Vorschau: Deutschlands Gruppe E

Die deutsche Fußballnationalmannschaft geht bei der WM in Katar in der Gruppe E an den Start. Zusammen mit Gruppenkopf Spanien, den Japanern aus Lostopf 3 und Außenseiter Costa Rica. Die öffentliche Wahrnehmung scheint dabei klar: die Spanier sind stark, Japan und Costa Rica sollten kein Problem für die Elf von Hansi Flick darstellen. Wir werfen einen genauen Blick auf das DFB-Team und die Gruppengegner.
Wer setzt sich am Ende durch? Ballorientiert analysiert!

  1. Deutschland
  2. Spanien
  3. Japan
  4. Costa Rica

 

Deutschland: 54, 74, 90, 2014, 2022?

Trainer: Hansi Flick
Kapitän: Manuel Neuer (FC Bayern München)
WM-Erfolge: Sieger (1954, 1974, 1990, 2014)

Mit dem WM-Vorrundenaus 2018 und dem Scheitern im Achtelfinale der letztjährigen EM endete Jogi Löws Amtszeit durchaus enttäuschend. Unter Nachfolger Hansi Flick konnten zwar die ersten acht Partien gewonnen werden, die Gegner waren aber allesamt nur bedingt konkurrenzfähig. Probleme ergaben sich für die DFB-Elf in der abgelaufenen Nations League – hinter Italien und Ungarn blieb lediglich Platz 3 in der Gruppe. Dass der Kader aber über die nötige Qualität verfügt, in den entscheidenden Runden noch vertreten zu sein, dürfte unumstritten sein. Der Traum vom fünften Stern lebt.

 

Spielstil

Nominell agiert die DFB-Elf im 4-2-3-1, das sich im Ballbesitz zum 3-4-2-1 formiert. Der defensive Rechtsverteidiger rückt ein, während das offensive Pendant auf der linken Seite hochschiebt. Der etatmäßige linke Flügelspieler schiebt hingegen als zweiter „10er“ in die Mitte. Alles in allem agiert Deutschland mit Ball sehr geduldig und mit viel Ballbesitz, der Spielaufbau erfolgt über die breite Dreierkette und die Doppelsechs davor. Nur logisch, dass auch der Fokus klar auf dem Spiel durch das Zentrum liegt, der Flügel ist nur einfach besetzt. Im Übergangsspiel agieren Flicks Mannen mit vielen Spielverlagerungen, um so Räume zu öffnen. Häufig über Kimmich und Süle, die den Ball diagonal auf die linke Seite schlagen.

Um in den Rücken der gegnerischen Abwehr zu gelangen, sind Tiefenläufe von großer Bedeutung. Vor allem der verletzte Timo Werner war hierfür prädestiniert, ihn gilt es zu ersetzen. Trotz vieler Positionsrochaden gelang man in den vergangenen Spielen zu selten in Abschlusssituationen. Einer der Gründe ist, dass man das offensive Zentrum nur selten in Szene setzen konnte und sich stattdessen auf Flanken von der linken Seite versteifte. Ohne wirklichen Zielspieler führten diese nur selten zu Gefahr.

Bei gegnerischem Ballbesitz agiert man im 4-2-3-1 mit hoher Intensität und läuft den Gegner konsequent früh an, weshalb man viele hohe Balleroberungen zu verzeichnen hat. Typisch für Flick-Mannschaften setzt man im Zentrum auf Mannorientierungen sowie ein konsequentes Durchdecken und Nachschieben, was durchaus risikobehaftet ist. Überspielt der Gegner die erste Pressinglinie, offenbart sich viel Raum. Ähnliches gilt für das extreme Schieben auf die Ballseite – der ballferne Flügel wird in der Regel frei gelassen. Prinzipiell versucht man die Angriffe mehr auf die eigene defensivstärkere rechte Seite zu lenken, weshalb Rechtsverteidiger Kehrer deutlich mehr Zweikämpfe bestreitet und gewinnt als Linksverteidiger Raum.

Bei Ballverlust setzt man auf sofortiges Gegenpressing und lässt sich auch nach einigen Sekunden nicht fallen, sondern jagt den Ball konsequent weiter. Nach der Eroberung sucht man schnell die Tiefe, das Timing ist aber (viele Abseitssituationen) noch ausbaufähig. Durch die hohe Feldpositionierung zeigt man sich mitunter anfällig für weite Bälle hinter die letzte Kette, wenn kein Balldruck erzeugt werden kann. Daran muss Hansi Flicks Team noch feilen.

 

Schlüsselspieler

Jamal Musiala (19 Jahre, FC Bayern München): der hochtalentierte Offensivspieler gilt als gesetzt im DFB-Team. In der laufenden Bundesliga-Saison kommt Musiala auf 16 Scorerpunkte in 14 Spielen. Ähnliches erhoffen sich Flick und ganz Deutschland vom gebürtigen Stuttgarter. Die zuletzt etwas uninspirierte Offensive der Nationalmannschaft soll er mithilfe seiner gefürchteten Dribblings kreativer machen. Vor allem in Halbräumen fühlt sich der ehemalige U-21 Nationalspieler Englands sehr wohl. Darüber hinaus ist Musiala auch für das Gegenpressing sehr wichtig, da er sofort nachsetzt und stets aktiv ist.

Ones to watch

Jonas Hofmann (30 Jahre, Borussia Mönchengladbach): der Gladbacher ist sowohl rechts hinten als auch im rechten Mittelfeld eine ernstzunehmende Alternative. Vor allem rechts hinten stellt er einen guten Kontrast zu den ansonsten eher defensiv ausgerichteten Kehrer, Klostermann & Co dar. Je nach Spielstand und Gegner könnte er als offensivere Option für mehr Gefahr sorgen. Auch eine Position weiter vorne ist Hofmann einer von wenigen Spielern, die auf der rechten Seite Breite geben können, da die anderen Offensivspieler eher zentrumsorientiert sind. Seine Flexibilität und Variabilität können im Turnierverlauf noch wichtig werden.

 

WM-Chancen

Deutschland muss sich vor allem in der Chancenkreation steigern, um seinem Mitfavoriten-Status gerecht zu werden. Auch im Defensivverbund ist noch Luft nach oben. Im hohen Anlaufen zeigen sich die Automatismen noch nicht vollumfänglich ausgereift, weshalb die Abstände zwischen Defensive und Offensive mitunter noch zu groß sind. Im Laufe des Turniers kann sich das aber alles einspielen. Entscheidend wird ein erfolgreicher Auftakt im ersten Spiel gegen Japan. Prunkstück des Kaders ist das zentrale Mittelfeld, wo man über mehrere Weltklasse-Akteure verfügt. Das Fehlen von Timo Werner gilt es zu kompensieren, da der RB-Stürmer zwar in der Öffentlichkeit kritisch beäugt wird, aber die ideale Sturmspitze für Flicks System war. Gelingt dies, ist mit Deutschland zu rechnen – bis zum Schluss!

 

Spanien: Ähnliche Probleme wie bei der DFB-Elf?

Trainer: Luis Enrique
Kapitän: Sergio Busquets (FC Barcelona)
WM-Erfolge: Sieger (2010)

Mit Luis Enrique ist auch der spanische Enthusiasmus rund um das eigene Nationalteam zurückgekehrt. Bei der letztjährigen Europameisterschaft scheiterte die Furia Roja erst im Halbfinale am späteren Titelträger Italien. Auch in der Nations League konnte man die Gruppe für sich entscheiden und sich dadurch für die KO-Phase qualifizieren. Ähnliches erhofft man sich für die WM in Katar. Nach dem WM-Triumph 2010 in Südafrika mussten die Spanier 2014 und 2018 schon in der Vorrunde respektive im Achtelfinale die Segel streichen. Diesmal soll alles besser werden.

 

Spielstil

Für „La Furia Roja“ steht – fast schon traditionsgemäß – Ballbesitz (über 70% in der Nations League) im Mittelpunkt. Das größte Problem der passsicheren Elf von Luis Enrique ist, dass man sich trotz großer Dominanz nur wenig klare Torchancen erspielt – in der Nations League waren es nicht mal 9 Torschüsse im Schnitt. Den Weg in die Offensive sucht man durch gepflegtes Kurzpassspiel. Im Schnitt spielen die Spanier fast 700 Pässe pro Spiel. Ein Wert, der in Europa seinesgleichen sucht. Der WM-Sieger von 2010 ist sehr schwierig zu pressen. Überall auf dem Platz versucht man, Überzahl zu erzeugen. Unter anderem deshalb agiert Torhüter Unai Simón in der Regel als 11. Feldspieler.

Häufig versucht man den Gegner zu locken, indem sich ein zentraler Mittelfeldspieler (häufig Koke) sehr tief fallen lässt und dadurch das gegnerische Mittelfeld hochzieht. Die entstehenden Räume finden die Innenverteidiger häufig mit klugen und linienbrechenden Pässen. Allgemein agiert die Offensive viel aus der Bewegung heraus. Auch die beiden Flügelspieler lassen sich mitunter fallen oder rücken in das Zentrum zwischen die gegnerischen Ketten. Im Spielaufbau entsteht dadurch häufig ein offensiv ausgerichtetes 2-3-5 mit hochschiebenden Außenverteidigern. Obwohl das Übergangsspiel von Defensive in Richtung Offensive stark ist, fehlen wie bereits erwähnt häufig die klaren Abschlusssituationen. Im letzten Drittel agiert man relativ viel mit Flanken und Dribblings über den Flügel, kann diese aber zu selten in Torgefahr ummünzen.

Gegen den Ball setzt Luis Enrique auf hohes Pressing und Gegenpressing (niedrigster PPDA-Wert der Nations League). Das Offensivtrio lenkt den gegnerischen Spielaufbau gerne ins Zentrum, wo das Mittelfeld zugreifen soll. Weniger wohl fühlt man sich hingegen im Mittelfelddrittel und vor allem im eigenen Drittel, wenn der Gegner in Ballbesitz ist. Probleme bekommt die Elf auch, wenn der Gegner durch geschickte Fouls den Spielfluss unterbindet und keinen Rhythmus aufkommen lässt.

 

Schlüsselspieler

Pedri (19 Jahre, FC Barcelona): unter Luis Enrique absolutes Herzstück der Kreativabteilung. Fühlt sich aufgrund seiner starken Technik in engen Räumen sehr wohl und ist damit prädestiniert für das Positionsspiel der Spanier. Das Ausnahmetalent spielt extrem gute Steilpässe sowie Verlagerungen und ist aufgrund seines starken Dribblings ein ständiger Gefahrenherd für den Gegner.

Ones to watch

Álvaro Morata (30 Jahre, Atlético Madrid): der einzige „richtige“ Stürmer im Kader der Furia Roja, dessen Wichtigkeit oft unterschätzt wird. Als umtriebiger Spieler nimmt er auch im Spielaufbau eine wichtige Rolle ein, um Räume für die Flügelspieler zu öffnen. Morata ist für einen Stürmer sehr defensivstark und von daher auch gegen den Ball von großer Bedeutung.

 

WM-Chancen

Mit Luis Enrique verfügen die Spanier über einen starken Trainer, der sowohl im taktischen als auch im mentalen Bereich zur Weltspitze gehört. Der Kader ist ein guter Mix aus hochtalentierten und erfahrenen Spielern. Es wird spannend zu sehen sein, wie La Furia Roja gegen ein intensiv pressendes und offensives Deutschland agiert, da man in der Regel den langen Ball (nur 6% lange Pässe) verweigert. Vieles steht und fällt mit dem Mittelfeld, das das Herzstück des Kaders abbildet. Das Erreichen des Viertelfinales sollte für die Spanier kein großes Problem darstellen. Für mehr muss sich Enriques Team in der Chancenkreation steigern, defensiv ist man bereits sehr stabil – schließlich konnte der Gegner aus der Nations League im Schnitt nicht einmal 6 Schüsse pro Spiel verzeichnen.

 

Japan: Mit Umschaltspiel zur Überraaschung?

Trainer: Hajime Moriyasu
Kapitän: Maya Yoshida (FC Schalke 04)
WM-Erfolge: Achtelfinale (2002, 2010, 2018)

Nachdem sich die „Samurai Blue“ 1998 erstmals für die WM qualifizieren konnte, war man seitdem bei jeder Endrunde vertreten. Dreimal konnte man bereits das Achtelfinale erreichen. Die größten Erfolge feierte man in der Fußball-Asienmeisterschaft, wo man schließlich mit vier Titelgewinnen Rekordsieger ist. Mit einer eingespielten Mannschaft qualifizierte man sich relativ problemlos für die Winter-WM, bei der man trotz schwerer Gruppengegner für Furore sorgen möchte.

 

Spielstil

In Sachen Grundordnung agiert das Team von Trainer Moriyasu flexibel – mal im 4-3-3, mal im 4-2-3-1 oder auch im 4-4-2. Die Daten aus der Qualifikationsrunde Asiens muss man relativieren – schließlich ist die Qualität der dortigen Gegner mit der von Spanien oder Deutschland nicht zu vergleichen. Dennoch kann man davon ausgehen, dass die Japaner einen recht aktiven Spielansatz wählen. Die taktische Herangehensweise ist gut an die vielen kleinen, wendigen und technisch starken Spieler angepasst – Schwächen offenbart der Kader hingegen in der Physis.

Das torgefährlichste (über 3 Treffer pro Spiel) Team der asiatischen WM-Quali setzte mit einem Altersschnitt von 29,4 Jahren in der Qualifikation auf reichlich Erfahrung. Der Spielaufbau erfolgt zumeist im 2-2, wobei die Innenverteidiger sich breit auffächern und die beiden defensiven Mittelfeldspieler relativ eng und zentral agieren. Die Außenverteidiger schieben dabei zumeist hoch. Im Ballbesitz setzen die Samurai Blue auf ein direktes Offensivspiel und suchen die Räume zwischen den gegnerischen Ketten, um von dort aus Tempo aufzunehmen. Nur selten agiert man dabei mit hohen Bällen. Viel mehr versucht man, möglichst schnell die Tiefe zu suchen oder anderenfalls über das Gegenpressing wieder in Ballbesitz zu kommen.

Im Offensivspiel überlädt man gerne eine Seite und verlagert dann auf den ballfernen – oft verwaisten – Flügel. Paradedisziplin der Japaner ist sicherlich das schnelle Umschaltspiel über die Außenbahn – nicht von ungefähr schlägt man relativ viele Flanken, vor allem über den dribbelstarken Rechtsaußen Junya Ito. Nach Balleroberung läuft die schnelle Offensive sofort die Tiefe an. Insofern kommt den Japanern die dominante Spielweise Deutschlands und Japan durchaus entgegen.

Gegen den Ball setzte Trainer Moriyasu in der WM-Qualifikation auf ein aggressives Pressing (niedriger PPDA-Wert) im 4-2-3-1, in welchem der Stürmer und ein Flügelspieler sogar schon die gegnerischen Innenverteidiger attackierte. Dass sogar situativ die Außenverteidiger hochschieben und den gegnerischen Außenverteidiger unter Druck setzen, passt ins Bild. Lücken offenbaren sich dabei mitunter im Zentrum, in welchem die Mittelfeldspieler die Tiefe absichern sollen, weshalb der gegnerische Spielaufbau möglichst auf die Flügel gelenkt werden soll, um dort zuzustechen. Die entstehenden Löcher im Zentrum sollten auf WM-Niveau vermieden werden, auch wenn man dort über viel Qualität in puncto Zweikampfstärke verfügt.

 

Schlüsselspieler

Daichi Kamada (26 Jahre, Eintracht Frankfurt): Der Frankfurter hat sich im letzten Jahr defensiv extrem entwickelt. Die offensiven Fähigkeiten des technisch starken Raumdeuters, der sich gut zwischen den Linien bewegt und deshalb viele progressive Pässe empfängt, sind schon lange bekannt. Er gilt als ballsicherer Spieler, der vor allem aus dem linken Halbraum heraus agiert. Für den Gegner ist er schwierig zu pressen, da Kamada sehr beweglich ist und auch mit Ball am Fuß immer den Kopf oben hat. Neben dem, dass er mittlerweile viele Zweikämpfe im Mittelfeld führt und gewinnt, hat sich auch seine Torgefahr verbessert – auch weil er relativ häufig in die Box stößt.

Ones to watch

Junya Ito (29 Jahre, Stade Reims): auch wenn die Konkurrenz für den rechten Flügel mit unter anderem Ritsu Doan und Takefusa Kubo sehr stark ist, sollte der in der Ligue 1 agierende Ito die Nase vorne haben. Seine Spielweise entspricht der eines klassischen Flügelspielers. Aufgrund vieler erfolgreicher Dribblings – vor allem in das letzte Drittel – wird er auch häufig gefoult. Er sucht nur in geeigneten Situationen den Abschluss (hoher xG-Wert/Schuss), weshalb seine Effektivität vor dem Tor sehr hoch ist. Mit Flanken und vielen entscheidenden Pässen bereitet er zudem viele Tore vor. Sein Tempo könnte für die offensiv ausgerichteten Gruppengegner zur Gefahr werden.

 

WM-Chancen

Dem WM-Achtelfinalist von 2018 muss man durchaus zutrauen, in der stark besetzten Gruppe E für Furore zu sorgen. Die Stärke der Japaner liegt sicherlich in der Offensive – mit vielen technisch starken, quirligen und wendigen sowie temporeichen Angreifern ergibt sich für Hajime Moriyasu die Qual der Wahl. Das Mittelfeld ist mit dem Stuttgarter Endo und dem bei Sporting Lissabon spielenden Morita ebenfalls. gut besetzt. Zuverlässigkeit am Ball, Pressingresistenz, intelligente Entscheidungen und gutes Stellungsspiel ohne Ball werden in diesem Bereich entscheidend sein. Probleme hingegen treten neben der physischen Komponente vor allem in der Defensive des Kaders auf. Zwar verfügen Itakura (Gladbach) und Tomiyasu (Arsenal) über ein sehr hohes Niveau, die meisten anderen Abwehrspieler hingegen sind relativ alt und haben den sportlichen Zenit überschritten. Dennoch sollte weder die DFB-Elf noch die Furia Roja das konterstarke Team unterschätzen.

 

 

Costa Rica: Chancenloser Außenseiter – oder doch nicht?

Trainer: Luis Fernando Suárez
Kapitän: Bryan Ruiz (LD Alajuelense)
WM-Erfolge: Viertelfinale (2014)

Der größte Erfolg des 31. der FIFA-Rangliste ist zweifelsfrei die WM 2014 als man das Viertelfinale erreichte. Nur denkbar knapp scheiterte Costa Rica an den Niederlanden in einem legendären Elfmeterschießen rund um den eingewechselten Tim Krul. In den letzten Jahren leisteten „Los Ticos“ eine großartige Jugendarbeit, aus der Spieler wie Brandon Aguilera hervorgegangen sind. Der talentierte, offensive Mittelfeldspieler wurde immerhin vom Premier League Team Nottingham Forest verpflichtet. Im Juni 22 qualifizierte sich das Land – mit einem 1:0 Erfolg in den interkontinentalen Play-Offs gegen Neuseeland –  zum sechsten Mal für die WM-Endrunde.

 

Spielstil

Vor allem im Vergleich zu vielen anderen WM-Teilnehmern, ist Costa Rica ein Team, das sehr viele lange Bälle in die Spitze spielt. Das Spiel des Außenseiters in Gruppe E ist mit Ball im 4-4-2 sehr breit angelegt. Torhüter und Starspieler Keylor Navas spielt dabei eine wichtige Rolle – immer wieder agiert er von hinten heraus mit hohen Bällen auf die Außenbahnen, die von dort aus mit 1-gegen-1 Situationen Gefahr erzeugen sollen. Im Gegenzug lassen sich die beiden Spitzen situativ etwas tiefer fallen, um entweder als Anspielstation zu dienen oder um Räume zu öffnen. Im letzten Drittel setzt Trainer Luis Fernando Suárez häufig auf überlappende Außenverteidiger, um die Offensivpower zu erhöhen und um mehr Personal in die Box bringen zu können.

Gegen den Ball setzt Costa Rica auf ein kompaktes 4-4-2 mit engen Abständen. Die Doppelspitze soll hierbei die Passoptionen der gegnerischen Innenverteidiger zustellen, auch im Mittelfeld legt man viel Wert auf eine eher passivere und raumorientierte Herangehensweise. Vor allem in Anbetracht der starken Gruppengegner kann man davon ausgehen, dass das Team nur sehr selten hoch und intensiv pressen wird.

Im Umschaltspiel agieren die Zentralamerikaner mit direkten und langen Bällen in Richtung des schnellen Joel Campbell, der mit Sturmpartner Anthony Contreras gut harmoniert. Verliert Costa Rica selbst den Ball, könnte es bedenklich werden. Die Abwehrreihe verfügt nicht über das nötige Tempo und zeigt sich bei gegnerischen Tempoaktionen sehr verwundbar.

 

Schlüsselspieler

Keylor Navas (35 Jahre, Paris Saint-Germain): Der Torhüter und dreifache Champions League Sieger ist nach wie vor der wichtigste Spieler der costa-ricanischen Nationalmannschaft. Neben seinen bekannten Fähigkeiten als Top-Torhüter auf der Linie ist er auch im Spielaufbau ein zentrales Element. Mit gut getimten langen Bällen leitet er immer wieder Angriffe ein. Darüber hinaus ist der Starkeeper mit seiner Erfahrung als Ruhepol und sicherer Rückhalt von extrem hoher Bedeutung.

Ones to watch

Jewison Bennette (18 Jahre, AFC Sunderland): der schnelle Dribbler ist ein Spieler für den Flügel ganz nach dem Geschmack von Trainer Luis Fernando Suárez. Obwohl der talentierte Offensivspieler erst 7 Länderspiele absolviert hat, traut man ihm eine wichtige Rolle zu. Der Linksaußen verfügt über eine gute Ballkontrolle und zeigt sich auch im Spiel gegen den Ball als sehr fleißig.

WM-Chancen

Costa Rica verfügt über einen sehr ausgeglichenen Kader mit legendären Spielern wie Keylor Navas, Joel Campbell und Bryan Ruíz, die sowohl auf als auch neben dem Platz unverzichtbar für die Mannschaft sind. Neben den „Oldies“ sind aber auch viele Spieler im Talentalter mit von der Partie. Die gute Mischung aus talentiert und erfahren sorgt für viel Begeisterung im eigenen Land. Man hofft, zum dritten Mal die Vorrunde zu überstehen. Die Chancen hierfür stehen allerdings nicht gut. Angesichts der starken Konkurrenz mit Deutschland, Spanien und Japan erscheint ein Weiterkommen nur sehr schwer vorstellbar – es fehlt schlicht und ergreifend an Qualität für das höchste Niveau.

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Quellen:
wyscout.com
instat.com
transfermarkt.de

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