Atlético Madrid – Manchester City 0:0 (0:0) CL Viertelfinale Rückspiel

Ausgangssituation

Im Hinspiel bezwang das Team von Pep Guardiola Atlético Madrid im Etihad Stadium mit 1:0 (0:0). Kevin de Bruyne war nach toller Vorarbeit vom eingewechselten Foden der Matchwinner. Alles in allem war es ein eher chancenarmes Spiel. Gegen das 5-5-0 von Simeones Atletico kam City trotz unglaublicher Dominanz selten hinter die letzte Kette. Am Ende war wohl keines der beiden Teams vollauf zufrieden mit dem Ergebnis.

Am Wochenende ging es vor allem für Guardiolas Männer schon wieder um sehr viel. Im absoluten Spitzenspiel gegen Liverpool musste man sich mit einem 2:2 Unentschieden zufrieden geben. Nicht mal einen Punkt holten die Rojiblancos beim Aufsteiger RCD Mallorca. Mit 1:0 musste man sich geschlagen geben und büßte damit wichtige Punkte im Kampf um die erneute Champions League Qualifikation ein.

 

Aufstellungen

Atlético im 5-4-1 (Lemar neu für Vrsaljko)
City im 4-3-3 (Foden und Walker für Sterling und Aké)
Atletico aktiver als im Hinspiel

Von Anfang an war Atletico besser im Spiel als es vor einer Woche der Fall war. Zwar verzichtete man auch zu Beginn weitestgehend auf Angriffspressing, aber dennoch stand die Elf von Simeone deutlich höher und verteidigte vor allem mit den beiden Halbverteidigern Reinildo und Savic mutig nach vorne, um den eigenen 6er-Raum, den häufig Kondogbia ziemlich weiträumig verteidigen musste, zu unterstützen und die spielstarken 8er de Bruyne und Gündogan nicht aufdrehen zu lassen.

 

Gewohnte Guardiola-Struktur

Im tiefen Spielaufbau bei Gegnerdruck agierte Walker als klassischer RV, hatten sie Atletico aber in die eigene Hälfte gedrängt und das Spiel beruhigt, schob er neben Stones zum RIV herein, sodass sich eine 3er-Kette im Aufbau ergab. Mahrez hielt die rechte Bahn und sorgte für Breite. Auf der linken Seite wechselten sich der als Linksaußen startende Bernardo Silva mit dem LV Cancelo ab – einer von beiden rückte immer ein und der andere besetzte den Flügel.

 

Kokes Hybrid-Rolle
Gegen den Ball im zentralen Mittelfeld – mit als RV

 

Bei Ballbesitz Oblak schob Koke häufig nach hinten rechts, um das Tempo vom etatmäßigen RAV Llorente in höheren Räumen nutzen können. Der gegen den Ball rechts spielende Griezmann unterstütze dafür Felix etwas mehr im Zentrum. Auf der linken Seite agierte Lodi als Pendant zu Llorente und Reinildo gab den linken Part in der 4er-Kette.

 

 

Atletico mit zunächst gutem Ballbesitz gg Citys 442

Das eher nicht für seine Ballzirkulation bekannte Madrid schaffte es mit ihrer etwas ungewohnten Herangehensweise in der 1. Hälfte zu Beginn recht häufig das hohe Zustellen von City zu umspielen. Mit oft direkt gespielten Bällen – viele über den starken Lemar – überspielte man das 442 (de Bruyne neben Foden beim Anlaufen) durchaus stark. Die große Torgefahr entstand dadurch aber nicht. Dennoch konnte man nach gut 20 Minuten 40% Ballbesitz verzeichnen – durchaus bemerkenswert für ein Duell Simeone gegen Guardiola.

Peps Umstellung sorgt für mehr Kontrolle
Überladen des Mittelfeldzentrums

Guardiola war offensichtlich nicht wirklich einverstanden mit der Anfangsphase seiner Mannschaft. Nach gut 20 Minuten stellte er um. Walker gab noch klarer den RIV im Spielaufbau, Silva und Foden wechselten Positionen – wobei aber Silva deutlich tiefer agierte als Foden zuvor. Oft überlagerte er mit Mahrez die rechte Seite. Zusammen mit de Bruyne und Gündogan wechselte er die Positionsbesetzung gefühlt minütlich. Einer der Dreien sorgte immer für Tiefenläufe in die Spitze aus dem Zentrum heraus.

Die Umstellung machte sich schnell bemerkbar. Es dauerte nicht lange als nach tollen Zusammenspiel von Silva und Mahrez auf der rechten Seite Walker aus seiner Halbverteidigerposition ausbrach und von Mahrez in den 16er geschickt wurde. Gündogan traf nach der Hereingabe nur den Pfosten.

In der Folge dominierte City immer mehr den Ball – ohne sich Chancen zu erarbeiten. Atletico wirkte etwas müder und wurde von Minute zu Minute wieder passiver wie im Hinspiel. Im 541 igelten sie sich hinten ein und waren froh über den Pausenpfiff. So waren es zur Halbzeit doch wieder die gewohnten 70% Ballbesitz für Man City.

 

Simeones Reaktionen zur Halbzeit greifen
Gegen den Ball im 4-4-2, mit Ball im 3-1-4.2

Gegen den Ball spielte Atletico in der 2. Halbzeit eine Art 442 mit Koke neben Felix in vorderster Front. Atletico presste sehr hoch. Der für den Spielaufbau der Skyblues so wichtige Rodri wurde konsequent angelaufen, sodass er nicht in eine spieloffene Stellung kam und das Ballbesitzspiel der Pep-Elf diktieren konnte. Mit dem Ball hingegen gestalteten sie es im 3er-Aufbau mit Kondogbia als alleinigem 6er.

 

City gibt Dominanzanspruch komplett auf
Mit Ball im 2. Durchgang im 4-Raute-2 (breit)

Pep stellte auf ein klassisches 4-Raute-2 um. Nur, dass die beiden Flügelstürmer Mahrez und Foden sich auch weiterhin sehr breit positionierten anstatt die Zentrale offensiv zu besetzen. Allerdings kam man kaum noch in das spielstarke Zentrum. Bereits Ederson schlug die meisten Bälle sofort lang – während er im Hinspiel tatsächlich eine Passquote von 100% hatte, kam er diesmal nur noch auf etwa 60%. Auch die Einwechslung von Sterling und die damit verbundene erneute Umstellung zum 433 half nicht.

 

Verkehrte Welt

Tatsächlich konnte man seinen Augen kaum trauen – Atletico war die klar dominante Mannschaft im 2. Durchgang. Bis auf einen Konter kurz vor Schluss hatte City offensiv rein gar nichts und blieb (verhältnismäßig )komplett ohne Zugriff auf das Spiel. Die Männer von Simeone kämpften bis zum Schluss aufopferungsvoll und dominierten die Guardiola-Elf wie nur ganz wenige zuvor. Angesichts der 3 zuvor gespielten Halbzeiten im Champions League Viertelfinale zwischen den beiden Teams eine sicherlich sehr überraschende Wendung. Atletico schaffte es immer wieder, das 442/4411 gegen den Ball von Manchester zu überspielen und sicherte sich unglaublich viele zweite Bälle. Belohnt wurden sie nicht – aber auf die 2. Halbzeit kann man durchaus stolz sein.

53% Ballbesitz sowie 13 zu 2 Torschüsse zu Gunsten der Simeone-Elf unterstreichen dies.

 

Fazit

Schon in der 1. Halbzeit agierte Atletico bereits konstruktiver und offensiver als im Hinspiel. Dennoch gelang es City nach kurzer Anlaufzeit, die Partie nahezu komplett zu kontrollieren – wenn auch ohne oft Durchbrüche in den 16er zu erzeugen. Im 2. Durchgang gestaltete es sich komplett anders. Madrid verteidigte von nun an mit 4er-Kette und baute mit 3 Mann auf – genau umgekehrt wie in Durchgang 1. Die Simeone-Elf übernahm das Kommando. Selbstverständlich mit weitaus weniger Raffinesse im Ballbesitzspiel als die Skyblues (deutlich größere Passabstände z.B.), das Spiel gegen den Ball war aber nahezu perfekt. Selten schaffte es ein Team, eine Guardiola-Elf dermaßen früh und aktiv unter Druck zu setzen wie die Rojiblancos. Der Erfolg blieb aus – dennoch zeigte man eine tolle Leistung, die eine Verlängerung verdient gehabt hätte.

 

Ausblick

Für Manchester City geht es Schlag auf Schlag weiter. Im Halbfinale trifft man auf Real Madrid – ob es dieses Mal für den 1. Triumph in der Champions League reicht? In der Liga ist man nach wie vor auf Platz 1. Dicht gefolgt von Liverpool – nachlassen nicht erlaubt.

Atletico Madrid hingegen muss noch um die Qualifikation für die nächste Champions League Saison bangen. Aktuell steht man auf Platz 4, der Vorsprung auf die Plätze danach ist aber nur gering.

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