Jüngster Kapitän, besser als Xabi Alonso und Toiletten-Flucht vor Marco Reus – das ist der neue Chef im Gladbacher Mittelfeld Julian Weigl. Alles über den 27-Jährigen erfahrt im Folgenden.
- Von Oberbayern über Dortmund in die Nationalmannschaft
- Die Connection Farke – Weigl – Tuchel
- Spielerprofil Julian Weigl – Ankersechser
- Darum passt Julian Weigl perfekt nach Gladbach
Von Oberbayern über Dortmund in die Nationalmannschaft
Der in Bad Aibling geborene Weigl wechselte 2010 in das NLZ der Münchener Löwen. Nur 3 Jahre später debütierte er bereits im Zweitligateam der „60er“, bei denen er sich sofort als Stammkraft etablieren konnte. Mit nur 18 Jahren wurde Julian Weigl zur Saison 14/15 zum jüngsten Mannschaftskapitän der „Löwen“ ernannt – diese Rolle währte aber nur zwei Spieltage. Aus disziplinarischen Gründen verlor Weigl die Binde schnell wieder. Nach einer turbulenten Saison und dem Klassenerhalt in der Relegation folgte der Wechsel zum BVB. Als Perspektivspieler – dachte man. Es kam allerdings ganz anders.
Als „No Name“ kam Weigl ins Trainingslager der Dortmunder. Zimmerkollege war Marco Reus, wovon Weigl laut eigenen Aussagen sehr überrascht war und dementsprechend schüchtern sich verhielt. „Ich bin immer mit meinem Handy und einem Magazin runter in die Lobby und hab da die Toilette benutzt.“ Die Anfangsnervosität wich schnell – noch heute sind Weigl und Reus befreundet. Sportlich überzeugte der defensive Mittelfeldspieler im Dortmunder Trikot auf Anhieb. Nicht wenige waren überrascht als der damals 19-Jährige am 1. Spieltag gegen Borussia Mönchengladbach in der Startelf des BVBs zu finden war. Im 4-1-4-1 agierte Weigl als zentraler Part vor der Abwehrkette und war von Beginn an Schaltzentrale der Dortmunder.
Nach einer herausragenden Saison – später mehr dazu – folgte zwangsläufig auch das Debüt in der Nationalmannschaft, mit der er 2016 sogar bei der EM in Frankreich teilnahm. Nach dem Weggang Tuchels hatte Weigl erstmals in seiner Karriere mit sportlichen Rückschlägen zu kämpfen. Bei Nachfolger Bosz gab es die klassische Sechserrolle nicht, Lucien Favre setzte auf physischere Spielertypen im Mittelfeldzentrum. Deshalb folgte im Januar 20 der Wechsel nach Portugal zu Benfica Lissabon. (Wie sich Weigls Ex-Club unter Roger Schmidt schlägt erfahrt ihr hier) Nach 2,5 Jahren als Stammkraft folgte jetzt der Wechsel nach Gladbach.
Die Connection Farke – Weigl – Tuchel
Seine bislang sportlich beste Zeit erlebte Julian Weigl beim BVB unter Thomas Tuchel. Trainer der U-23 damals? Richtig, Daniel Farke – die beiden Trainer teilten nicht nur den Verein, viel mehr teilen sie sehr ähnliche Ansichten in Sachen Fußball und Spielphilosophie. Farke und Tuchel schätzen sich aufgrund der erfolgreichen Zusammenarbeit heute noch. Mit 78 Punkten spielte der BVB unter Tuchel die stärkste Bundesligasaison der letzten 10 Jahre. Schlüsselspieler damals war Julian Weigl. In dessen Debütsaison in „schwarz-gelb“ absolvierte er 51 von 56 möglichen Spielen im defensiven Mittelfeldspieler als Bindeglied zwischen Defensive und Offensive.
Ich bin begeistert von Weigl.
Pep Guardiola über Julian Weigl, an dem er mit Manchester City Interesse hatte.
Vor allem aufgrund seiner außergewöhnlichen Spielintelligenz begeisterte er im BVB-Dress schon mit 19 Jahren diverse Fußballliebhaber. Mit seinen Finten, kurzen Dribblings und Spielverlagerungen wurde er zum essenziellen Bestandteil des Dortmunder Aufbauspiels. Als Vorbild nennt Weigl unter anderem Xabi Alonso. Mit 214 Ballkontakten in einem Bundesligaspiel konnte der Gladbacher Neuzugang dessen Rekord 2016 sogar knacken. Zu jener Zeit wurde Weigl auch mit internationalen Topteams wie Barcelona, Man City und PSG in Verbindung gebracht. Er entschied sich aber für einen Verbleib in Nordrhein-Westfalen.
Spielerprofil Julian Weigl – Ankersechser
Julian Weigls Bewegungsradius im Spiel ist klar definiert. Der 27-Jährige fühlt sich im Zentrum am wohlsten. Am besten funktioniert er entweder als alleinige Sechs im 4-1-4-1 oder aber auch neben einem Box-to-Box-Spieler. Weigls Offensivdrang hält sich in Grenzen, was auch ein Blick auf die Statistik zeigt – lediglich 3 Torvorlagen verbucht der Neu-Fohle in seinen bisherigen 118 Bundesligaeinsätzen. Seine Stärken hingegen liegen klar im Spielaufbau. Julian Weigl spielt viele progressive Pässe und Bälle ins letzte Drittel. So lieferte er beispielsweise 15/16 beim BVB die meisten Pre-Assists der Liga.
Charakteristisch für das Positionsspiel Weigls ist seine Ballnähe. Je nach Situation bewegt er sich klug nach links und rechts, um situative Überladungen auf dem Flügel herzustellen. Auch für ein erfolgreiches Gegenpressing sorgt er dadurch – ansonsten überzeugt er gegen den Ball durch ein gutes Stellungsspiel, dafür eher weniger durch eine aggressive Zweikampfführung. Besonders gerne sucht der gebürtige Bayer Zwischenräume inmitten der gegnerischen Mannschaftsteile. Mit einem guten Aufdrehverhalten ist er eigentlich immer die erste Anspielstation für seine Innenverteidiger.
Darum passt Julian Weigl perfekt nach Gladbach
Kein Zufall, das Weigl absoluter Wunschspieler von Daniel Farke war. Der Neuzugang aus Portugal passt perfekt in die Spielphilosophie des Fohlen Trainers. Bereits bei Weigls Startelfdebüt in Freiburg ließ er erahnen, weshalb. Mit 11,6 gelaufenen Kilometer war er nicht nur der laufstärkste Gladbacher Akteur. Vielmehr war er auch im Spielaufbau bereits fest eingebunden. Mit 90 Ballaktionen im Spiel steht er statistisch nur hinter Upamecano und Pavard vom Rekordmeister aus München. Weigls Spielerprofil kann man getrost als Ballmagnet und Passmaschine zusammenfassen.
Auch sein Positionsverhalten passt ideal zum Spiel der Borussia. Gerne baut Weigl im 2-1 auf oder lässt sich je nach Gegnerverhalten nach rechts oder links in die erste Aufbaulinie abkippen um mit 3 Mann auf einer Linie zu eröffnen. Ähnliche Muster konnte man im Gladbacher Spiel auch bereits erkennen. Der vielleicht größte Mehrwert Weigls für die Borussia sind seine diagonalen Eröffnungen. Mit klugen Verlagerungen kann er das Spiel der Farke-Elf auf ein neues Level heben, die in manchen Phasen der Saison noch zu kleinräumig und engmaschig denken und spielen.
Ob der im Gladbacher Zentrum bereits hohen vorhandenen Qualität, wurde Weigls Verpflichtung anfangs in manchen Teilen kritisch beäugt. Mittlerweile ist man sicherlich froh, den spielstarken „6er“ im Team zu haben. Spätestens seit den längerfristigen Ausfällen von Neuhaus und Itakura. Julian Weigl bringt für das Spiel der Fohlen neue Qualitäten mit und wird vor allem Spielaufbau und Spielbeschleunigung des Teams von Daniel Farke auf ein höheres Level heben.
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