durchs Zentrum zu forcieren, sind die beiden Sturmspitzen der Augsburger. Sowohl Josue Mbila als auch Franjo Ivanovic sind mehr als spielende Stürmer bekannt. Immer wieder lässt sich die Doppelspitze in die Halbräume fallen, um von dort aus mit ihren vielen Dribblings das Spiel zu beschleunigen und den Abschluss zu suchen. Gleichzeitig schafft man Raum für die nachrückenden zentralen Mittelfeldspieler, die für eine gute Boxbesetzung sorgen.

Offensivstarke Schienenspieler

Trotz des höchsten Zentrumsfokus‘ der Liga bindet man für eine Dreierkette typisch die beiden Schienenspieler viel ins Angriffsspiel ein. Von den fast 15 Flanken pro 90 Minuten kommen in der Regel weit über die Hälfte von den Außenspielern. Vor allem Jordi Wegmann sticht mit seiner Offensivpower heraus. Obwohl er nicht mal 1000 Minuten in dieser Saison auf dem Konto hat, konnte er bereits 6 Tore und 3 Vorlagen erzielen. Nicht viel weniger gefährlich ist sein Pendant auf der rechten Seite Hans Rathgeber. Mit seinen vielen gutgetimten Kreativpässen konnte er bereits 6 Tore vorbereiten.

Erfahrener Kapitän in junger Mannschaft

Abgerundet wird die junge, offensivfreudige Truppe von einem erfahrenen Kapitän im zentralen Mittelfeld. Der 27-jährige Hendrik Hofgärtner sorgt für Torgefahr aus der Tiefe und erzielte bereits sieben Saisontore. Darüber hinaus schlägt er viele Ecken und Freistöße und ist damit mitverantwortlich, dass die Augsburger bereits 11-mal nach dem ruhenden Ball zum Torerfolg kamen.



Verbesserte Defensive

Was der U23 des FCA noch zu fehlen scheint, ist defensive Stabilität. Denn mit fast 13 gegnerischen Schüssen pro 90 Minuten lassen nur drei Teams mehr zu. Zwar versucht man den Gegner mit intensivem Pressing möglichst früh unter Druck zu setzen, jedoch scheint dies offensichtlich nicht immer erfolgreich zu gelingen. Trotz der geringen Ballbesitzanteile können die Gegner zu viele Positionsangriffe fahren und vielen Flanken in den Augsburger Strafraum schlagen. Demzufolge musste man bereits 10 Gegentreffer per Kopf hinnehmen. Doch wie das gesamte Augsburger Spiel verbesserte sich auch die Defensive im Laufe der Saison, wie Trainer Strobl feststellt.

Ich finde, dass wir uns defensiv extrem verbessert haben und wir mit der Gesamtentwicklung zufrieden sein können.

Und auch dies lässt sich mit Zahlen belegen. Seit dem 14. Spieltag fangen die Augsburger fast 7 gegnerische Bälle pro Spiel mehr ab. Ein klares Indiz für ein verbesserte Raumaufteilung und -Verteidigung. In der Folge kommt der Gegner auch deutlich weniger zum Abschluss, wodurch sich die Anzahl der Gegentore pro 90 Minuten von 2,3 auf 1,4 fast halbierte.

Richtungsweisende Spiele

Obwohl man den Jahresauftakt gegen Illertissen mit 1:2 verlor, scheint die U23 unter der Führung von Trainer Tobias Strobl sehr gut aufgehoben zu sein. Die Entwicklung der Mannschaft und einzelnen Talente geht seit dem Saisonstart in die richtige Richtung. Dass angesichts der Weiterentwicklung der jungen Spieler in einer zweiten Mannschaft nicht immer das Endergebnis entscheidend ist, ist auch klar. Solange man die richtigen Spiel gewinnt, die nun allerdings folgen. Denn mit dem TSV Rain/Lech und dem SV Heimstetten kommen zwei abstiegsbedrohte Gegner. Aufgrund des geringen Vorsprungs von drei Punkten zum Abstiegsrelegationsplatz wird man in diesen Duellen das Ergebnis in den Fokus rücken. Mit zwei Siegen könnte Tobias Strobl dann in Ruhe mit seiner talentierten Mannschaft weiterarbeiten.

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Quellen:
wyscout.com
instat.com
transfermarkt.de
bundesliga.de
anonym, Rosenau7, CC BY-SA 3.0

Co-Founder & Analyst bei ballorientiert

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