Markus Weinzierl: Das kann Nürnberg erwarten







Es ist offiziell: Markus Weinzierl ist Nachfolger von Robert Klauß als Trainer beim 1. FC Nürnberg. Ballorientiert wirft einen Blick auf den neuen Coach der Franken – für welchen Fußball Weinzierl steht und inwiefern er zum Kader der „Clubberer“ passt, erfahrt ihr bei uns.

  1. Weinzierls Vita
  2. Nürnberger Probleme: Daran scheiterte Klauß
  3. Taktik & Co: Dafür steht Markus Weinzierl
  4. Weinzierl und Nürnberg – passt das?







Weinzierls Vita

Nach der Spielerkarriere, in der es Weinzierl bis in die 2. Bundesliga schaffte und unter anderem für die Zweitvertretung der Bayern, die Stuttgarter Kickers, Unterhaching und Regensburg aktiv war, begann seine Trainerkarriere beim Regensburger Jahn. Zunächst als Co-Trainer und später als Chefcoach. Beim SSV verbrachte Weinzierl eine erfolgreiche Zeit, die mit dem Aufstieg in die 2. Bundesliga gekrönt wurde. Daraufhin folgte die wohl erfolgreichste Zeit seiner Karriere als er beim Bundesligaaufsteiger FC Augsburg anheuerte. Nach einer schwierigen Anfangszeit gelang erst der Klassenerhalt und in den darauffolgenden Saisons sogar Platz 8 und 5 – bis heute die mit Abstand stärksten Spielzeiten im Fußballoberhaus der Fuggerstädter. Sogar die Europa League Zwischenrunde konnte man erreichen und scheiterte nur knapp an Klopps Liverpool.

Nach der Augsburger Erfolgsgeschichte folgte Weinzierl dem Ruf der Königsblauen aus Gelsenkirchen. Auf Schalke erlebte Weinzierl eine äußert mäßige Saison und landete am Ende auf einem enttäuschenden 10. Rang in der Bundesliga, woraufhin die Trennung erfolgte. Tiefpunkt in seiner Trainerkarriere war die darauffolgende Station beim VfB Stuttgart. In 23 Spielen konnte der gebürtige Straubinger lediglich 16 Punkte einfahren und legte damit den Grundstein für den Abstieg der Schwaben. Zuletzt war Weinzierl erneut beim FC Augsburg aktiv und führte die Bayern relativ souverän zum Klassenerhalt. Aufgrund erheblicher Differenzen mit Manager Stefan Reuter folgte die Trennung nach Saisonende.

 

Nürnberger Probleme: Daran scheiterte Klauß

Die Art und Weise, wie die Mannschaft in Karlsruhe, aber auch schon in einigen Spielen zuvor aufgetreten ist, war nicht akzeptabel.
FCN-Sportvorstand Dieter Hecking über die zuletzt enttäuschende Entwicklung unter Robert Klauß.

Wirft man einen Blick auf die Saison der Clubberer, erkennt man schnell, wo der Schuh drückt. Magere 9 Tore kann man bislang verbuchen – nur Regensburg hat bislang weniger Tore erzielt. Auch die Chancenqualität lässt stark zu wünschen übrig – bei den expected Goals steht der Club ebenfalls auf dem vorletzten Rang. Einer der Hauptgründe ist dafür, dass man zwar gar nicht so selten auf das gegnerische Tor schießt, aber nur äußert ungefährlich. Der durchschnittliche Nürnberger Torschuss ist mit nur 8% Trefferwahrscheinlichkeit der mit Abstand ungefährlichste der Liga.

Auch wenn man mit durchschnittlich 54% Ballbesitz recht häufig am Ball war, wirkten die Spielanteile oft nicht gewollt, sondern eher als vom Gegner aufgezwungen aufgrund der Ideenlosigkeit der Franken. In der Tat agierte man im letzten Drittel oft zu wenig zielstrebig – dass fast 60% der Abschlüsse von außerhalb des Sechzehners kamen, passen dabei ins Bild. Auch den neuen Stürmer Daferner schaffte man nicht in das Offensivspiel einzubinden. Der Torjäger lebt von Flanken und Hereingaben in den Strafraum. Der Club brachte den Ball allerdings zu selten in torgefährlichen Räume und kam nach Flanken nur sehr selten zum Abschluss.

Dass Potenzial in der Offensive durchaus vorhanden ist, zeigt unter anderem die starke Quote im Dribbling der Offensivspieler. Zu selten wurden sie allerdings freigespielt, um in das 1 gegen 1 zu kommen. Auch wenn man in manchen Spielen sicherlich das Spielglück ein Faktor war, sind die bisherigen 18 Gegentore auch klar zu viel für die hohen Ansprüche der Franken. Zweifelsfrei ist Robert Klauß nicht der Alleinschuldige daran. Dass der Club in Statistiken wie „Sprints“ oder „Intensive Läufe“ im Vergleich zur letzten Saison klar abgebaut hat, ist unter anderem auch den Spielern vorzuwerfen, die in den letzten Wochen regelmäßig enttäuschten – auch in Sachen Einsatz. Auch die tatsächliche Kaderqualität darf durchaus in Frage gestellt werden, schließlich konnten nur wenige der bisherigen Neuzugänge überzeugen.

 

Taktik & Co: Dafür steht Markus Weinzierl

Wenn du was erreichen willst, brauchst du eine offensive Herangehensweise.

Mit diesem Zitat stellte sich Markus Weinzierl seinerzeit beim VfB Stuttgart vor. Fragt man die Fans der Schwaben, werden allerdings nur die wenigsten von einer offensiven Herangehensweise berichten. Und falls doch, dann war diese auf jeden Fall nicht sonderlich erfolgreich. Prinzipiell steht Markus Weinzierl aber definitiv für ein aggressives Spiel gegen den Ball – vorzugsweise aus dem Mittelfeldpressing heraus. Im eigenen Ballbesitz soll es möglich schnell und vertikal nach vorne gehen. Um dies zu bestätigen, werfen wir einen Blick auf die Daten aus Weinzierls letzter Saison beim FC Augsburg.

Mit im Schnitt 42,1% Ballbesitz hatte nur das Tabellenschlusslicht aus Bielefeld weniger den Ball. Dass der FCA ligaweit die wenigsten Pässe spielte, zeigt auch, dass der Fokus klar auf dem Spiel gegen den Ball lag. In der Defensive definierten sich die Fuggerstädter über Intensität. Nur Eintracht Frankfurt bestritt mehr Defensivduelle in der abgelaufenen Spielzeit. Außerdem begann Weinzierls Augsburg die zweitmeisten Fouls der Liga. In den Parametern „Intensive Läufe“ und „Sprints“ waren die Augsburger weit vorne dabei – sicherlich die Basis für den Klassenerhalt am Ende. Bedenkt man, dass der Club hier zuletzt Probleme hatte, verspricht der Wechsel zu Weinzierl zumindest in dieser Hinsicht Besserung. Auch in Bezug auf Standards kann man eine baldige Steigerung erwarten. Der FCA erzielte beispielsweise letzte Saison 7 Ligatreffer nach Eckball. Im Offensivspiel lag das Hauptaugenmerk ansonsten auf schnelles Flügelspiel, weshalb die Spielanlage sehr breit ausgelegt war und man 75% der Angriffe über die Außen vortrug.

 

Weinzierl und Nürnberg – passt das?

Zweifelsfrei kann man behaupten, dass der Nürnberger Kader im Ligavergleich stärker ist als es der Augsburger im letzten Jahr war. Deshalb bietet sich ein Vergleich zu Weinzierls Zeit beim FC Schalke 04 an. Der Kader der Königsblauen besaß seinerzeit immerhin den vierthöchsten Marktwert der Bundesliga. Auch hier waren die Schlagworte in Weinzierls Spiel „Gegenpressing“ und „Tempo„. Mit 50,6% Ballbesitz im Schnitt hatte man öfter den Ball als der Gegner. Der Ertrag war aber – ähnlich wie aktuell beim Club – extrem bescheiden, lediglich 45 Tore konnte man in den 34 Ligaspielen unter Weinzierl erzielen. Auch die magere Quote von 33,6% Schüssen auf das gegnerische Tor (Platz 17) sind ein Beleg für fehlende Ideen im Offensivspiel. Auch wenn man in Bezug auf gespielte Pässe und Passquote Platz 6 belegte, fehlte die Torgefahr. Durchaus Parallelen zur aktuellen Situation der Nürnberger.

Seit Weinzierls Zeit auf Schalke sind aber über 5 Jahre vergangen. Währenddessen hospitierte Markus Weinzierl unter anderem bei Pep Guardiola und Manchester City – wenn man wo Ideen für Lösungen im eigenen Ballbesitz findet, dann sicherlich dort. In der umkämpften 2. Liga stehen ohnehin häufig andere Qualitäten im Vordergrund. Auch wenn Markus Weinzierl als Trainer noch nicht in der Liga aktiv war, bringt sein Ansatz viele Inhalte mit, die in der 2. Liga gefragt sind. Vom Club darf man schon bald wieder eine intensivere und einsatzfreudigere Mannschaft erwarten. Auch Stürmer und Neuzugang Daferner könnte schon bald vermehrt in den Fokus rücken. Schließlich war Augsburg im letzten Jahr das Team mit der drittbesten Genauigkeit bei Flanken.

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Quellen: Hintergrundbild: MaerwaMarkus WeinzierlCC BY 3.0

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