Greifen die Wölfe mit Kovač wieder oben an?




Rückblick

Die letzten Spielzeiten der Wölfe waren ein ständiges Auf und Ab. 3x Internationales Geschäft und 3x Abstiegskampf lautet die Bilanz der vergangenen Jahre. Vor allem die abgelaufene Saison war eine extreme Enttäuschung. Nach der Qualifikation zur Champions League unter Oliver Glasner war die Euphorie in Wolfsburg groß. Mit 12 Punkten aus 4 Spielen und der Tabellenspitze schien sich der gute Lauf nahtlos fortzusetzen. Nur 5 Spieltage später war Trainer Mark van Bommel Geschichte.

Auch unter Nachfolger Florian Kohfeldt kehrte keine Ruhe ein. Schon schnell war der Trainereffekt verpufft. Dank starker Verpflichtungen (Kruse und Wind waren in der Rückrunde an über 50% der Tore beteiligt) und einer ordentlichen Schlussphase konnte man mit Platz 12 dem Worst Case entgehen.

 

Hoffnungsträger Niko Kovač

Für die neue Spielzeit sind die Ziele klar definiert, was auch Neu-Trainer Niko Kovač bei Amtsantritt unmissverständlich darstellte.

Die internationalen Plätze müssen unser Ziel sein.

Der Kader wird den Ambitionen durchaus gerecht. Schon im letzten Jahr war der Kader weitaus besser als das, was sich auf dem Platz widerspiegelte. Aktuell listet transfermarkt.de den Marktwert der Wölfe auf Rang 5 in der Bundesliga. Eine Position, die man intern für realistisch hält.




Mit Niko Kovač konnten Schäfer und Schmadtke einen erfahrenen Trainer für den VfL gewinnen. Von seiner Zeit in Frankfurt und München kennt er die Liga als Cheftrainer – mit 2 Pokaltiteln und 1 Meisterschaft ist auch die Erfolgsbilanz vorzeigbar. Dennoch wird der Kroate in einigen Kreisen skeptisch begutachtet. Vor allem aufgrund seiner Zeit bei den Bayern – mit Recht?

 

Kovač‘ Probleme in München

Als gefeierter Pokalsieger kam der Kroate mit viel Euphorie zum Rekordmeister. Schon bald kam der Meinungsumschwung einiger Fans ins Negative. Obwohl die Bayern am Ende der Saison das Double holten, offenbarten sich einige Schwächen. Im Ballbesitz setzte Kovač auf ein 4-1-4-1. Die beiden Achter positionierten sich aber sehr hoch, wodurch zu große Abstände im Zentrum entstanden. Folglich kam es zu vielen oft ideenlos wirkenden Flanken aus dem Halbfeld. Während bspw. unter Guardiola sich selbst auf die kleinsten Gegner mit vorgenommenen Anpassungen vorbereitet wurde, kritisierte man an Kovač das starre Festhalten an seinem Schema. Als der Ex-Frankfurter spätestens im zweiten Jahr Probleme mit einigen etablierten Spielern bekam, mündete dies im November 2019 in der Entlassung. Zum damaligen Zeitpunkt standen die Bayern nach dem 10. Spieltag nur auf Platz 4.

 

Welche Spielidee können die Wolfsburg Anhänger unter Kovač erwarten?

Ein großes Problem der Wölfe war im vergangenen Jahr die fehlende Torgefahr nach Standards. Insbesondere bei Ecken zeigen sich Teams von Niko Kovač mit einstudierten Varianten gefährlich. Mit trainierten Bewegungen und Abläufen kann man in der kommenden Saison hier deutlich mehr erwarten.




Sinnbildlich für Kovač‘ Mannschaften ist ein intensives und diszipliniertes Pressing. Das hohe Anlaufen ist die Basis der Herangehensweise. Mit engen Abständen wartet man auf den richtigen Moment, um aktiv Druck zu erzeugen. Vor allem im ballnahen Raum agiert man sehr mannorientiert, was zu vielen direkten Duellen führt.

Ein weiteres Kernelement ist das schnelle Umschalten nach Ballgewinn. Abhängig davon, in welcher Spielfeldebene der Ball erobert wird, setzt man das Spiel variabel fort. Dabei wird möglichst versucht, den ersten Ball in die Tiefe zu spielen. Auch aus dem Positionsangriff heraus wird ein temporeiches und zielstrebiges Passspiel bevorzugt. Favorisiert über die Flügel und Halbräume – weniger durch das Zentrum.

 

Wie gut ist der Kader?




Auch in der vergangenen Saison war der Kader nicht schlecht. Der Monat April war sinnbildlich für die fehlende Konstanz der Wölfe. Kantersiege gegen Bielefeld und Mainz (3:0 / 5:0) wechselten sich mit peinlichen Niederlagen gegen Augsburg und den BVB ab (0:3 / 1:6) ab. Auch dem Meister aus München konnte man ein 2:2 Unentschieden abverlangen. Für Niko Kovač gilt es, der Mannschaft zu regelmäßig guten Leistungen zu verhelfen.

Die Vorbereitung macht Lust auf mehr. Nicht zuletzt der souveräne 4:0 Erfolg im letzten Testspiel über den FC Brentford sorgte dafür. 3 Treffer fielen bereits nach Ecken, die Trainingsarbeit an Standards scheint sich früh auszuzahlen. Schon unter Glasner war man nach Standards äußerst gefährlich.

Torhüter Koen Casteels behielt letzte Saison 10x die weiße Weste. Wie oft wird es unter Niko Kovac der Fall sein?
Konnte letztes Jahr in 28 Partien 10x zu 0 spielen: Torhüter Koen Casteels. Steffen Prößdorf, 2019-03-09 Fußball, Männer, 1. Bundesliga, FC Bayern München – VfL Wolfsburg StP 2541 by SteproCC BY-SA 4.0

Neu im Kader ist die offensive Variabilität. Auch die erst mit Sorgen beäugte Position auf den Flügeln hat sich entspannt. Unter anderem dank Rückkehrer Marmoush, der sich mit seiner technischen Finesse sogar für die Startelf empfehlen konnte. Auch der 7-fache Nationalspieler Luca Waldschmidt konnte in der Vorbereitung auf sich aufmerksam machen. Mit unter anderem Wimmer, Kruse, Wind, Waldschmidt, Kaminski, Marmoush und Brekalo hat man jede Position in der offensiven Dreierreihe mehrfach besetzt.




Apropos neu – die Neuzugänge der Wölfe eint eins: jung und talentiert. Der älteste ist zugleich der wohl prominenteste Neuzugang: Mattias Svanberg (23 Jahre) kommt aus der Serie A und ist als Schlager-Ersatz fest eingeplant.

 

Die Positionen im Detail

TW: Casteels ist als einer der besten Torhüter der Liga absolut gesetzt.
RV: Baku ist gesetzt und Fischer der talentierte Backup.
IV: Bornauw, Lacroix und van de Ven streiten sich hier um 2 Plätze. Eventuell wird man hier noch tätig.
LV: Franjic und Otavio dürften sich im Laufe der Saison duellieren. Aktuell hat Franjic die Nase vorne, Wenn Otavio im Laufe der nächsten Wochen wieder bei 100% ist, wird wohl er den Platz übernehmen. Roussillon darf bei entsprechendem Angebot gehen.
ZM: Kapitän Arnold und Schlager-Ersatz Svanberg sind gesetzt, Vranckx als starker Backup.
Flügel: Auf der rechten Seite konnte Wimmer in der Vorbereitung einige Ausrufezeichen setzen und geht mit Vorsprung in den Auftakt. Marmoush scheint links offensiv die Nase vor Kaminski zu haben. Auch Brekalo soll gehalten werden.
OM: Kruse, Wind und Waldschmidt sind hier die Kandidaten. Hier wird es Härtefälle geben – und Rotation.
ST: Nmecha ist gesetzt und Bialek der klare Backup.

Die restlichen Spieler sollen wohl noch abgegeben werden. Verstärkung sucht man lediglich noch in der IV, wenn sich etwas Sinnvolles ergibt.

 

So könnten die Wölfe unter Kovač spielen

Niko Kovač stellte schon kurz nach Amtsantritt fest: „Wir müssen uns technisch-taktisch verbessern und wir müssen uns körperlich verbessern.“ 




Vor allem die Laufleistung war im vergangenen Jahr ein großes Problem. In den Parametern Intensive Läufe, Laufdistanz und Sprints belegte man die hinteren Plätze. Niko Kovač wurde spaßeshalber schon mit Felix „Quälix“ Magath verglichen, was nicht von ungefähr kommt. Der Kroate steht für eine intensive Trainingsarbeit mit vielen Einheiten an und auch über die Grenze hinaus.

Eine mögliche Elf zu prognostizieren ist aktuell schwierig, da der neue Trainer in der Vorbereitung viel ausprobierte. Auch in Sachen System – in Monaco veränderte Kovač auch während der Saison häufig das System. Ein Zeichen, dass sich der zuvor als stur und eindimensionale geltende Trainer weiterentwickelt hat. Die Fans können sich auf variable Herangehensweisen freuen.

Mögliche Startelf der Wölfe unter Niko Kovač. Aus dem nominellen 4-2-3-1 wird im Ballbesitz häufig ein asymmetrisches 3-2-4-1.

Dreier- oder Viererkette? Hauptsache erfolgreich.

Niko Kovač lässt sich vor dem Saisonstart nicht in die Karten schauen. Optionen hat er viele – vor allem in der Offensive.

Nach dem Pokalspiel startet der VfL die Bundesliga mit einem Heimspiel gegen den Aufsteiger aus Bremen, ehe es zu Kovač‘ Ex-Club nach München geht. Kurze Zeit später wird man ein erstes kleines Zwischenfazit ziehen können.

Die bisherigen Eindrücke der „neuen“ Wölfe sind vielversprechend. Die Top-4 müssen schwächeln, wenn man erneut in die Champions League möchte. Für die Plätze direkt dahinter ist der VfL aber einer der heißesten Anwärter.

Mit Niko Kovač hat man eine vielversprechende Trainerwahl getroffen, der alleine vom Typ her deutlich besser als Mark van Bommel oder Florian Kohfeldt zu den Wölfen passen dürfte.

 

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Beitragsbild bestehend aus: Sven Mandel, 2019147183002 2019-05-27 Fussball 1.FC Kaiserslautern vs FC Bayern München – Sven – 1D X MK II – 0135 – B70I8434CC BY-SA 4.0 & funky1optiBorussia dortmund wolfsburgCC BY 2.0



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