Selke schießt Hertha Richtung Klassenerhalt
Im Abstiegsgipfel zwischen der Hertha und dem VfB aus Stuttgart konnten sich am Ende die Männer von Routinier Felix Magath mit 2:0 (1:0) durchsetzen. Wie in unserer Vorschau zum Spiel bereits erwartet, spielte das erste Tor im Spiel eine entscheidende Rolle. Selke war es nach Flanke von Plattenhardt vorbehalten, die Begegnung in Richtung der Berliner zu lenken.
Aufstellungen
Bei der Hertha rutschte im Vergleich zur Vorwoche lediglich Darida für den gesperrten Richter in die Partie. Taktisch blieb man sich treu und änderte wenig am zuletzt stabilen 4-2-3-1.
VfB-Coach Matarazzo ersetzte den verletzten Marmoush mit Corona-Rückkehrer und Kapitän Endo. Die Stuttgarter setzten auf ihr seit Mitte der Rückrunde bewährtes 4-1-4-1 System.
Offensiver Anfang der Hertha wird belohnt
Die Hertha begann dominant. Schon nach drei Minuten wurde es im VfB-Strafraum brenzlig. Der Ex-Stuttgarter Kempf verfehlte nach Eckball von Plattenhardt das Tor nur knapp. Allerdings bekamen die Schwaben auch danach keinen Zugriff auf die Partie. Man kann darüber diskutieren, ob die bereits in den ersten 15 Minuten zwei mehr gelaufenen Kilometer der Berliner Akteure dafür verantwortlich waren. Nicht wegdiskutieren lassen sich aber klare taktische Schwächen in der Raumaufteilung im Spiel gegen den Ball.
Der einrückende Serdar machte für den offensiven Linksverteidiger Plattenhardt die Seite frei. Der VfB fiel auf diesem simplen Kniff Magaths herein. Rechtsverteidiger Stenzel ließ sich mit in das Zenrum ziehen, Flügelspieler Tomás besetzte aber weiterhin stur den Halbraum zwischen Plattenhardt und Kempf. So fühlte sich niemand für den hochschiebenden Plattenhardt verantwortlich. Wenig überraschend fiel genau so das 1:0. Plattenhardt wurde auf dem Flügel freigespielt. Dessen Flanke schießt Selke Richtung Klassenerhalt der Hertha vom langen Pfosten einlaufend ein.
Im VfB-Ballbesitz formierte sich die Hertha im 4-4-2. Boateng rückte häufig neben Selke vor und man konnte den Spielaufbau der Schwaben in der Anfangsphase oft bereits im Keim ersticken.
Umstellung auf 3er-Kette
Durch die Verletzung von Stenzel nach gut 20 Minuten brachte Matarazzo Thommy und stellte damit verbunden auf ein 3-1-4-2 um. Die Hertha reagierte darauf, indem sie sich von nun an klarer im 4-4-1-1 staffelten. Boateng nahm VfB-Kapitän und Sechser Endo oft in Manndeckung. Aus dem Deckungsschatten stach er situativ clever heraus und konnte die andribbelnden Ito und Mavropanos zusammen mit Selke gut stören. Durch die nach und nach etwas defensivere Herangehensweise der Hertha bekam der VfB gegen Ende des ersten Durchgangs zwar ein optisches Übergewicht, ohne aber gefährlich zu werden.
Zum einen waren die Stuttgarter zu ungenau im Passspiel, aber auch das starke Vorwärtsverteidigen von Ascacibar und Tousart im Zentrum verhinderten oftmals ein Vorrücken und Aufdrehen in den Halbräumen.
Variablerer VfB steigert sich
Im zweiten Durchgang agierte der VfB erneut aus einer veränderten Grundordnung heraus. Situativ ließ sich Endo mal in die hinterste Kette fallen. Vor allem aber baute man mitunter im 3-2 auf. Mangala rückte etwas zurück, wodurch man die klaren Berliner Mannorientierungen im Zentrum konterte. In der Folge kam der VfB immer öfter ins letzte Drittel. Der starke Mavropanos setzte zum ein oder anderen Dribbling an, die Berliner wankten.
Belfodil entscheidet das Spiel
Mitte der 2. Halbzeit und durch die Einwechslung des ehemaligen Hoffenheimers Belfodil bekam die Magath-Elf wieder mehr Zugriff auf die Partie. Der dafür weichende Boateng trug vor allem im ersten Durchgang viel für die Berliner Struktur bei, musste aber dem hohen Tempo der Anfangsphase Tribut zollen. Durch den Wechsel hatte der VfB wieder mehr Probleme. Kaum noch gefährlich kam man in Richtung Tor von Lotka. Die sich zwar theoretisch bietenden Halbräume im Berliner Mittelfeld konnte man nicht bespielen. Oft agierte man zu langsam und hatte Schwierigkeiten, das Spiel zu beschleunigen. Außerdem ließ die Passgenauigkeit nach wie vor stark zu wünschen übrig. Auch Durchbrüche auf dem Flügel über den normalerweise starken Sosa konnte man nicht erzeugen. Nach einem Konter entschied Joker Belfodil das Spiel kurz vor Schluss.
Steigt der VfB Stuttgart ab?
Alles in allem ein sicher verdienter Erfolg der Herthaner. Eine starke Anfangsphase krönte Selke nach Flanke vom starken Plattenhardt zum 1:0. Die schwächste Halbzeit der Stuttgarter nach einigen Spielen kam genau zum falschen Zeitpunkt. Trotz Leistungssteigerung konnte man die Ungenauigkeiten nie abstellen.
Der nach der Verpflichtung belächelte Magath hat es geschafft, die Hertha zu stabilisieren. Der Klassenerhalt steht kurz bevor. Im Schwabenland wird man sich hingegen fragen, ob das bedingungslose Festhalten an Matarazzo richtig war. Dennoch hat man nach wie vor den Klassenerhalt in eigener Hand. Dafür muss sich die Leistung – auch vom Trainerteam – aber definitiv steigern. Summa summarum schießt Selke die Hertha Richtung Klassenerhalt.
Spieldaten Hertha BSC – VfB Stuttgart
- Tore 2 – 0
- expected Goals 1,23 – 0,81
- Schüsse (aufs Tor) 7(2) – 12 (5)
- Ballbesitz 44% – 56%
- Passgenauigkeit 71% – 84%
- Gewonnene Zweikämpfe 107 – 90
- Laufleistung (in km) 120,7 – 112,5
- Laufstärkster Spieler S. Ascacibar (12,9 km; Hertha BSC)
- Schnellster Spieler D. Mavropanos (35, 65 km/h; VfB Stuttgart)
Beitragsbild (zugeschnitten):
—Steindy, Hertha BSC vs. West Ham United 20190731 (101), CC BY-SA 4.0