Obwohl er schon fast anderthalb Jahre beim FC Bayern spielt, bin ich immer wieder überrascht, welch positiven Einfluss Konrad Laimer auf die Mannschaft ausübt. Und zwar nicht nur gestern und nicht nur wegen seines Tores, sondern schon über die gesamte bisherige Saison.
Es ist sinnbildlich für sein Spiel, dass sein gestriger Treffer aus einer von ihm mitinitiierten Pressingaktion und unmittelbar vor seinem Abschluss aus der Aufnahme eines zweiten Balles entsteht – schließlich ist das Gegenpressing Laimers große Stärke. So war der 27-Jährige nicht nur in den wichtigen Spielen gegen Donetsk, Leverkusen, Dortmund und Paris der Münchner mit den jeweils meisten Defensiv-Zweikämpfen auf dem Feld. Über die bisherige Saison hinweg führt der Österreicher ohnehin in allen Wettbewerben mit fast neun Defensiv-Duellen pro 90 Minuten für den FCB.
Anfangs war ich bezüglich seiner zunehmenden Startnominierungen wieder einmal skeptisch, weil er doch spielerisch im Vergleich zu Guerreiro etwas abfällt. Doch Kompanys Kompromiss zugunsten der defensiven Stabilität scheint sich auszuzahlen: In den neun Partien mit Laimer in der Startelf kassierten die Bayern nur 0,44 Gegentore pro Spiel und hielten in 56 % der Fälle die Null. Hingegen waren es in den 13 Partien ohne Laimer in der Startelf 1,2 Gegentore pro Spiel bei lediglich 46 % ohne Gegentor. Offensichtlich scheint seine hohe Aggressivität im Zweikampf und sein Tempo (34,5 km/h) als Rechtsverteidiger der bayerischen Restverteidigung gutzutun.
Dass Laimer diese Stärken auch immer wieder gegen starke Gegner ins Bayernspiel einbringt, macht ihn derzeit so wertvoll. Trotzdem bleibe ich aufgrund seiner Defizite mit Ball – Guerreiro spielt rund vier erfolgreiche, raumgewinnende Pässe pro 90 Minuten mehr – skeptisch. Auf der anderen Seite kann Guerreiro (führt nicht einmal die Hälfte der Defensiv-Duelle) nicht ansatzweise mit der Aggressivität Laimers mithalten, weshalb ich trotz meiner Bedenken gerne anerkenne, wie gut Laimer dem FC Bayern immer wieder tut.