SpVgg Bayreuth – mit mehr Mut zum Klassenerhalt?

Tabellenletzter, aber mit allen Chancen

Dass die Rückkehr in den Profi-Fußball für die SpVgg Bayreuth nach 32 Jahren Abstinenz angesichts der klaren Außenseiterrolle keine einfache würde, schien von vornherein klar. Demensprechend wenig überraschend findet sich die „Oldschdod“ mitten im Abstiegskampf der 3. Liga wieder. Eine Tatsache, die einerseits nicht zufriedenstellt, aber anderseits Hoffnung macht. Denn der erste Nicht-Abstiegsplatz ist für den Tabellenletzten mit lediglich drei Punkten Rückstand in greifbarer Nähe. Somit hielt man sich für die restlichen 21 Spieltage noch alle Chancen offen, das große Saisonziel zu erreichen.

Nichtsdestotrotz können wir mit der Punkteausbeute natürlich nicht zufrieden sein. Wir hätten uns vorgestellt, 6-7 Punkte mehr zu haben.

– Geschäftsführer Sport Michael Born via „19:21 – Der Oldschdod Talk“

Um den sofortigen Wiederabstieg in die Regionalliga Bayern zu verhindern, bedarf es allerdings einer klaren Leistungssteigerung der Mannschaft von Trainer Thomas Kleine. Insbesondere in der Offensive war man über den Großteil der bisherigen Saison zu harmlos.

Schwächste Torquote Deutschlands

Mit einer Torquote von 0,61 Toren pro 90 Minuten stellt man den schwächsten Angriff in Deutschlands Profiligen. Das liegt zum einen daran, dass man sich zu ineffizient bei der Chancenverwertung zeigt. Laut Expected Goals (statistisch erwartbare Tore anhand der Chancenqualität) hätten die Bayreuther Chancen für über 15 statt nur 11 erzielten Toren gehabt.




Wie es laufen kann, zeigt das Beispiel Waldhof Mannheim. Der Tabellenachte erspielte sich mit über 17 einen nicht wesentlich höhen xG-Wert als die Bayreuther. Der große Unterschied: statt mit vier Toren zu underperformen, erzielten die Mannheimer fast sechs Tore mehr als erwartet. Trotz geringem Unterschied bei den Expected Goals stehen bei Waldhof mehr als doppelt so viele Tore wie bei der „Oldschdod“.
„Wer nicht schießt, kann nicht treffen.“ – eine alte Fußball-Weisheit, die sich in diesem Zusammenhang bewahrheitet. Auch wenn die Mannheimer aus den durchschnittlich schlechtesten Abschlusspositionen der Liga Maß nehmen, so kommen sie immerhin auf fast 11 Schüsse pro 90 Minuten. Was bereits unter dem Ligadurchschnitt liegt, unterbietet die SpVgg Bayreuth nochmals deutlich. Lediglich 9 Schüsse produziert der Aufsteiger pro 90 Minuten Richtung gegnerisches Tor. Zu oft trifft man im letzten Drittel die falsche Entscheidung und lässt eigentlich aussichtsreiche Positionen im Sande verlaufen. Chancen, die weder in der Schuss- noch Expected Goals-Statistik auftauchen und Thomas Kleine zur Weißglut bringen dürften.

Probleme im eigenen Ballbesitz

Unabhängig von Chancenverwertung und Entscheidungsfindung tun sich die Bayreuther noch sehr schwer mit dem eigenen Ballbesitzspiel. Zwar sind 44% Ballbesitz für einen Aufsteiger kein ungewöhnlicher Wert. Wie man jedoch den eigenen Ballbesitz ausspielt, stimmt nachdenklich. Kein Team in der 3. Liga ist weniger effizient, wenn es darum geht, den eigenen Positionsangriff in einen Torschuss umzuwandeln. Gegen die geordnete Defensive des Gegners findet man nur selten kreative Lösungen, um in die gefährlichen Halbräume zu kommen. Stattdessen muss häufig die Halbfeldflanke Richtung Sechzehner herhalten. Da die Bayreuther Flanken nur in nur 22% der Fälle den Mitspieler erreichen, stehen in der Folge nur zwei magere Tore aus dem eigenen Positionsspiel.

Konterstark

Deutlich besser läuft es für die SpVgg Bayreuth, wenn man den Gegner ungeordnet erwischt. Dank einer überdurchschnittlichen Kontereffizienz und einem pfeilschnellen Alexander Nollenberger konnte man bereits starke sechs Tore nach Ballgewinn erzielen.

Zu wenig Risiko gegen den Ball?

Um diese Stärke in Zukunft noch häufiger zu nutzen, muss die „Oldschdod“ ihr Spiel gegen den Ball intensivieren. Zwar setzt man vereinzelt auf Pressingmomente im Mittelfeld. Jedoch zeigt man sich über weite Strecken zurückhaltend beim gegnerischen Ballbesitz und scheut das Risiko des offensiven Verteidigens. Nur der VfB Oldenburg und Borussia Dortmund II verbuchen weniger Balleroberungen im Angriffsdrittel.

Diese Zurückhaltung macht sich auch bei eigenen Ballverlusten bemerkbar: trotz der geringsten Ballbesitzanteile der Liga musste man bereits acht Kontergegentore schlucken. Ein klarer Hinweis darauf, dass das Verhalten bei Ballverlust, insbesondere das Gegenpressing, nicht funktioniert.

Was macht Mut?

Es ist sicherlich nicht überraschend, dass bei einem Tabellenletzten viele Performance-Daten enttäuschen. Zumal die SpVgg Bayreuth ein Verein ist, der lange Zeit nichts mit dem Profigeschäft zu tun hatte. Selbiges gilt für die Spieler, die in dieser Liga über die geringste Erfahrung aller Mannschaften verfügen.




Mut macht allerdings die Geschlossenheit, mit der die Bayreuther Woche für Woche auftreten. Als bestes Beispiel ist der bisherige Saisontiefpunkt Saarbrücken zu nennen, als man mit 0:6 im heimischen Hans-Walter-Wild-Stadion unterging. Statt in ein Loch zu fallen, reagierte die SpVgg Bayreuth mit ihrer stärksten Phase bisher, als man in den darauffolgenden sieben Spielen neunmal punktete und nur zweimal verlor. Ein Punkteschnitt, der in der Restserie womöglich zum Klassenerhalt reichen könnte.

Ein weiterer Punkt ist das Spielglück, das den Bayreuther bisher verwehrt blieb. Nicht nur, dass bisher in keiner Partie ein eigenes zweites Tor gelingen wollte. Darüber hinaus hatte man auch viel Pech mit Schiedsrichterentscheidungen. Laut Liga3-Online blieben der „Oldschdod“ in dieser Saison schon acht Elfmeterpfiffe zu Unrecht verwehrt, während man selbst von keiner einzigen Fehlentscheidung profitierte. „Im Laufe einer Saison gleicht sich alles aus.“ Sollte sich auch diese Weisheit bewahrheiten, so können sich die Bayreuther Fans auf viele Glücksmomente im neuen Jahr freuen.

Restart vorentscheidend im Abstiegskampf?

Ob die SpVgg Bayreuth bis zum Ende der Saison auf den Klassenerhalt hoffen darf, werden die wichtigen Partien zum Restart gegen die direkten Konkurrenten Dortmund II und Aue mitentscheiden. Bei zwei Niederlagen dürfte es angesichts des Folgeprogramms mit Ingolstadt, Freiburg II und Wiesbaden zu einer echten Mammutaufgabe werden. Aufgrund der guten Ergebnisse in der Wintervorbereitung trotz widriger Bedingungen ist daran allerdings nicht zu denken. Thomas Kleine zeigte sich via anpfiff.info jedenfalls zufrieden mit der Arbeit seiner Mannschaft.

Manchmal habe ich den Eindruck, ich bin der Einzige in diesem Land, der mehr ans Training glaubt als an Transfers.

– Jürgen Klopp

Inwiefern man die offenen Baustellen schließen konnte, wird sich am Sonntag auf dem Rasen des Hans-Walter-Wild-Stadions zeigen. Sollten die Bayreuther die gewohnte Leidenschaft und den nötigen Mut zum Risiko an den Tag legen, so könnte es der Auftakt zu einem langen Weg Richtung großem Ziel Klassenerhalt werden.

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Quellen:
wyscout.com
instat.com
transfermarkt.de
whoscored.com

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