SpVgg Bayreuth: zwischen Euphorie und Unsicherheit?
„Wir müssen aufpassen, dass wir die Euphorie und das Selbstvertrauen nicht verspielen, bevor es überhaupt losgeht.“
– Geschäftsführer Wolfgang Gruber via “anpfiff.info”
So mahnte Wolfgang Gruber, Geschäftsführer der SpVgg Bayreuth, nach dem blutleeren Auftritt beim Testspiel zu Hause gegen den Regionalligisten Lok Leipzig. Denn nach der bayerischen Amateurmeisterschaft und der der damit verbundenen Rückkehr in den Profifußball mussten die Bayreuther den ersten kleinen Dämpfer hinnehmen. Nicht nur Aufstiegstrainer Timo Rost sondern auch Spielmacher Ivan Knezevic sowie Tim Danhof veränderten sich in Richtung Aue.
Thomas Kleine neuer Trainer der SpVgg Bayreuth
Nach intensiver Trainersuche entschied man sich für den ehemaligen Fürther Kapitän Thomas Kleine. Was einige auf den ersten Blick verwunderte, macht auf den zweiten Blick durchaus Sinn. Denn mit Kirsch, Golla, Maderer und Steininger trifft der neue Trainer auf alte Bekannte. Von 2015 bis 2017 trainierte Kleine das Quartett bereits bei der zweiten Mannschaft der SpVgg Greuther Fürth.
Der damals 18-jährige Stefan Maderer knipste in der Regionalliga Bayern-Saison 2015/2016 ganze 18-mal unter Kleine. Nur sein heutiger Sturmkollege Markus Ziereis traf in dieser Serie einmal mehr für Jahn Regensburg. |
Anschließend assistierte Kleine über 4 Jahre lang bei Fortuna Düsseldorf u.a. Trainerlegende Friedhelm Funkel, der nur positiv über die Arbeit seines Co-Trainers berichtete.
Durchschnittliche Vorbereitung
Nun will der 44-jährige bei seiner ersten Profi-Trainerstation in Bayreuth selbst die Zügel in die Hand nehmen. Dabei will Kleine an der Spielidee seines Vorgängers anknüpfen: disziplinierte Arbeit gegen den Ball und schnelles Umschaltspiel nach Vorne.
Dass im Spiel nach Vorne noch etwas der Schuh drückt, zeigte die Vorbereitung auf die neue Saison. Einem respektablen 0:0 gegen Jahn Regensburg, folgte eine 1:4-Niederlage am Böllenfalltor bei Darmstadt 98. Mehr Grund zur Sorge gaben die beiden Tests gegen die Regionalligisten Lok Leipzig und Energie Cottbus. Zwar standen gegen Leipzig viele Spieler aus der 2. Reihe von Beginn auf dem Rasen des Hans-Walter-Wild-Stadions. Dennoch erhoffte man sich mehr als eine verdiente 0:2-Heimniederlage. Die Lösungen mit Ball fehlten. Mehr Torchancen erspielte man sich mit fast voller Kapelle bei der Generalprobe gegen „Pele“ Wollitz‘ Energie Cottbus. Zwar war es der Regionalligist, der über weite Teile das Spiel bestimmte. Nichtsdestotrotz zeigte sich Kleine nicht unzufrieden über das 1:1-Unenschieden vor dem Drittliga-Auftakt in Ingolstadt.
Aufstiegsfavorit FC Ingolstadt
Beim Gastspiel in Oberbayern bedarf es sicherlich einer Leistungssteigerung, will man Punkte aus dem Audi-Sportpark entführen.
Ohnehin gilt der Absteiger aus der 2. Bundesliga als einer der Favoriten in der diesjährigen 3. Liga. An der Seitenlinie des FC Ingolstadt steht ein echter Kenner der Liga. Bereits über 200 Spiele coachte Rüdiger Rehm in der 3. Liga. Höhepunkt: der Aufstieg mit dem SV Wehen-Wiesbaden im Jahr 2019. Obwohl Rehm den Abstieg mit dem FCI vergangene Saison nicht mehr verhindern konnte, traut man ihm nun den Wiederaufstieg zu. Helfen dabei soll der laut „transfermarkt.de“ drittwertvollste Kader der Liga. Besonders aufpassen muss die Bayreuther Defensive auf Stürmerneuzugang Pascal Testroet. Der 31-jährige erzielte in den vergangenen 4 Jahren 44 Tore – wohl gemerkt in der 2. Liga! Bedient werden soll der erfahrene Knipser von Linksaußen Maximilian Dittgen. Aufgrund von muskulären Probleme wird der Neuzugang vom FC St. Pauli wohl zunächst von der Bank kommen. Bereits fest steht der Ausfall seines Pendants auf der rechten Seite David Kopacz. Mangels Alternativen auf der Außenbahn dürften die Ingolstädter in Rehms eigentlich flügellastigen
4-4-2 auf Kreativität aus dem Mittelfeldzentrum um Kapitän Schröck angewiesen sein. Naturgemäß wird der Favorit aus Ingolstadt mit viel Ballbesitz versuchen, das Abwehrbollwerk des Aufsteigers zu zermürben, um die beiden Sturmspitzen in vielversprechende Abschlusssituationen zu bringen.
SpVgg Bayreuth setzt auf Konter
Dass der FC Ingolstadt größtenteils den Ball haben wird, dürfte den Gästen aus Bayreuth entgegenkommen.
Denn wie bereits erwähnt – und auch in den Testspielen gesehen – fühlt sich die „Oldschod“ in abwartender Rolle wohler. In einem kompakten 4-2-3-1 (bzw. gegen den Ball 4-4-2) wird sich die Kleine-Elf mutmaßlich zunächst auf das Konterspiel beschränken. Wichtig für die SpVgg Bayreuth wird neben disziplinierter Defensivarbeit das Verhalten bei eigenem Ballbesitz sein. Die Balance zwischen schnellem Umschaltspiel und erholenden Ballbesitzphasen ist dabei von hoher Bedeutung. Prädestiniert für diese Aufgabe ist Neuzugang Eroll Zejnullahu. Der 27-jährige Kosovare verfügt über herausragende technische Fähigkeiten. Sowohl seine schnellen Steckpässe in die Tiefe als auch seine enge Ballführung können für die SpVgg Bayreuth je nach Situation sehr wertvoll sein. Dass man mit dem eingespielten Offensiv-Trio um Nollenberger, Ziereis und Steininger jederzeit dazu in der Lage ist, gefährliche Nadelstiche zu setzen, ist auch Schanzer-Trainer Rehm bewusst. Nicht umsonst wurden die Bayreuther in der vergangenen Saison der beste Regionalliga Bayern-Meister seit Bestehen der Liga und erzielten dabei über 100 Tore.
Bayreuther Geschlossenheit gegen Ingolstädter Klasse
Obwohl die Bayreuther Vorbereitung nicht optimal verlief, reist man mit großer Vorfreude nach Ingolstadt. Zumal man mit Cottbus und Leipzig auf zwei ambitionierte Regionalligisten traf, bei denen der ein oder andere Drittligist ebenfalls seine Probleme hätte. Obendrein trifft man mit dem FCI auf einen Gegner am 1. Spieltag, bei dem man rein gar nichts zu verlieren hat. Großer Vorteil der SpVgg Bayreuth dürfte die Eingespieltheit der Mannschaft sein. Im Großen und Ganzen konnte man den Kern der Mannschaft um Kapitän Kirsch halten und sich sogar punktuell in der Spitze und Breite verstärken.
Ganz unterschiedlich. Das beste Stilmittel waren 3-4 Luftaufnahmen von Aue. Und die Bewusstseinsmachung, dass man ganz viel aufgeben muss, wenn man dahin geht als Fußballer. Eine tolle Struktur. Ein Riesenstadion. Wahnsinnsgeld dahinter. Aber die Region – da muss man schon hinwollen.
– SpVgg Bayreuth-Geschäftsführer Wolfgang Gruber mit einem Augenzwickern via „19:21 – Der Oldschdod Talk“ auf die Frage, wie man Spieler-Abwerbungsversuche aus Aue abwehre
Auf der Gegenseite steht der klare Favorit aus Ingolstadt. Nachdem Abstieg aus der zweiten Liga gab es weit über 20 Kaderbewegungen bei den Oberbayern. Auch wenn sich die Mannschaft noch in der Findungsphase befindet, ist die hohe Qualität unbestritten. Ziel Bayreuths dürfte es sein, die Mitte dicht zu machen und das Ingolstädter Spiel auf den Flügel zu lenken. Bei Balleroberungen soll es dann schnell in die Spitze gehen. Der FCI hingegen wird versuchen, die SpVgg Bayreuth in die eigene Hälfte zu drängen und mit aggressiven Gegenpressing dort einzuschnüren. Früher oder später könnte sich die Klasse des Favoriten durchsetzen.
Abschließend kann man sagen: die Rollen sind klar verteilt! Absteiger gegen Aufsteiger. Aufstiegsaspirant gegen Abstiegskandidat. Der Druck dürfte ganz klar beim FC Ingolstadt liegen, während der Underdog aus Bayreuth mit der Aufstiegseuphorie im Rücken befreit aufspielen kann.
Prognose: die Bayreuther werden einen ihrer gefährlichen Konter verwerten und mit 1:0 in Führung gehen. Allerdings wird der Druck der Ingolstädter zu groß, um ohne Gegentor davonzukommen. 1:1!
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