Nicht verpassen: Als die Bundesliga noch spannend war (Teil 1)
Als die Bundesliga noch spannend war (Teil 2)
- 2006/2007 – die jungen Wilden (Teil 1)
- 2007/2008 – Münchner Transferoffensive (Teil 1)
- 2008/2009 – Dzeko & Grafite (Teil 1)
- 2009/2010 – Louis van Gaal (vorspringen)
- 2010/2011 – Klopps Powerfußball (vorspringen)
- 2011/2012 – Machtwechsel? (vorspringen)
Louis van Gaal
Zum zweiten Mal in den vergangenen drei Jahren konnte nach dem VfB Stuttgart 2007 nun auch der VfL Wolfsburg 2009 den Münchner die Meisterschaft streitig machen. Insbesondere nach dem gescheiterten „Projekt Klinsmann“ waren die Bayern-Verantwortlichen unter Zugzwang und lieferten den erfahrenen Niederländer Louis van Gaal als Cheftrainer. Doch auch auf dem Transfermarkt schlugen die Bayern zu und verpflichteten mit Mario Gomez und Arjen Robben hochkarätige Spieler für die Offensive.
Trotz namhafter Verstärkungen blieb der Erfolg zunächst aus. Nach 13 Spieltagen fand man sich auf Platz 7 der Liga-Tabelle wieder und in der Champions League-Gruppe mit Maccabi Haifa, Girondins Bordeaux und Juventus Turin stand man ebenfalls kurz vor dem Aus. Das im Nachhinein als Wendepunkt der Saison betrachtete Spiel ereignete sich im Dezember in Turin: nach frühem 0:1-Rückstand ebnete Torhüter Hans-Jörg Butt mit einem Elfmetertor zum 1:1 den Weg zu einem furiosen 4:1 Auswärtserfolg. Somit zogen die Bayern doch noch in die K.O.-Phase ein. Und auch in der Liga lief es immer besser und das ballbesitzorientierte Positionsspiel van Gaals griff. Insgesamt blieben die Bayern von November bis März 18 Spiele wettbewerbsübergreifend ungeschlagen und waren nach 25 Spieltagen 2 Punkte vor dem FC Schalke auf Rang 1.
Nachdem sich zwischenzeitlich die Gelsenkirchener die Tabellenführung zurückeroberten, waren die Bayern am 29. Spieltag beim Topspiel auf Schalke zur Stelle (1:2) und gaben ab diesem Zeitpunkt den Platz an der Sonne nicht mehr ab – auch weil die Schalker in den letzten 5 Partien nur siebenfach punkteten. Bei den Bayern überzeugten in dieser Saison vor allem der torgefährliche Flügelflitzer Arjen Robben sowie Jungnationalspieler Thomas Müller, der seine erste komplette Profi-Saison absolvierte. Die beiden Offensivkräfte hatten großen Anteil am Einzug ins Champions League-Finale, das mit 0:2 gegen Inter Mailand verloren ging.
Müller spielt immer!
Louis van Gaals vielzitierte Aussage zur Wichtigkeit von Thomas Müller
Nach anfänglichen Schwierigkeiten unter dem neuen Trainer meldeten sich die Bayern eindrucksvoll als deutscher Meister und DFB-Pokalsieger zurück und verpassten nur knapp das Triple.
Platz | Team | Tore | Punkte |
1. | FC Bayern | 72:31 | 70 |
2. | FC Schalke 04 | 53:31 | 65 |
3. | Werder Bremen | 71:40 | 61 |
4. | Bayer Leverkusen | 65:38 | 59 |
Klopps Powerfußball
Bereits zwei Jahre war Jürgen Klopp nun im Amt als Trainer von Borussia Dortmund. Durch schnelles Umschaltspiel führte Klopp die Borussia aus dem Tabellenmittelfeld zurück ins obere Drittel und brachte somit die Freude zurück ins Westfalenstadion. Durch punktuelle Verstärkungen – wie etwa dem jungen Polen Robert Lewandowski oder dem 18-jährigen Talent aus der eigenen Jugend Mario Götze – formte sich Klopp einen Kader, der ganz nach seine Vorstellungen aggressiven Fußball spielen sollte.
Und diese aggressive Spielweise zeigte sich von Beginn an in der Bundesliga Saison 2010/2011. Einer 0:2-Auftaktniederlage folgten 7 Siege – unter anderem gegen Schalke und Bayern. Die Bayern konnten ihre wiederholten Startprobleme diesmal nicht ausbügeln. Es folgte im Saisonverlauf die Entlassung von Louis van Gaal. Demnach ergab sich zur Winterpause ein eindeutiges Bild, was wohl niemand in dieser Form erwarten konnte. Der BVB gewann 14 seiner 17 Hinrundenspiele und thronte mit 10 Punkten Vorsprung vor Tuchels Mainz 05 auf Rang 1. Mit 14 Punkten Rückstand auf die Spitze und Rang 4 mussten die Bayern das vielzitierte Fernglas bemühen.
Dass die Bayern diesen Rückstand nochmal aufholen könnten, erledigte sich wohl endgültig im direkten Duell am 24. Spieltag. Vor ausverkaufter Allianz Arena zeigten die Borussen eine meisterwürdige Vorstellung und siegten durch Tore von Barrios, Sahin und Hummels verdient mit 3:1. Damit war die erste Dortmunder Meisterschaft seit 9 Jahren nur noch eine Frage der Zeit. Am 30. April war es dann soweit: während der ärgste Verfolger Bayer Leverkusen mit 2:0 in Köln verlor, gewann der BVB sein Heimspiel gegen den 1. FCN mit 2:0 und durfte die siebte deutsche Meisterschaft der Vereinsgeschichte feiern. Aber es war nicht nur die bayerische Schwäche, die zur Dortmunder Meisterschaft führte. Denn die 75 Punkte des BVB toppten in den vorherigen 10 Jahren nur zweimal die Bayern.
Platz | Team | Tore | Punkte |
1. | Borussia Dortmund | 67:22 | 75 |
2. | Bayer Leverkusen | 64:44 | 68 |
3. | FC Bayern | 81:40 | 65 |
4. | Hannover 96 | 49:45 | 60 |
Machtwechsel?
Wie sooft nach einer ausbleibenden Meisterschaft reagierte der FC Bayern auf dem Transfermarkt und verstärkte mit Manuel Neuer, Jerome Boateng und Rafinha vor allem die wacklige Defensive. Diese sollte Jupp Heynckes in den Griff bekommen, der zum dritten Mal bei den Bayern als Trainer anheuerte. Gegenüber stand Meister Borussia Dortmund, der mit Nuri Sahin einen sehr wichtiger Spieler in der Mittelfeldzentrale verlor und diesen mit Ilkay Gündogan ersetzte.
Von Beginn an der Serie 2011/2012 schien sich ein Zweikampf zwischen dem FC Bayern und Borussia Dortmund zu entwickeln. Die zur Vorsaison stark verbesserten Münchner konnten sich trotz der Heimniederlage im direkten Duell die Herbstmeisterschaft sichern. Doch der BVB zeigte, dass die Meisterschaft kein „One-Hit-Wonder“ war und blieb den Bayern mit 3 Punkten Rückstand eng auf den Versen. In der Rückrunde bestätigten die Bayern ihre gute Hinserie mit 37 Punkten und holten mit 36 Punkten nur einen Punkt weniger. So stand nach 34 Spielen und 73 Punkten mit gerade einmal 22 Gegentoren eine gute Saison zur Buche, die in der Regel zur deutschen Meisterschaft reichte. Allerdings nicht in diesem Jahr.
Denn Jürgen Klopps Borussia Dortmund spielte in der Rückrunde eine beispiellose Serie. Nur zwei Partien endeten unentschieden – die restlichen 15 Spiele wurden allesamt gewonnen. Es war bis dato nicht nur die beste Hinrunde, sondern auch die beste Saison der Bundesligageschichte mit 81 Punkten. Entscheidend hierbei war das direkte Duell mit dem FC Bayern am 30. Spieltag. Mit einem Auswärtssieg hätten die Münchner nochmals mit dem BVB gleichziehen können. Jedoch behielt der BVB – wie sooft in dieser Zeit – die Überhand und gewann durch ein Hackentor von Robert Lewandowski mit 1:0. Auch ein Elfmeter von Arjen Robben brachte nicht den erhofften Ausgleich für die Bayern und der Vorsprung der Borussia, der auf 6 Punkte wuchs, war nicht mehr aufzuholen.
Platz | Team | Tore | Punkte |
1. | Borussia Dortmund | 80:25 | 81 |
2. | FC Bayern | 77:22 | 73 |
3. | FC Schalke 04 | 74:44 | 64 |
4. | Mönchengladbach | 49:24 | 60 |
Vor allem die Art und Weise, wie der BVB unter Jürgen Klopps Powerfußball zweimal in Folge die Meisterschaft einfuhr, ließ viele Experten von einem möglichen Machtwechsel an der Spitze der Bundesliga sprechen. 10 Jahre später weiß man, dass genau das Gegenteil eingetroffen ist. Die Bayern sind mit der 10. Meisterschaft in Folge dem Rest der Bundesliga enteilt. Das Argument, es liege ausschließlich an der wirtschaftlichen Überlegenheit des FC Bayern, zählt allerdings schon lange nicht mehr. Zu oft lassen Konkurrenten in entscheidenden Momenten auch gegen vermeintlich schwächere Mannschaften Punkte liegen. Jedoch lässt vor allem die vergangene Bundesligarückrunde auf einen spannenderen Meisterschaftskampf in der Saison 2022/2023 hoffen. Sollten hochveranlagte Mannschaft wie der BVB, Bayer Leverkusen oder RB Leipzig konstanter über 34 Spieltage agieren, könnten sich die Bundesligafans auf mehr Spannung in der kommenden Saison freuen.
Beitragsbild bestehend aus:
Tim.Reckmann, Juergen Klopp 2014 (cropped), CC BY-SA 3.0
Harald Bischoff, Uli Hoeness 2505, CC BY-SA 3.0