Es geht wieder los! Vorschau Kaiserslautern – Hannover 96

Freitag, Saisoneröffnung, Flutlicht, gutes Wetter. Kaiserslautern gegen Hannover. Euphorie trifft auf Euphorie. 40.000 Zuschauer auf dem Betze – mehr geht nicht!




Aufstiegseuphorie gegen Aufbruchstimmung

„Da kommt schon ne Ladung auf uns zu. Die individuelle Qualität von Hannover können wir nicht toppen, aber wir wollen diese Qualität mit der Betze-Mentalität schlagen.“

FCK-Trainer Dirk Schuster ließ in der Pressekonferenz zum Spiel bereits einiges durchklingen. Gegen den Favoriten aus Hannover bedarf es einer geschlossenen Mannschaftsleistung, um zu bestehen.
Für die Buchmacher sind allerdings nicht die Gäste Favorit. Bei diversen Wettanbietern sieht man Kaiserslautern leicht favorisiert.




In beiden Lagern ist man voller Vorfreude auf die Saison.
Nach enttäuschenden Jahren zeigten sich die Hannoveraner in der Vorbereitung auf die Saison klar verbessert. Bereits in der Planung für die Spielzeit wurden wichtige Weichen gelegt. Mit vielen ablösefreien Transfers konnte man sich in Sachen Qualität klar verstärken. Der neue Trainer Stefan Leitl bewies bereits in Fürth, dass er eine Mannschaft nach seinen Vorstellungen entwickeln kann. Nicht umsonst gelang ihm mit dem Außenseiter der Aufstieg in Liga 1.

Zusammen mit Sportdirektor Marcus Mann konnte er einen guten Kader zusammenstellen. Schon früh konnte man wichtige Personalien klären und in die Vorbereitung gehen. Das Ziel ist dabei nicht der Aufstieg, auch wenn man Hannover sicherlich zum Kreis der Anwärter zählen darf. Vielmehr sehnt man sich bei den Niedersachsen nach einer Mannschaft, die wieder Spaß macht. Gelingt es Leitl, nur ansatzweise den Fürther Fußball der Aufstiegssaison nach Hannover zu bringen, können sich die Fans auf attraktiven Offensivfußball freuen.

Neuzugang Erik Durm wird bei Kaiserslautern wohl als Linksverteidiger in der Startelf stehen.
Erik Durm ist ein starker Transfers für die Lauterer. Ihm sollen noch weitere folgen. Sven Mandel, 2022128173607 2022-05-08 Fussball Eintracht Frankfurt vs Borussia Mönchengladbach – Sven – 1D X MK II – 0635 – AK8I7370 (Erik Durm cropped)CC BY-SA 4.0

Anders sieht es beim Auftaktgegner Kaiserslautern aus. Dirk Schuster kündigte an, dass man noch auf der Suche nach erfahrenen Akteuren für das defensive Zentrum ist. Konkret nannte er die Innenverteidigung sowie Sechserposition. Der Trainer legt viel Wert auf eine funktionierende Achse. Auch so konnte man sich bereits ordentlich verstärken, unter anderem mit dem Weltmeister Erik Durm.

Dirk Schuster kennt die 2. Liga sehr gut. Mit dem SV Darmstadt schaffte er sogar den sensationellen Durchmarsch in die Bundesliga. Gemeinsamkeiten mit dem FCK zu suchen, wäre an dieser Stelle etwas übertrieben. Auf dem Betze heißt das Ziel ganz klar Platz 15. Vor allem im heimischen Fritz-Walter-Stadion gilt es, mit den Fans im Rücken, die Grundlage für den Klassenerhalt zu legen.

 

Voraussichtliche Aufstellungen

Dirk Schuster und Stefan Leitl kennen sich seit einigen Jahren. Viermal trafen die beiden als Trainer aufeinander, die Bilanz könnte nicht ausgeglichener sein. 1 Sieg für beide und 2 Unentschieden stehen zu Buche.
Auffällig: in den Partien mit Aue gegen Fürth setzte Schuster immer auf eine Dreier- respektive Fünferkette, um das spielstarke Zentrum der Franken zahlenmäßig zu egalisieren. Aktuell sieht es aber danach aus als würde er am 1. Spieltag bei der Viererkette bleiben.




In Kaiserslautern sind Hercher und Klingenburg noch fraglich für das Spiel. Auch bei Ciftci sieht es danach aus, dass es nicht reichen wird. Ein herber Verlust für das Spiel der Roten Teufel. Auch ansonsten gibt es noch einige offene Positionen, auf denen unklar ist, wie Dirk Schuster plant. Auch ein 4141 ist möglich.

Bei Hannover hingegen gibt es wenig Fragezeichen. Der Plan ist klar, das System mit der Mittelfeldraute auch. Offen ist lediglich, ob Dehm oder Muroya den Vorzug auf der rechten Seite erhalten werden. Der defensiv stärkere Dehm ist etwas zaghafter auf dem Weg nach vorne, könnte von daher aber ein guter Gegenpart zum Flügelläufer Köhn sein. Vor allem, da der nominelle „8er“ Schaub sich auch gerne auf den Flügel fallen lässt.
Die zweite offene Position ist die des „6ers“. Neuzugang Kunze aus Bielefeld verpasste Teile der Vorbereitung. In seiner Abwesenheit mit guten Leistungen überzeugend, darf sich Ondoua nun berechtigte Hoffnungen für eine Startelfnominierung machen.

Erwartete Aufstellung zum Auftktspiel Kaiserslautern gegen Hannover.
So könnten sie spielen – kompaktes 4231 gegen die offensiv ausgerichtete Raute.

 

Schlägt Leitls Aufstiegsraute erneut zu?

Nach einer starken Hannoveraner Vorbereitung hofft man auf eine erfolgreiche Saison. Nicht zuletzt der 3:0 Erfolg im letzten Testspiel gegen den etablierten niederländischen Erstligisten FC Groningen zeigt, dass man auf dem richtigen Weg ist.



Die Transfers um Beschuskow und Schaub passen gut in Leitls Konzept. Beide passen hervorragend in die Mittelfeldraute, die er schon erfolgreich in Fürth spielen ließ. Die ersten Ansätze von Leitls Hannover sind sehr vielversprechend. Der Plan gegen den Ball ist klar erkennbar. Mit einem extrem intensiven Pressing möchte man den Gegner früh unter Druck setzen.
Hierfür werden verschiedene Anlaufformationen gewählt. Mal „klassisch“ in der Raute – also mit einer Zehn und zwei Stürmern davor – oft aber auch im 433, bei dem sich die Stürmer die äußeren Halbräume belauern und attackieren, während der Offensive Mittelfeldspieler in die vorderste Linie zum Anlaufen der Innenverteidiger schiebt.

Ein weiteres Muster ist das frühe Suchen von Abschlüssen. Auch im Aufstiegsjahr hatten die Kleeblätter ligaweit die meisten Schüsse abgegeben. Mit unter anderem Kerk und Schaub verfügt Hannover über starke Distanzschützen, die dafür prädestiniert sind. Die Fans der Niedersachsen können sich freuen, endlich wieder ein klares Offensivkonzept zu erkennen. Das besteht aus zwei wesentlichen Faktoren: Dem Überladen des Zehnerraums und den gezielten Hereingaben vom Flügel in den Rücken der Abwehr.
Im Spielaufbau wird viel Personal im Zehnerbereich abgestellt. Entweder man finden durch einen vertikalen Ball den Weg dorthin direkt oder aber man spielt den Ball auf die aufgerückten Außenverteidiger, die gerne den Ball zur Grundlinie tragen, um ihn anschließend hereinzugeben. Nicht umsonst waren in Fürth die beiden Außenverteidiger Raum und Meyerhöfer mit zusammen 24 Torvorlagen absolute Schlüsselspieler.

Allgemein ist Leitl ein Trainer, der häufig und gerne Anpassungen vornimmt in Sachen Raumbesetzung. Mit der Mittelfeldraute scheint er erneut seine Formation gefunden zu haben.

Über die Vorbereitung und den Kader haben wir bereits in unserer Saisonvorschau ausführlich berichtet: https://ball-orientiert.de/hannover-96-zurueck-in-die-bundesliga-2856/

 

Lauterer Defensivfußball

Der Zeitpunkt der Entlassung von Marco Antwerpen sorgte für viele Diskussionen. Der Erfolg gibt den Verantwortlichen letztendlich Recht. Nun hat man mit Dirk Schuster einen ausgewiesenen Experten für die 2. Liga. In Sachen Herangehensweise ist die Trainerwahl nur logisch.



Wie sein Vorgänger steht auch Schuster nicht für Spektakel. In der Bundesliga hatten seine Lilien am Ende der Saison 2015/16 lediglich 33% Ballbesitz im Schnitt. Dennoch stand am Ende der Klassenerhalt. Über ein Drittel der Bälle spielten die Darmstädter damals lang und vertrauten ausnahmslos dem Kopfballspiel und Tempo ihrer Angreifer. Der Erfolg gab ihnen recht. Auch in Aue änderte sich an der Spielweise Schusters wenig. Lange Bälle auf den physisch starken Zielspieler Testroet und dann mit Tempo hinterher und umschalten war die Devise.

Während Schusters Gegenüber am Freitag seine Mannschaften mit viel Ballbesitz sehen möchte, verhält es sich beim FCK-Trainer komplett gegensätzlich. Auch im Spiel gegen den Ball verzichtet der erfahrene Coach auf Experimente. Zwar immer aggressiv, aber selten offensiv. Im tiefen Abwehrpressing und Mittelfeldpressing fühlt man sich wohl. Das kann Schuster aber wie wenig andere. Nicht umsonst konnte er so schon große Erfolge feiern. Kaiserslauterns Kader passt durchaus gut zur Philosophie des ehemaligen Nationalspielers. Mit dem bulligen Terrence Boyd sowie den schnellen Flügelspielern rund um Redondo sind die Offensivakteure wie gemacht für den gewünschten Umschaltfußball.

In Sachen Formation wurde Schuster immer flexibler. Zu Beginn seiner Laufbahn hatte er sich auf ein 442 festgelegt. Schon in Aue variierte er die Grundformation oft und viel. In der Relegation mit dem FCK war es beispielsweise das 4231. Die Spielweise blieb dabei immer ähnlich. Auch in dieser Saison kann man auf dem Betze das erwarten, was die Fans auch sehen möchten. Viel Einsatz, Laufbereitschaft und Kompaktheit.

Gesucht wird noch jeweils ein erfahrener Mann für das defensive Mittelfeld und die Innenverteidigung. Schon die jetzige Kaderstruktur – viele Spieler sind Mitte – Ende 20 zeigt, dass man viel Wert auf Erfahrung im Abstiegskampf legt.

 

Wer setzt sich durch?




Wie bereits anfangs erwähnt, ist für die Buchmacher tatsächlich der FCK der leichte Favorit. In Fankreisen sieht man die Gäste vorne. Individuell ist Hannover definitiv besser besetzt. Die spielerisch ambitioniertere Mannschaft werden sie auch sein. In der vergangenen Saison hatten sie erhebliche Probleme, gegen einen tiefstehenden Gegner zu Torchancen zu kommen. Das sollte sich unter Stefan Leitl ändern. Klar ist aber auch, dass es nicht von heute auf morgen geht. Auch wenn die Vorbereitung gut lief und man bereits viele klar gewünschte Abläufe erkennen konnte, ist der Weg noch ein weiter. Selbiges gilt allerdings für den FCK, der aber deutlich geringere Ambitionen hat.

Etwas enttäuscht ist man, dass das Stadion wohl nicht ausverkauft sein wird, was auch Schuster auf der PK durchblicken ließ. Bereits 2016 eröffneten die beiden Traditionsvereine in Kaiserslautern Zweitligasaison. Ergebnis damals 0:4. Kaum vorstellbar, dass es wieder so klar wird. Dirk Schusters Mannen werden versuchen, den technisch starken Gästen die Lust am Spiel zu nehmen. Für Hannover wird es darum gehen, das Spieltempo zu bestimmen und möglichst hoch zu halten. Bringen sie die FCK-Defensive mit schnellem Passspiel in Bewegung, stehen die Chancen gut. Die Macht des Stadions sollte man aber nicht vergessen. Mit Leidenschaft und Härte wird die Schusterelf versuchen, den Funken von der ersten Minute an überspringen zu lassen.

 

Ruhe bewahren

Egal wie es ausgeht – man kann nur hoffen, dass in beiden Kreisen die Ruhe bewahrt wird. Beide haben die Weichen für eine erfolgreiche Saison gelegt, unabhängig vom Ausgang am Freitag. Alles steht und fällt mit dem Vereinsumfeld. Es wird in der Saison zweifelsfrei Phasen geben, in denen es sportlich mal nicht so läuft. Wenn sie es schaffen, Ruhe zu bewahren, der Mannschaft und den Verantwortlichen zu vertrauen und sie zu unterstützen, werden beide ihre Ziele erreichen.

Wie lief die Vorbereitung anderer Zweitligisten? Klickt euch gerne mal durch.
HSV || Nürnberg || Düsseldorf

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Beitragsbild bestehend aus: 170Kaiserslautern, Fritz-Walter-Stadion, Westkurve 20000415CC BY-SA 3.0

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