Es hört sich blöd an, aber wir sehen schon, dass wir in der Liga konkurrenzfähig sind.
Diese Meinung hat Braunschweigs defensiver Mittelfeldspieler Jannis Nikolaou nicht exklusiv. Auch Holstein Kiels Trainer Marcel Rapp sprach nach dem 3:0 Sieg über die Eintracht vom bekannten Quäntchen Glück, das am Ende ausschlaggebend war. Auch wir vom Fußballmagazin ballorientiert haben die Niedersachsen noch nicht abgeschrieben.
5 Gründe, die Eintracht Braunschweig Mut machen:
Expected Goals – Chancen sind da
0 Tore nach 4 Spielen – betrachtet man diese Statistik, könnte man zu dem Schluss kommen, dass in Braunschweigs Offensivspiel wenig zusammenläuft. Die Realität sieht anders aus – deutlich anders! Der xG-Wert (Expected Goals/erwartete Tore) listet die Eintracht in der laufenden Saison auf Platz 2 der Liga. Die Torchancen der Löwen waren bislang für knapp 8 Tore gut. Mehr konnte nur der HSV kreieren. Die Verwertung ist das große Problem. Zum Vergleich: St. Pauli erzielte aus 5 xG ganze 9 Tore. Insgesamt konnte das Team von Schiele bislang 64-mal auf das gegnerische Tor feuern. Lediglich der Ertrag fehlt.
Erspielt man sich weiterhin so viele Offensivszenen und Abschlüsse, wird der Ball zwangsläufig bald reingehen. Dann kann der Knoten platzen.
Schwieriges Auftaktprogramm
Platz 2, 3, 4 und 5. Auf diesen Plätzen stehen die bisherigen Ligagegner der Löwen. Gegen den Topfavoriten vom HSV (0:2) war man lange Zeit die gefährlichere Mannschaft und unterlag am Ende unglücklich und auch unverdient. In Heidenheim (0:3) brachte ein Eigentor das Team früh auf die Verliererstraße. Gegen Darmstadt (0:1) war man zwar unterlegen, kassierte das Gegentor aber erst in den Schlussminuten. Beim letzten Spiel in Kiel (0:3) ging man mit der ersten Chance des Gegners in Rückstand und konnte in der 2. Halbzeit beste Gelegenheiten nicht nutzen. Keiner der genannten Teams wird am Ende etwas mit dem Abstiegskampf zu tun haben.
Die Gegner auf Augenhöhe kommen noch – spätestens dann sind Punkte aber Pflicht.
Offenes Transferfenster
Transfermarkt.de listet den Marktwert der Braunschweiger aktuell auf Platz 18 der Liga. Nachdem man im letzten Jahr gute 3. Ligaspieler hatte und dem Gegner oftmals überlegen war, stößt man aktuell an Grenzen. Die Verpflichtungen um Endo, Ujah und Pherai können zweifelsohne Verstärkungen sein. Unter anderem aufgrund mangelnder Spielpraxis oder Fitnessrückstand sind sie es bislang nur in Teilen. Noch hat Sportdirektor Peter Vollmann Zeit, um den Kader zu verstärken. Soforthilfen sind gesucht. Je ein Innenverteidiger, Flügelspieler und Stürmer soll noch verpflichtet werden.
Die Eintracht muss in puncto Neuzugängen noch zwingend aktiv werden. Da man finanziell keine großen Sprünge machen kann, bedarf es viel Kreativität. Die Baustellen – vor allem in der Defensive – sind aber nicht neu. Auf dem Transfermarkt könnte sich die Chance auf den Klassenerhalt entscheiden.
Trainer Michael Schiele
Auch wenn Michael Schiele nach dem enttäuschenden Start mitunter auch in der Kritik steht, ist er zugleich Hoffnungsträger. Der Aufstiegstrainer konnte im Laufe der letzten Saison zeigen, dass er ein Team entwickeln kann. Vor allem defensiv war man mit nur 36 Gegentreffern sehr stabil. Stabilität, die vor allem jetzt gefragt ist. Dass Schiele auch schwierige Situationen meistern kann, bewies er in Würzburg. 2017/18 übernahm er die Kickers am 12. Spieltag mitten im Abstiegskampf. Am Ende der Saison konnte er die Unterfranken auf einen starken 5. Platz führen. 2 Jahre später folgte die Krönung mit dem Aufstieg in die 2. Liga. Bislang hat Schiele allerdings nach wie vor nicht sein System gefunden.
Zweifelsohne ist auch er nicht von Schuld freizusprechen. Dennoch ist er Teil der Lösung, nicht des Problems. In den nächsten Spielen muss er aber zeigen, dass er auch gegen qualitativ stärkere Gegner den richtigen Matchplan entwickeln kann.
Historie
Achtung, Floskel: nach 4 Spieltagen ist noch niemand abgestiegen. Zur selben Zeit war letzte Saison Holstein Kiel Tabellenletzter (zusammen mit Ingolstadt). Am Ende der Saison fand sich das Team aus der Küstenstadt sogar in der Oberen Tabellenhälfte wieder. Dass man den Start nicht überbewerten sollte, musste auch Dynamo Dresden erfahren. Nach 4 Spieltagen stand die SGD mit 10 Punkten auf dem 2. Platz – am Ende der Saison folgte der Abstieg. Das letzte Mal, dass ein Zweitligist mit 0/12 Punkten in die Saison startete, war 2017/18 der Fall. Das Fürther Kleeblatt konnte sich am Ende der Saison trotzdem retten und die Klasse halten. Auch für die Eintracht ist noch nichts verloren.
Der Braunschweiger Saisonstart war sicherlich nicht gut. Die Statistik der vergangenen Jahre zeigt aber, dass noch Hoffnung besteht.
Auch wenn für die Buchmacher der erste Absteiger schon festzustehen scheint (Quote: 1,45), darf man Eintracht Braunschweig noch lange nicht abschreiben. Bislang musste man Lehrgeld zahlen, dennoch gibt es Argumente, die Mut machen. Die Arminia aus Bielefeld, die zweifelsohne andere Möglichkeiten hat, ist auch noch punktlos. Mitaufsteiger Magdeburg hat ebenfalls Probleme, das intensivere und temporeichere Spiel in der neuen Spielklasse mitzugehen. Dass es als Aufsteiger auch anders geht, zeigen Dirk Schuster und Kaiserslautern. Auf dem Betze wählt man einen pragmatischeren Spielansatz – vielleicht auch eine Lösung für Braunschweig? Wichtig wird sein, dass man im Umfeld der Löwen Ruhe behält und als Einheit vorausgeht. Totgesagte leben bekanntlich länger.
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Beitragsbild bestehend aus: Chivista, Choreo Löwe Braunschweig, CC BY-SA 3.0