Daniel Scherning und Arminia in der Krise

Uns hat zu viel gefehlt. Das ist enttäuschend und macht einen auch ein bisschen sauer, weil die Wichtigkeit dieses Spiels muss ich jetzt nicht mehr thematisieren.
DSC-Coach Daniel Scherning nach der Pleite im kellerduell gegen fürth.

Mit der nüchternen Analyse hat Scherning sicherlich Recht. Das Spiel in Fürth ist der vermeintliche Tiefpunkt enttäuschender letzter Wochen. Vor allem auswärts kommt der Vorjahres-Bundesligist überhaupt nicht in Fahrt. 5 Pflichtspielniederlagen in Folge auf fremden Terrain sowie magere 2 von 24 möglichen Ligapunkten sprechen für sich.

  1. Spielerische Armut und offensive Ideenlosigkeit
  2. Defensive, Standards und Co: Mangelhaft
  3. Daniel Scherning: Teil der Lösung oder Teil des Problems?







Spielerische Armut und offensive Ideenlosigkeit

Die Niederlage gegen das bisherige Schlusslicht aus Franken offenbarte einmal mehr die Probleme der Arminia. Im spielerischen Bereich fehlt es der Scherning-Elf an Ideen und Lösungen. Kein Team der Liga erspielt sich weniger Chancen pro Spiel – die Verwertung der wenigen ist statistisch gesehen sogar überdurchschnittlich gut und nicht das Problem der enttäuschenden Ausbeute. Auch der expected Goals Wert bestätigt die fehlende Torgefahr. Mit knapp 10 Schüssen pro Spiel gibt man die zweitwenigsten der Liga ab.

Obwohl die nominelle Qualität im Sturm durchaus vorhanden ist, findet man die Offensivakteure viel zu selten. Vor allem in den letzten Wochen setzte der DSC zu oft auf das Motto hoch und weit. Im ligainternen Vergleich schneidet man wenig überraschend auch in Parametern wie „Pässe ins letzte Drittel“ und „Pässe in den Strafraum“ nur sehr schlecht ab. Auch in Flankensituationen bringt man sich selten, wodurch die theoretische Kopfballstärke der Angreifer verpufft. Vor allem im Zentrum ist der Spielaufbau – freundlich ausgedrückt – nicht gut und vor allem ineffektiv. Lediglich 13% der Arminen-Angriffe durch die Mitte führen zu einer Abschlusssituation – zum Vergleich: in Hamburg und Paderborn ist die Quote fast doppelt so hoch. Dass Torhüter Martin Fraisl die meisten langen Bälle der zweiten Liga schlägt, passt dabei ins Bild.

Der vorerst negativen Höhepunkt fand wie bereits erwähnt vergangenen Freitag in Fürth statt, was ein Blick auf die wichtigen Daten im Bezug auf Spielaufbau und Übergangsspiel von Defensive zu Offensive zeigt.

Fürth Parameter Bielefeld
72 Pässe in gegnerische Hälfte 54
54 Pässe ins letzte Drittel 36
21 Pässe in den Strafraum 10
73 Positionsangriffe 64
10 mit Abschluss 1
22 Kontersituationen 14

Dass man sich in Folge dessen nur 1 Schuss aufs Tor sowie 0,3xG erspielen konnte, überrascht nicht. Auch dass man im „Krisen-Duell“ fast 3 Kilometer weniger und über 40 Sprints weniger als das Kleeblatt zu Buche stehen hat, rundet die schwache Vorstellung ab.

 

Defensive, Standards und Co: Mangelhaft

Die defensiven Probleme entstehen zum Teil schon durch fehlende spielerische Lösungen. Obwohl man mit im Schnitt 45% Ballbesitz relativ selten den Ball hat, hat man mit die meisten Ballverluste im ligainternen Vergleich. Vor allem die mehr als 15 Ballverluste in der eigenen Hälfte sind viel zu viel! Die spielerischen Defizite durch Pressing und vor allem Gegenpressing kompensieren? Kann man machen.

Gegenpressing ist der beste Spielmacher der Welt. Kein Spielmacher auf der Welt kann so gut wie eine Gegenpressing-Situation sein.
Jürgen Klopp

Nicht aber die Arminia in der bisherigen Spielzeit. Das Gegenpressing der Elf von Daniel Scherning ist mangelhaft. Vor allem in der gegnerischen Hälfte und in hohen Zonen hat die Arminia viel zu wenige Ballrückeroberungen. Um etwas Positives hervorzuheben: den geordneten Spielaufbaus des Gegners zu stören, gelingt dem DSC relativ gut. Auch im Wert „Interceptions“ steht man gut da und kann demzufolge häufig gegnerische Pässe abfangen.

Massive Probleme hat man aber im tieferen Verteidigen im eigenen Drittel. Mit 22 Flanken pro Spiel lässt kein anderes Team mehr Flanken zu. Die Folge sind bereits 5 Gegentore per Kopf. Auch den Rückraum verteidigt man ungenügend – bereits 4x war der Gegner aus der Distanz erfolgreich, definitiv zu oft! Die Passivität und fehlende Kompaktheit in der Abwehr zeigt sich auch daran, dass man schon 17 Treffer aus dem gegnerischen Positionsspiel heraus kassierte.

 

Daniel Scherning: Teil der Lösung oder Teil des Problems?

Der 2:0 Heimsieg über St. Pauli am 22.10. hat Scherning wohl bis zur Winterpause Luft verschafft. Sollte der 39-Jährige bis dahin nicht mehr viel punkten, könnte es eng werden. Derzeit scheint es so als würde sich die anfängliche Skepsis um Schernings Verpflichtung bestätigen. Man erhoffte sich einen aktiveren Spielstil als zuvor. Mehr Ballbesitz und spielerische Lösungen, mehr Pressing und Intensität war der Wunsch. Das Resultat? Enttäuschend, der Ex-Osnabrücker konnte taktisch nur wenig davon umsetzen.

Forte Parameter Scherning
46,6 Ballbesitz 44,2
12,84 Lange Bälle in % 15,4
11,5 PPDA* 11,8

*PPDA = passes per defensive action / gespielte gegnerische Pässe bis zur eigenen Defensivaktion -> je niedriger der Wert, desto intensiver und besser ist das eigene Pressing.

Zweifelsohne hat Scherning mehr Punkte als Forte geholt. Betrachtet man die Tabelle seit Schernings Amtsantritt steht die Arminia 1 Punkt vor dem Relegationsplatz, was aber sicherlich auch zu wenig für die eigenen Ansprüche ist – zumindest vor der Saison. Mittlerweile würde man den (sorgenfreien) Klassenerhalt wohl unterschreiben. Mit Scherning? Auch wenn man hin und wieder etwas Pech hatte (bereits 8 Aluminiumtreffer), lassen die letzten Leistungen und Ergebnisse daran zumindest Zweifel aufkommen. Im Fall der Fälle sollte die nächste Trainerwahl besser ausfallen als die vorherigen und sich nicht in die Liste Kramer, Forte und eventuell Scherning einreihen.

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