Bundesliga

Als die Bundesliga noch spannend war (Teil 1)

Bereits zum zehnten Mal in Folge konnte der der FC Bayern die deutsche Meisterschaft einfahren. Die Sehnsucht der deutschen Fans nach Abwechslung an der Tabellenspitze der Bundesliga wird immer größer. Zeit, in eine nicht allzu entfernte Periode zurückzublicken, in der FC Bayern nur zweimal in 6 Jahren oben stand – die Bundesligajahre 2006-2012.
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Die fetten Jahre sind vorbei. Zumindest für diejenigen, die sich den FC Bayern nicht an der Spitze wünschen. Vor nicht allzu langer Zeit war dieser Wunschgedanke vieler Bundesligafans Realität. Denn in den Jahren 2006-2012 konnte der FC Bayern “nur” zweimal deutscher Meister werden. Und wenn man bei einer solchen Periode bereits von “nur” zwei Meisterschaften reden muss, weiß man, wie groß die Sehnsucht nach einem anderen deutschen Meister ist. Im Folgenden werden auf die Meister der Jahre 2006-2012 zurückgeblickt, in denen der VfB Stuttgart, der VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund die bayerische Dominanz durchbrechen konnten. 


Als die Bundesliga noch spannend war (Teil 1: 2006-2009)

  1. 2006/2007 – die jungen Wilden 
  2. 2007/2008 – Münchner Transferoffensive 
  3. 2008/2009 – Dzeko & Grafite 
  4. 2009/2010 – Louis van Gaal (Teil 2)
  5. 2010/2011 – Klopps Powerfußball  (Teil 2)
  6. 2011/2012 – Machtwechsel? (Teil 2)

Die jungen Wilden (Saison 2006/2007)

Die Ausgangslage für die Saison 2006/2007 war klar. Nachdem der FC Bayern in der Vorsaison unter Trainer Felix Magath zum ersten Mal in der Bundesligageschichte das Double verteidigen konnte, galt man auch in dieser Saison als klarer Favorit auf die Meisterschaft. Zwar musste man mit dem Abgang von Michael Ballack zum FC Chelsea den Verlust des besten deutschen Fußballers verkraften, jedoch konnte man sich mit Transfers von Lukas Podolski, Daniel van Buyten und Mark van Bommel namhaft verstärken.

Dass der deutsche Meister 2007 VfB Stuttgart heißen sollte, ahnten zu diesem Zeitpunkt die wenigsten. Zumal man in der Vorsaison im Tabellenmittelfeld landete und Vereine wie der FC Schalke und Werder Bremen als größte Bayern-Konkurrenten galten. Doch bereits nach der Hinrunde wurden die meisten Experten eines Besseren belehrt. Die Bayern rangierten hinter Werder und Schalke lediglich auf Rang 3 – dicht verfolgt vom Überraschungsteam der Hinrunde: dem VfB Stuttgart um Trainer Armin Veh.

VfB Stuttgart Trainer Armin Veh
Meistertrainer Armin Veh Stefan Baudy from Stuttgart, Germany http://bast-photo.com/, Armin Veh Meisterfeier, CC BY-SA 2.0

Gespickt mit vielen jungen Spieler wie unter anderem Mario Gomez (20) und Sami Khedira (19) spielten die Veh-Elf erfrischend und unbekümmert nach vorne und durfte von der Qualifikation für die Champions League träumen. Mit 4 Punkten Rückstand auf die Tabellenspitze schien ein Eingriff ins Meisterschaftsrennen allerdings in weiter Ferne. Als man am 26. Spieltag das Topspiel gegen Spitzenreiter Schalke verlor, betrug der Rückstand schon 7 Punkte.

Nach dem 0:1 gegen Schalke war das Thema [Meisterschaft] aber für uns eigentlich erledigt.

Sami Khedira zur damaligen Situation

Der Fokus galt nun auf der Verteidigung des dritten Platzes vor dem vierplatzierten FC Bayern, der eine enttäuschende Saison spielte und sich am Anfang des Jahres von Trainer Magath trennte. Ottmar Hitzfeld sollte nun zumindest noch die Qualifikation  für die Champions League sichern. Angetrieben vom Traum der Königsklasse spielten sich die „Jungen Wilden“ immer weiter in einen Rausch. Nach drei Siegen in Serie folgte das direkte Duell mit den Bayern, das man mit 2:0 gewann und somit ein Polster von 5 Punkten Vorsprung inne hatte.

Aufstellung gegen den FC Bayern am 30. Spieltag
Aufstellung gegen den FC Bayern am 30. Spieltag

Nach weiteren 2 Siegen stand man nach 32. Spieltagen plötzlich nur noch einen Punkt hinter Tabellenführer Schalke. Während die Schalker das Revierderby beim BVB mit 0:2 verloren, drehte der VfB einen Halbzeit-Rückstand in Bochum und war am 33. Spieltag der Saison zum zweiten Mal Tabellenführer. Am letzten Spieltag behielten die Stuttgarter dann die Nerven und konnten durch den 2:1-Siegtreffer von Sami Khedira gegen Energie Cottbus eine kleine Sensationsmeisterschaft feiern.

Die Abschlusstabelle der Saison 2006/2007. Die Bayern müssen in den UEFA-Cup.

Platz Team Tore Punkte
1. VfB Stuttgart 61:37 70
2. FC Schalke 04 53:32 68
3. Werder Bremen 76:40 66
4. FC Bayern 55:40 60



Münchner Transferoffensive (2007/2008)

Nach dem inakzeptablen vierten Platz in der Vorsaison und der damit fehlenden Teilnahme an der Champions League ging der FC Bayern im Sommer 2007 in die Transferoffensive. Für Ribery, Klose, Jansen, Toni, Sosa, Schlaudrauff, Zé Roberto und Hamit Altintop gab man insgesamt über 80 Mio. € für neue Spieler aus.

Und dies machte sich von Beginn an bezahlt. Die Bayern eilten in Kahns und Hitzfelds letzter Saison von Sieg zu Sieg und mussten sich erst am 13. Spieltag zum ersten Mal gegen den amtierenden Meister VfB Stuttgart geschlagen geben. Allerdings spielte auch der SV Werder um Mittelfeldregisseur Diego ein starke Hinrunde und war nach 17 Spieltagen und 36 Punkten gleichauf mit den Münchnern.

Franck Ribery verzückt die Bundesliga
Franck Ribery verzückt die Bundesliga
André Zehetbauer from Schwerin, Deutschland, RiberyNikeMercurialVapors, CC BY-SA 2.0

Allerdings kamen die Bremer nur schwer aus der Winterpause und mussten nach 6 Rückrundenspieltagen bereits 7 Rückstand auf den Rekordmeister hinnehmen. Bei Bayern begeisterte vor allem der trickreiche Franzose Franck Ribery die Fans. Mit schnellen Dribblings über die linke Seite ließ die heutige Bayern-Legende selbst gegnerische Fans staunen. Seine Vorlagen fanden oftmals den italienischer Weltmeister Luca Toni, der am Ende der Saison mit 24 Treffern Torschützenkönig wurde. Die zweite und damit letzte Saisonniederlage für die Bayern gab es am 24. Spieltag beim 0:2 in Cottbus.

Aufstellung in Cottbus am 24. Spieltag
Aufstellung in Cottbus am 24. Spieltag

Mit einem 0:0 in Wolfsburg am 31. Spieltag wurde der FC Bayern bereits 3 Spieltage vor Schluss deutscher Fußballmeister 2007/2008. Dem Münchner Starensemble gelang damit ein Start-Ziel-Sieg: von Spieltag 1 bis 34 stand man stets an der Tabellenspitze und spielte die damit punktestärkste Saison seit 9 Jahren.

Drei der vier Teams spielten vergangene Saison in der 2. Bundesliga:

Platz Team Tore Punkte
1. FC Bayern 68:21 76
2. Werder Bremen 75:45 66
3. FC Schalke 04 55:32 64
4. Hamburger SV 47:26 52



Dzeko & Grafite (Saison 2008/2009)

Das Imperium schlug zurück! Nach der beeindruckenden Meisterschaft schien auch in diesem Jahr eine souveräne Bayern-Saison vorprogrammiert. Zumal ärgster Verfolger Werder Bremen nach Miroslav Klose nun auch noch Tim Borowski an die Bayern verlor. Doch auch in dieser Saison sollte es – wie schon vor zwei Jahren – anders kommen.

Bereits in der Vorsaison deuteten Grafite und Dzeko beim VfL Wolfsburg an, welch tolles Sturmduo die beiden bildeten. Mit 11 und 9 Tore hatten die beiden Torjäger entscheidenden Anteil am 5. Platz der Wolfsburger. Aber in der Saison 2008/2009 wurden diese Werte nochmal deutlich getoppt. Zum ersten Mal in der Bundesligageschichte erzielten zwei Spieler aus einer Mannschaft über 20 Saisontore. Und das deutlich. Mit 28 Toren wurde der Brasilianer Grafite Torschützenkönig – dicht gefolgt von seinem bosnischen Sturmpartner Edin Dzeko. Nicht unerwähnt bleiben sollten dazu die 20 Torvorlagen von Zvjezdan Misimovic.

Edin Dzeko traf 21mal in der Rückrunde. Ailura, CC BY-SA 3.0 AT, 20150331 2026 AUT BIH 2177 Edin Džeko (cropped), CC BY-SA 3.0 AT
Edin Dzeko traf 26mal.
Ailura, CC BY-SA 3.0 AT, 20150331 2026 AUT BIH 2177 Edin Džeko (cropped), CC BY-SA 3.0 AT

Dass am Ende dieser Rekordsaison auch die Meisterschaft für Felix Magath und den VfL Wolfsburg stand, war am Ende der Hinrunde noch nicht zu erahnen. Mit 26 Punkten belegte man den 9. Tabellenplatz. Der Rückstand auf die internationalen betrug 6 Punkte – auf die Tabellenspitze sogar 9. Diese hatte der furiose Aufsteiger TSG Hoffenheim inne. Mit überfallartigen Umschaltspiel über die Sturmreihe Demba Ba, Chinedu Obasi und Vedad Ibesevic lieferte sich die Rangnick-Elf einen Zweikampf an der Spitze mit den punktgleichen Klinsmann-Bayern.

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Ralf Rangnick vor dem Spitzenspiel gegen den FC Bayern

Der Start der Rückrunde war für den VfL Wolfsburg der Startschuss einer phänomenalen Rückrunde – die bis dato beste aller Zeiten. Zwar startete man noch mit einem Unentschieden gegen den 1. FC Köln ins neue Jahr. Jedoch konnte man die darauffolgenden 10 Spiele allesamt gewinnen. Aus 9 Punkten Rückstand zur Winterpause wurden nach 28 Spieltagen 3 Punkte Vorsprung auf die Bayern und den HSV. Highlight dieser langen Serie: der 5:1-Heimerfolg über den FC Bayern. Mit eindrucksvoller Offensivpower wurde der Rekordmeister förmlich überrollt. Unvergessen bleibt hierbei der 5:1-Treffer durch Grafite, der zuvor die gesamte Bayern-Abwehr aussteigen ließ und den Ball am Ende lässig mit der Hacke ins Tor der Münchner trudeln ließ.

Aufstellung gegen den FC Bayern am 26. Spieltag
Aufstellung gegen den FC Bayern am 26. Spieltag

Obwohl das Momentum klar auf Seiten der „Wölfe“ lag, musste man dennoch leicht Federn lassen. Da sich auch die Bayern von ihrer Pleite erholten, trennten die beiden Mannschaft nach 31 Spielen nur noch 2 Tore. Doch der VfL Wolfsburg war in dieser Rückrunde zu stabil. Auch in den letzten 3 Spielen kam die Angriffsmaschinerie ins Rollen und sicherte mit 3 Siegen und 13:1 Toren (gegen namhafte Gegner wie Dortmund und Bremen) die deutsche Meisterschaft. Letztendlich gewann der VfL Wolfsburg 14 von 17 Rückrundenspielen und erzielte dabei 45 Tore.  Sage und Schreibe 37 dieser 45 Rückrundentore erzielte das Duo Grafite & Dzeko.

Platz Team Tore Punkte
1. VfL Wolfsburg 80:41 69
2. FC Bayern 71:42 67
3. VfB Stuttgart 63:43 64
4. Hertha BSC 48:41 63

Teil 2 jetzt verfügbar: Als die Bundesliga noch spannend war (Teil 2)



















Beitragsbild bestehend aus:
Tsutomu Takasu, Luca Toni Bayern, CC BY 2.0
Photo by Tsutomu Takasu, Ashkan Dejagah, Mahir Saglik, VfL Bochum vs VfL Wolfsburg – by Tsutomu Takas, CC BY 2.0
Steffen Flor, Championship celebration Borussia Dortmund 2011, CC BY-SA 3.0
Stefan Baudy from Stuttgart, Germany http://bast-photo.com/, Sami Khedira, CC BY-SA 2.0
 

Co-Founder & Analyst bei ballorientiert

3 Comments

  1. Super Beitrag zu der Vergangenheit der Bundesliga und auch der Rückblick auf die Jahre in denen mehrere Vereine Titelchancen hatten. Das wäre auch für die heutige Zeit wünschenswert für die Bundesliga. Gut geschrieben und aufgebaut – Teil 2 darf gerne kommen.

  2. Pingback: Als die Bundesliga noch spannend war (Teil 2) - ballorientiert

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