Breitenreiters TSG im freien Fall

Rien ne va plus: nichts geht mehr

Wie einleitend bereits beschrieben, befindet sich Breitenreiters Hoffenheim seit Wochen im freien Fall. Die Niederlage bei den Eisernen zum Restart zeigte die Probleme der TSG einmal mehr auf. In den letzten 6 Partien konnte man lediglich einen Punkt holen, dabei mickrige 6 Treffer erzielten und musste dafür 15 hinnehmen.

Ihre Prinzipien, offensiv, mutig, flexibel und aktiv zu sein, decken sich absolut mit meiner Vorstellung vom Spiel.

Von Breitenreiters angekündigter Offensive ist nur noch wenig zu sehen. Auch die Daten zeigen den klaren Rückgang an kreierten Chancen. Auch die Passqualität hat deutlich abgenommen, vor allem im Übergangsspiel leistet man sich zu einfache Ballverluste. Insgesamt zeigt sich keine Verbesserung zur Vorsaison.

 

Fehlt ein Torjäger?

Zumindest die letzten Partien lassen einen durchaus zu dieser Schlussfolgerung kommen. Kein Spieler konnte bislang mehr als 4 Treffer erzielen. Auch die unterdurchschnittliche Chancenverwertung von 23% bestätigt dies. Dass der offensive Mittelfeldspieler Baumgartner die meisten Ballaktionen aller TSG-Spieler im gegnerischen Sechzehner vorweist, passt dabei ins Bild. Die Breitenreiter-Elf schlägt über Angelino, Kaderabek und mitunter auch Skov viele Flanken in den Sechzehner, findet dabei aber zu selten einen Abnehmer. Lediglich der häufig eingewechselte Dabbur überzeugt mit vielen guten Offensivwerten, kommt aber in dieser Saison erst auf 420 Minuten Einsatzzeit.

 

Kreativität: Fehlanzeige

Große Probleme ergeben sich für die TSG, wenn sie nicht in ihr geordnetes Positionsspiel kommt – so wie es zuletzt im 2. Durchgang bei den Köpenickern an der Alten Försterei der Fall war. Die Qualitäten von Innenverteidiger Kevin Vogt fehlten dabei sicherlich – der 31-Jährige ist der Spieler mit den meisten Ballaktionen der Hoffenheimer. Nicht nur durch seine Passqualität, vor allem im Andribbeln öffnet er viele Räume. Diese findet man aber zu selten. Vor allem das Spiel zwischen den gegnerischen Ketten ist zurzeit kaum existent bei den Kraichgauern. Die TSG spielt auch ligaweit die wenigsten Pässe hinter die Abwehr des Gegners.

Auch wenn die Mannen von Breitenreiter ihr durchaus passsicheres Ballbesitzspiel aufziehen können, ließen sie die Torgefahr in den letzten Wochen erheblich vermissen. Vor allem aus dem Mittelfeldzentrum kommen zu wenig kreative Impulse, um die Offensivspieler zu füttern. Vor der Winterpause war das gefährliche 1-gegen-1 von Georgino Rutter eine weitere Option, um dem Gegner gefährlich zu werden. Der jetzige Leeds United Spieler führte bis dato die meisten Dribblings der Liga. Die TSG benötigt dringend einen Ersatz – kein anderer Spieler im Kader verfügt auch nur ansatzweise über jene Qualitäten im Dribbling.

 

Wird die Defensive zum Problem?

Wir Müssen Schleunigst diese Einfachen individuellen Fehler abstellen. das ist ein thema bei uns.
TSG-Trainer André Breitenreiter nach dem Spiel gegen Union Berlin

Die Abwehrarbeit der Hoffenheimer wurde lange Zeit gelobt. Nach 15 Gegentoren aus den letzten 6 Partien ist es aber auch an der Zeit, hier den Finger in die Wunde zu legen. Die TSG steht unter Breitenreiter nur bedingt für ein intensives und immer hohes Pressing. Man fühlt sich in der Mittelfeldzone sehr wohl und konnte so auch lange Zeit das Spielfeld für den Gegner möglichst kleinhalten, da man mit der letzten Kette sehr hochsteht. In den letzten Spielen verlor man aber zu schnell den Zugriff auf den ballführenden Gegner und zeigte sich in den Abständen nicht mehr kompakt genug. Gegen Union Berlin patzte man zudem nach gegnerischen Standardsituationen, was zuvor eine Stärke der Elf von André Breitenreiter war. Um wieder Punkte zu holen, bedarf es auch wieder einer stärkeren Defensivarbeit.

 

Knackpunkt Umschaltspiel: kein konditionelles Problem

Ein Blick auf die Entstehung der Gegentore zeigt schnell das Problem von Breitenreiters Hoffenheim: die Konterabsicherung fehlt. 12 Kontertore musste die TSG bereits hinnehmen, weil mitunter das Gegenpressing nicht greift oder man die Tiefe trotz 3 nominellen Innenverteidigern im 3-5-2 zu schlecht auffängt. Vor allem die bereits angesprochenen und zuletzt zu häufigen Ballverluste schlagen dabei ins Gewicht. Die aktiven Schienenspieler Angelino & Co. fallen zwar durch ihr Engagement positiv auf, sind aber in ihren Aktionen häufig zu unpräzise und verlieren in der Folge zu oft den Ball.

Fehlende Aggressivität und Laufbereitschaft werden daraufhin oft als Ausrede genommen. Bei den Hoffenheimern trifft allerdings nichts davon zu. Die Elf von André Breitenreiter spult im Ligavergleich die drittmeisten Kilometer ab, auch in den Parametern Intensive Läufe und Sprints steht die TSG im Ranking weit vorne. Nur Union Berlin und Mainz 05 foulen öfter als die Kraichgauer, insofern kann von fehlender Gier nicht die Rede sein. Die Probleme liegen tiefer. Auf die Umstellung der Berliner zur Halbzeit fand man keine Lösung und kreierte im 2. Durchgang ganze 0,01 expected Goals.

 

Schlüsselpartie Stuttgart vor der Brust

Auch wenn man über die Qualität des Kaders diskutieren kann, ist die bisherige Performance von Trainer Breitenreiter und seinem Team nicht zufriedenstellend. Nach gutem Anfang enttäuschte man zuletzt auf ganzer Linie. Im Duell gegen den VfB Stuttgart am Dienstag wird sich die Richtung für den weiteren Saisonverlauf maßgeblich entscheiden. Verliert die TSG, steckt sie tief im Abstiegskampf. Anderenfalls hofft man, mit einem Sieg wieder an die Leistungen der ersten Spieltage anknüpfen zu können. Dass Potenzial hierfür vorhanden ist, zeigte auch die gute 1. Halbzeit gegen Union Berlin. Mut macht zudem die Rückkehr von Ihlas Bebou. Auch auf dem Transfermarkt sollte man das Auge offenhalten. Ein dribbelstarker Offensivspieler sowie mehr Kreativität aus dem Mittelfeldzentrum sollten dabei weit oben auf der Agenda stehen.

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Quellen:
transfermarkt.de
wyscout.com
instat.com
whoscored.com
bundesliga.de 
Simon Hofmann, PreZero Arena bynightCC BY-SA 4.0
Thomas RodenbücherAndré BreitenreiterCC BY 2.0

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