Taktik, Trainer und Co: Das macht die SV Elversberg so stark







Sucht man das Team der Stunde, kommt man nicht am Team von Horst Steffen vorbei. Die SV Elversberg ist in aller Munde – und das vollkommen zurecht. Welchen Anteil der Trainer am Erfolg hat, wie gut der Kader ist und wie die Mannschaft sich taktisch verhält, erfahrt ihr hier. 

  1. Erfolgstrainer Horst Steffen
  2. Elversbergs Kader und Schlüsselspieler
  3. Spielweise Horst Steffen und SV Elversberg: Offensiv und attraktiv

Erfolgstrainer Horst Steffen 

Horst Steffen ist ein ausgewiesener Fachmann, der eine klare Spielidee hat. Das sieht man in der Spielweise, die Elversberger spielen guten Fußball und haben klare Abläufe.
Der damalige Gladbach Trainer Marco Rose vor dem Pokalspiel gegen die SVE.

In der Tat! Seitdem Horst Steffen das Zepter an der Kaiserlinde übernommen hat, ist der sportliche Erfolg eingekehrt. Nachdem man sich zweimal mit der Vizemeisterschaft begnügen musste, konnte man im letzten Jahr endlich feiern und sich für die gute Arbeit belohnen. Mit 80 Punkten und der damit verbundenen Meisterschaft gelang der Aufstieg in die 3. Liga. Musste man beim letzten Aufenthalt in der dritthöchsten Liga Deutschlands den sofortigen Gang zurück in die Regionalliga antreten, sieht es diesmal ganz anders aus. Baustein des Erfolgs ist sicherlich Trainer Horst Steffen, der kein unbeschriebenes Blatt im deutschen Fußball ist.




Als Spieler war Steffen für Bayer 05 Uerdingen, Borussia Mönchengladbach und den MSV Duisburg aktiv. Insgesamt brachte er es auf über 200 Bundesligapartien, sogar zehnmal war er für die Deutsche U-21 Auswahl im Einsatz. Als Trainer verschlug es ihn schnell zurück an alte Wirkungsstätten. Nach der Station in Duisburg, wo er die zweite Mannschaft und U-19 coachte, folgte die Rückkehr zur Borussia. In Gladbach trainierte Steffen die B- und A-Jugend der Fohlen. Sehr erfolgreich – unter Steffen konnten die Teams stets auf den vorderen Rängen einlaufen.

Im September 2013 folgte er einem Angebot aus dem Degerloch und trainierte erstmals in der 3. Liga. Bei den Stuttgarter Kickers konnte er auch neutrale Fans auf sich aufmerksam machen. Grund war ein in der Art und Weise zuvor selten so dominant gespielter Fußball in unteren Ligen. Mit einem offensiven 4-3-3 verpasste man 14/15 den Aufstieg in die 2. Liga nur knapp. Nach sechs Niederlagen in Folge wurde Steffen im November 15 entlassen. Da es danach bei den Kickers sportlich immer weiter bergab ging, kann man durchaus behaupten, dass Steffen nicht das Problem war. Daraufhin folgten weitere Aufenthalte in der 3. Liga bei Preußen Münster und in Chemnitz. Sportlich konnte Steffen hier nicht an die Erfolge der vorigen Station anknüpfen.

 

Elversbergs Kader und Schlüsselspieler

Nach dem Aufstieg tat sich sowohl auf der Seite der Zu- als auch Abgänge einiges. Vor allem aber konnte man Qualität dazugewinnen. Sowohl der ein oder andere mit Erfahrung aus dem Profigeschäft kam dazu, aber auch viele talentierte Kicker fanden den Weg zum SVE.

Defensive

Torhüter Nicola Kristof (22) ist seit Ende der Vorsaison Stammtorhüter in der Elf von Horst Steffen. Dass Elversberg bereits 12,41 expected Goals zugelassen hat, aber nur 8 kassiert hat, ist sicherlich auch dem jungen Torwart zuzuschreiben. Mit starken Paraden hielt er unter anderem den Sieg in Dresden fest. Auch beim letzten Topspiel gegen die Münchner Löwen war er maßgeblich am Erfolg beteiligt.




Das erfahrene Duo in der Innenverteidigung bestehend aus Neuzugang Marcel Correia (33) und Kapitän Kevin Conrad (32) überzeugt nicht nur defensiv dank der vorhandenen Routine. Auch im Spielaufbau und Offensivspiel sind beide von großer Bedeutung. Beide sind im Kurzpassspiel extrem sicher und damit ein wichtiger Faktor für das System Steffens. Der mit Bundesligaerfahrung ausgestattete Correia überzeugt auch im Spiel nach vorne – 2 Tore und 1 Vorlage kann der Portugiese bereits verbuchen.

Mittelfeld

Im Mittelfeld hängt viel von den beiden Zentrumsspielern Semih Sahin (22) und Thore Jacobsen (25) ab. Während Sahin den offensiveren Part gibt und sich oft in das Angriffsspiel einschaltet, ist der Neuzugang aus Bremen Jacobsen extrem wichtig für die Balance. Gegen den Ball mit auffallend starker Antizipation, im eigenen Spielaufbau stets die erste Anspielstation für die Innenverteidiger – insgesamt definitiv das Herzstück im Drittligateam der Stunde.

Offensive

8 Ligaspiele, 6 Tore und 3 Vorlagen – ein Blick auf die Statistik genügt, um die Wichtigkeit von Luca Schnellbacher (28) zu unterstreichen. Der mit reichlich Erfahrung ausgestattete Stürmer begeistert die Fans vor allem durch seine intensive Spielweise. Gegen den Ball sich auch nie zu schade, hinten auszuhelfen. Ansonsten ist er ein sehr kompletter Stürmer, dessen einzige Schwäche mitunter sein hitziges Temperament ist.

Der vom SSV Ulm gekommene Jannik Rochelt (23) darf nicht vergessen werden. Der variable Offensivspieler überzeugt unter anderem  mit starken Laufwegen im Angriff. Rochelt hat ligaweit die meisten progressiven Läufe. In den 9 Pflichtspielen Elversbergs konnte er schon starke 8 Scorerpunkte beitragen.

 

Spielweise Horst Steffen und SV Elversberg: Offensiv und attraktiv

Ich bin ein Trainer, der versucht, der Mannschaft einen Fußball mit viel Ballbesitz zu vermitteln. Das beinhaltet auch viel Gegenpressing. Dafür muss die körperliche Basis da sein.
SVE-Trainer Horst Steffen über seine Spielidee.

In der Vorsaison agierte die SVE zumeist im 4-2-3-1. Seit der Niederlage am 2. Spieltag setzte Steffen nominell auf ein 4-4-2, das aber keinesfalls starr gespielt wird. Asymmetrie ist ein wichtiger Faktor im Spiel der Saarländer – einer der beiden Außenverteidiger lässt sich häufig neben die beiden Innenverteidiger fallen, der andere schiebt umso höher, sodass im Spielaufbau ein 3-5-2 und situativ sogar 3-4-3 entsteht. Allgemein ist die Positionierung der Akteure sehr offensiv. Auch in engen Räumen sucht man stets Anspielstationen und spielerische Lösungen.

Das Pressing und Gegenpressing ist in dieser Saison nicht mehr ganz so aggressiv wie es noch in einer Liga darunter der Fall war, was sicherlich dem Respekt gegenüber der spielstärkeren Gegner geschuldet ist. Im gegnerischen Spielaufbau verschiebt man sehr solide mit zwei kompakten Viererketten. Dass man aber nicht auf diese Systematik festgelegt ist, zeigte sich zuletzt beim Topspiel gegen den TSV 1860 München. Asymmetrie spielte erneut eine Rolle. Diesmal agierte man je nach Pressinghöhe im 4-3-2-1 bzw. in tieferen Zonen mit Fünferkette.

Blickt man auf einige statistische Daten, lassen sich die Beobachtungen und der von Horst Steffen gewünschte Spiel klar bestätigen. Ligaweit spielen nur Osnabrück und Waldhof Mannheim etwas mehr Pässe als der Aufsteiger. Dass man auch wirklich Fußball spielen möchte zeigt die Anzahl langer Pässe, wo die SV Elversberg ganz klar die wenigsten spielt. Mit gerade einmal 9,5% langen Bällen hat man einen außerordentlich niedrigen Wert für Drittligaverhältnisse vorzuweisen. Die Passrate von 13,2 gespielten Pässen pro Minute eigener Ballbesitz ist sehr hoch und bestätigt das keinesfalls einschläfernde Kurzpassspiel, das stattdessen immer mit Tempo und Zug zum Tor versehen ist. Die Werte im Spiel gegen den Ball (Herausforderungs- und Pressingintensität) sind ebenfalls auf gutem Niveau.

Alles in allem  macht die von Horst Steffen trainierte SV Elversberg gerade nicht nur den Fans der Saarländer viel Spaß. Wer attraktiven – und gerade auch noch extrem erfolgreichen – Fußball sehen möchte, sollte den Weg des Aufsteigers auch in Zukunft gespannt weiterverfolgen.

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Hintergrundbild: MüllerFrankElversbergPokalsieger 2018, SV Elversberg in der Ursapharm ArenaCC BY-SA 4.0

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