Christian Titz – mit Stil zum Aufstieg

Christian Titz – Fußballrevolutionär

Christian Titz ist vielen von seiner (zu) kurzen Zeit beim HSV noch ein Begriff. Wie Christian Titz mit dem FC Magdeburg die 3. Liga eroberte, wie Christian Titz die internationale Fußballwelt zum Umdenken brachte und vieles mehr erfahrt ihr hier.

 

1. Christian Titz‘ Vita
2. Meister mit Magdeburg
2.1 Magdeburgs Schlüsselspieler
3. Das System Christian Titz
3.1 Fußballrevolutionär Christian Titz

 

 

Christian Titz‘ Vita

 

Der in Mannheim geborene Titz kam als Spieler sechsmal in der damals dritthöchsten Liga zum Einsatz. Die ersten Erfahrungen als Trainer sammelte Titz in der A-Jugend von Alemania Aachen. Auch international war er schon aktiv – so baute für er für den US-amerikanischen Verband ein Scoutingnetzwerk in Europa auf. Seine ersten größeren Erfolge als Chefcoach konnte Christian Titz mit dem FC Homburg feiern. Nach dem Aufstieg etablierte er den Verein souverän in der Regionalliga.

2015 wechselte der staatlich geprüfte Betriebswirt zum großen HSV. Über die B-Junioren und die U-21, die er als Tabellenführer der Regionalliga hinterließ, konnte sich Christian Titz für die erste Mannschaft des Traditionsklubs empfehlen. Als Nachfolger von Bernd Hollerbach übernahm er 2018 die Hamburger in akuter Abstiegsgefahr. Trotz eines klaren Aufwärtstrends konnte Titz den Abstieg nicht mehr verhindern. Dennoch galt der Fußballlehrer als Hoffnungsträger der Zukunft. Nach nur zehn Spieltagen in der 2. Liga wurde allerdings alles wieder über Bord geworfen und Christian Titz wurde entlassen. Mit nur zwei Punkten Rückstand sahen die damaligen Bosse die Entwicklung und Ziele in Gefahr. Allerdings wurde es in den nächsten Jahren unter verschiedensten Trainern nicht besser. Im Nachhinein war die Entlassung definitiv verfrüht.



2019 übernahm Titz die Regionalligamannschaft von Rot-Weiss Essen. In der aufgrund von Corona abgebrochenen Saison belegte man den 3. Platz. Aufgrund von unterschiedlichen Ansichten zwischen Titz und Verein kam es zur Trennung.

Im Februar 2021 fand er endlich sein sportliches Glück – den FC Magdeburg. Eine nahezu tote und abgeschriebene Mannschaft konnte der gebürtige Baden-Württemberger wiederbeleben und zu großen Erfolgen verhelfen. Nach dem souveränen Klassenerhalt folgte dieses Jahr die Krönung – ein total verdienter und nahezu ungefährdeter Meistertitel und der damit verbundene Aufstieg in die 2. Liga.

Nebenbei ist Titz Inhaber von Coaching Zone – einer beliebten Software zur Trainingsplanung und Organisation.

 

 

Meister mit Magdeburg

 

65% Ballbesitz
77/83 erzielte Tore im Strafraum
83% Passgenauigkeit
54% Schussgenauigkeit
Meiste Dribblings
Nur 6 Kopfballtore (Platz 17)
Wenigste Flanken der Liga

Ja – diese beeindruckenden Werte stammen vom Drittligameister FC Magdeburg. Die Statistiken zeigen gleich, was sich Trainer Christian Titz von seiner Mannschaft erhofft. Dominanz, Ballbesitz, Offensive und spielerische Klasse.

 

Bereits im vergangenen Jahr nach Titz‘ Übernahme deuteten die Magdeburger an, dass mit ihnen zu rechnen ist. So blieb man letzte Saison unter anderem elf Spiele in Folge ungeschlagen. Den Lauf konnte man ohne Weiteres mit in die aktuelle Spielzeit transportieren. Am 7. Spieltag übernahm man die Tabellenführung und gab sie nicht mehr ab. Nahezu ohne Schwächephase kam man durch die lange Saison.

 

Baris Atik spielt mit über 40 Scorerpunkten eine nahezu perfekte Saison und ist absoluter Schlüsselspieler für Christian TItz
Kreativspieler Baris Atik schwärmt von Christian Titz in den höchsten Tönen Steffen Prößdorf, 2022-04-24 Fußball, Männer, 3. Liga, 1. FC Magdeburg – FSV Zwickau 1DX 8444 by SteproCC BY-SA 4.0

 

Magdeburgs Schlüsselspieler

Defensive

Torwart Dominik Reimann (#1): Sommerneuzugang von Holstein Kiel mit bislang 14 Spielen zu Null. Trotz hin und wieder Schwächen im Eins-gegen-Eins konnte der aus der Dortmunder Jugend kommende Torwart vor allem als Mitspielender Torwart überzeugen.

Innenverteidiger Alexander Bittroff (#24) und Kapitän Tobias Müller (#5) zählen beide zu den Top-Ten Verteidigern der Liga. In erster Linie haben die beiden Spieler ein unglaublich gutes Gespür für den richtigen Moment im Bezug auf das Hochschieben/Fallen lassen der letzten Kette. Beide überzeugen mit einem guten Stellungspiel.

Mittelfeld

Sechser Andreas Müller (#16) zieht die Fäden im Spielaufbau. Der defensive Mittelfeld ist die erste Anspielstation im Positionsspiel und zumeist Initiator der Angriffe.  Seine hohe Passsicherheit und sein gutes Auge für sich entwickelnde Situationen zeichnen ihn aus. Auch gegen den Ball ist er eine Bank. Er ist der Spieler mit besten defensiven Zweikampfquote bei den Festungsstädtern.

Amara Condé (#29) ist der Freigeist im Mittelfeld. Seine Art und Weise, Gegenspieler im Dribbling zu überspielen und  Mitspieler einzusetzen, macht ihn so wervoll. Auch gegen den Ball arbeitet er intensiv.


Offensive

Rekordbrecher Baris Atik (#23) ob in der Sturmspitze, als Flügelspieler oder Halbstürmer – Atik gelang dieses Jahr (fast) alles. Mit über 40 Scorerpunkten in der Liga knackte er einige Rekorde. Der Titel zum „Spieler der Saison“ wird an ihn gehen – da braucht man nicht groß spekulieren. Der technisch starke Offensivspieler glänzt entweder mit seinem starken Abschluss oder als Vorlagengeber – dazu sehr dribbelstark.

 

 

 

Das System Christian Titz

 

Christian Titz erinnert an Pep Guardiola.

Titelte Sport1 schon vor einigen Jahren

So ganz Unrecht haben sie damit nicht. Aber der Reihe nach, Christian Titz ist Christian Titz und Pep Guardiola ist Pep Guardiola. Den Trainer vom FC Magdeburg mit dem von Manchester City zu vergleichen, ist unmöglich. Und auch gar nicht das Ziel. Denn hier geht es um Christian Titz – und der ist spannend genug.

 

Christian Titz bevorzugt eine aktive Spielweise. Primär im 4-3-3, allerdings in verschiedenen Ausführungen. Mal im „klassischen“, mal mit 2 Halbstürmern als 4-3-2-1 und teilweise auch im 4-3-1-2.
Die Spielprinzipien bleiben aber gleich.
Unter anderem das aktive Pressing – meistens Angriffspressing. Im 4-3-3 stört man den Gegner stets hoch im Spielaufbau. Noch wichtiger ist das Gegenpressing. In Titz‘ offensiver Ausrichtung und auf Ballbesitz ausgelegtem Spiel ist dies wohl das A und O.
Apropos Ballbesitz. Den haben Mannschaften von Titz sehr gerne. Häufig legt man die Positionierung der Spieler sehr breit an. Mit teilweise fünf Spielern in vorderster Front versucht man die Ketten des Gegners auch in die Länge bzw. Tiefe zu ziehen, um so Zwischenräume zu öffnen, die man durch kluge Bewegungen immer wieder besetzt. Während der Stürmer seine Position nur selten verlässt, ist das Positionsspiel ansonsten sehr flexibel und mit vielen Positionswechseln verbunden.

 

Doch warum ist Christian Titz jetzt „Fußballrevolutionär„?
Der Spielaufbau unter Christian Titz mit einem sehr offensiven Torwart - so revolutionierte er den Fußball ein Stück weit
Klassischer Spielaufbau unter Christian Titz – rautenähnliche Staffelung (sharemytactics.com)

 

Nicht erst seit Manuel Neuer hat sich die Rolle des modernen Torhüters massiv geändert. In Christian Titz‘ System trifft dies noch extremer zu. Der Torwart agiert in vielen Situationen fast als dritter und zentraler Innenverteidiger, der sich im Spielaufbau bis an die Mittellinie bewegt und die Bälle verteilt. Klar – bei Ballverlusten im hinteren Bereich, kann dies schnell zum Verhängnis werden.
Die Vorteile liegen aber auch auf der Hand. Man hat einen zusätzlichen Feldspieler. Während es beim Erstellen des gegnerischen Matchplans häufig „nur“ darum geht, wie man am besten Druck auf die Feldspieler bekommt, ist es bei Spielen gegen Christian Titz etwas komplexer. Ein weiterer Vorteil ist, dass wenn der Torhüter den Ball lang spielt, die  hochstehenden Innenverteidiger bereits frühzeitig für die Konterabsicherung einrücken können. Entscheidend ist aber definitiv die numerische Überlegenheit beim Anlaufen des Gegners.

 „Ich habe einfach nur gestaunt, weil ich noch nie einen Torhüter so weit vorne mitspielen gesehen hatte.“
internationale Trainer über Titz‘ Torhütereinbindung

Was sich vielleicht gar nicht so spannend liest, sorgte weltweit für Aufsehen. So analysierte beispielsweise PSG intensiv das Torhüterspiel von Titz‘ HSV kurz nach dessen dortiger Übernahme und intensiviert ähnliches nun seit Jahren bereits in der Jugend. Auch die Scouts von Arsenal London zogen ähnliche Schlüsse aus seiner Zeit bei den Hamburgern.

Man kann definitiv sagen, dass Christian Titz das Verständnis des Torhüterspiels nachhaltig verändert hat.


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