Dynamo Dresden: ready for restart!

Vom Ergebnisfußball in die Krise

Sonntag, der 09.10.2022, das Rudolf-Harbig-Stadion bebt. Dynamo hatte soeben einen 0:2 Rückstand gegen den VfL Osnabrück gedreht und sich dadurch auf Rang 4 geschoben. 14 von 18 möglichen Punkten holte die Anfang-Elf zuvor. Die Wende ist geschafft – dachte man. 6 sieglose Partien später fand man sich zur Winterpause im Mittelfeld der Liga wieder und machte das Seuchenjahr 2022 „perfekt“. Zwischenzeitlich verließen die Dresdner ihre spielerische Linie und konnten mit einer sehr ergebnisorientierten Herangehensweise viele Punkte einsammeln.

Zuletzt gelang es weder regelmäßig zu punkten, noch durch fußballerische Momente zu glänzen. Die Winterpause kam zur richtigen Zeit, um sich für den Restart zu sammeln und neue Elemente in das Spielsystem zu implementieren. Die „langweilige“ Ausgangssituation ist dabei trügerisch – schließlich war es die SGD, die in der vergangenen Saison einen Vorsprung von 8 Punkten auf die Abstiegsränge zur Winterpause verspielte. Ähnliches erhofft man sich jetzt wieder – allerdings in die andere Richtung.

Taktikanalyse von Anfangs Dresden.
Übersicht wichtiger Daten im Liga-Vergleich. Die Einordnung dieser folgt im weiteren Text!




Hier muss sich Dynamo steigern

1. Pech oder Unvermögen?

24 Tore und 20 Gegentore – die Ausbeute vor beiden Toren beschreibt die Hinrunde von Anfangs Mannen treffend. Nicht schlecht, aber auch nicht wirklich gut. Und dadurch am Ende zu wenig für die eigenen Ansprüche. Wirft man einen Blick auf die expected Points („verdiente“ Punkte anhand der Chancenqualität), kann man den Faktor Pech nicht wegdiskutieren. Mit 32,6 Punkten steht lediglich Wehen Wiesbaden besser da. Vor allem die Effizienz vor dem gegnerischen Tor ließ zu wünschen übrig. Lediglich 24% seiner Chancen konnte man verwerten. Ein Spiegelbild offenbart sich beim Blick auf den Gegner. Die expected Goals dieser beträgt bis dato nicht einmal 14 Tore. Dennoch mussten die Torhüter Drljaca und Müller bereits deutlich öfter hinter sich greifen, was nicht gerade für die beiden Schlussmänner spricht.

2. Spielerische Probleme

Dreier- oder Viererkette, welcher Innenverteidiger oder Sechser, zwei oder drei Stürmer – wir haben alles gemacht. Wenn du nur ein System hast, meint man, der Trainer ist stur. Aber ich habe immer reagiert.

Der durchschnittliche Ballbesitzwert von 52,8% ist durchaus untypisch niedrig für den ansonsten ballbesitzorientierten Stil von Trainer Markus Anfang. Dabei ließ der 48-Jährige wenig unversucht – auch wenn er aufgrund seiner wenigen und späten Wechsel während des Spiels durchaus hin und wieder in der Kritik stand. Die Passquote ist mit 80% gut für 3. Liga-Verhältnisse. Auch auf lange Bälle verzichtet man größtenteils und wählt stattdessen einen spielerischen Ansatz. Dennoch stieß man mit diesem Ansatz an seine Grenzen und kam selten konstruktiv vor das gegnerische Tor. Lediglich 15 Ballkontakte im gegnerischen Sechzehner kann Dynamo pro 90 Minuten verzeichnen – klar zu wenig für die eigenen Ansprüche. Entscheidender Faktor ist das Umschaltspiel. Während man selbst bereits 5 Kontertore kassierte, stehen lediglich 2 auf der Habenseite.




3. Spiel im letzten Drittel

Trotz der Sturmriesen um Kutschke und Schäffler erzielten die Dresdner bislang lediglich 3 Kopfballtore. Vor allem, da man sich über die Flügel im Offensivspiel zu ungefährlich zeigt und nur wenig Gefahr erzeugen kann. Zu selten schafft man es, die starken Dribbler Conteh, Gogia und Borkowski in isolierte 1-gegen-1-Situationen zu bringen. Dass der Abschluss verbessert werden muss, wurde bereits eingangs erläutert. Schließlich verzeichnet Anfangs Mannschaft bis dato die drittschwächste Schussgenauigkeit der Liga, obwohl die durchschnittliche Torwahrscheinlichkeit von 13,1% pro Abschluss zu den Top-Werten gehört.

4. Lücken in der Defensive

Auch wenn die Defensivzahlen durchaus überzeugen, gibt es hier dennoch Luft nach oben. Der 8fache DDR-Meister fängt so wenige Pässe wie kein anderes Team der 3. Liga ab. Da Anfang auf ein mannorientiertes Spiel gegen den Ball setzt, durchaus erklärbar. Aber nicht in diesem Extrem. Gerade im Mittelfeldzentrum bräuchte es mehr Interceptions, um den Ball vor der eigenen Gefahrenzone zu erobern. Dass die Dresdner bereits 4 Tore aus der Distanz kassierten, passt dabei ins Bild. Der Rückraum wird vom eigenen Sechserraum nicht ausreichend gut verteidigt. Ansonsten zeigt man sich relativ aktiv gegen den Ball und steht für solides Mittelfeldpressing.

 

Players to watch

Von entscheidender Bedeutung im Spielaufbau sind die 3 Innenverteidiger um Knipping, Kammerknecht und Ehlers, die allesamt eine ordentliche Saison bis dato spielen. Vor allem Kapitän Knipping überzeugt mit 10 Pässen pro Spiel ins letzte Drittel und unterstreicht damit seine Wichtigkeit. Jonathan Meier, Linksverteidiger und Neuzugang aus Mainz, ist mit 4 Torvorlagen der beste Vorbereiter in Anfangs Team. Im Mittelfeldzentrum spielt Paul Will eine entscheidende Rolle. Der 23-Jährige soll noch mehr Verantwortung übernehmen und bestätigte dies im letzten Testspiel als er sogar die Kapitänsbinde tragen durfte.




Ein Blick auf die Torjägerliste reicht, um Ahmet Arslan als Schlüsselspieler zu bezeichnen. Mit 8 Ligatreffern ist der Mittelfeldspieler nicht nur der beste Torschütze, sondern gibt auch insgesamt die meisten Schüsse Dynamos ab. Dadurch kompensiert die Kiel-Leihgabe die fehlende Durchlagskraft in der Offensive. Apropos Offensive. Trotz viel Einsatz können Schäffler und Kutschke nur bedingt überzeugen. Beide verzeichnen zu viele Ballverluste. Kutsche überzeugt dafür neben seinem unermüdlichen Einsatz vor allem mit seiner Präsenz in der Luft. In mehr als 15 Kopfballduelle ist der 27-fache Bundesligaspieler pro 90 Minuten verwickelt und gewinnt die Mehrzahl dieser.

 

Neuer Ansatz, neues Glück?

Das Ziel heißt besser werden. Inhaltlich und auch auf dem Punktekonto.

Die Spiele der Vorbereitung lassen darauf deuten, dass Trainer Markus Anfang und sein Team die Winterpause sinnvoll genutzt haben. Nicht die 10 erzielten Tore in 3 Spielen, sondern viel mehr die Art und Weise dürfte den Dynamo Anhängern Mut für eine bessere Rückrunde machen. Auch ein Blick auf die Performance-Daten verheißt nur Positives. Bessere Chancenverwertung, höhere Schussgenauigkeit, viele hohe Balleroberungen (14 pro Spiel) und viele Teampressingaktionen lassen sich erkennen. Vor allem das Upgrade des eigenen Umschaltspiels verspricht viel. 4 Kontertore konnte man in den Testspielen erzielen – zur Erinnerung: in der bisherigen Saison kommt man 2 Tore nach Umschaltsituationen.

Taktisch wird Markus Anfang in der Rückrunde auf ein 4-3-3 System setzen. Flacher, aber schneller und zielstrebiger Spielaufbau sowie aggressives Mittelfeldpressing und sofortiges Gegenpressing nach Ballverlust waren die Hauptthemen in der Vorbereitung. Seinen Spielstil wird man in der Rückrunde versuchen, durchzudrücken und sich weniger am Gegner anzupassen als bisher. Gelingt es, die Fortschritte mit in den Ligabetrieb zu nehmen, kann die Saison doch noch positiv enden. In den nächsten Partien gegen Meppen und Oldenburg wird sich zeigen, wie weit Dynamo bereits ist. Auch die Fans werden im Anschluss wissen, ob sie sich nochmal Hoffnung für eine Aufholjagd machen können oder eher den Blick in den Rückspiegel werfen müssen.

 

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Quellen:
transfermarkt.de
wyscout.com
instat.com






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