Mitten im Abstiegskampf übernahm Daniel Thioune Fortuna Düsseldorf. Wenige Monate später schielt man vor dem Saisonstart nach oben – auch wenn die Vorbereitung nicht optimal verlief. Mehr dazu bei uns.
Der Thioune-Effekt
Sonntag, 6. Februar 2022 in Kiel – absolute Leere bei den Gästen. In der 93. Minute kassiert Fortuna Düsseldorf das 0:1 und verliert dadurch das vierte Spiel in Folge. Platz 16, 0 Punkte in der Rückrunde, 0 Punkte im Kalenderjahr 2022. Nur zwei Tage später wird Cheftrainer Christian Preußer entlassen.
The rest is history – könnte man sagen. Gleich beim ersten Spiel unter Nachfolger Daniel Thioune wird klar, welch Energie zwischen der Symbiose Fortuna & Thioune besteht. Zusammen mit 10.000 Fans im Rücken schlägt man den späteren Meister Schalke 04 in der heimischen Arena mit 2:1. Hochverdient! Am Ende der Saison steht Platz 10 und der souveräne Klassenerhalt. Die ersten 12 Partien bleibt Thiounes Fortuna ungeschlagen – außergewöhnlich.
Der sympathische Ex-HSV-Coach konnte mit seiner ehrlichen und offenen Art schnell die Herzen der Düsseldorfer gewinnen. Der zuvor ängstlich und gehemmten Mannschaft konnte er in wenigen Tagen neuen Glauben vermitteln. Mit einem aggressiven Spiel gegen den Ball konnte man die Defensive vehement verbessern. Auch mit Ball zeigt man sich seit der Übernahme von Thioune mutig und verbessert.
Narey & Co – was tut sich noch im Kader?
Der Fall Khaled Narey
Mit 23 Scorerpunkten in der vergangenen Saison stach Flügelspieler Khaled Narey absolut heraus. Die Leistung blieb auch anderen Teams nicht verborgen – allen voran PAOK Thessaloniki. In den letzten Wochen ist er ob seines Wechselwunschs ein wenig in die Kritik geraten. Auf der einen Seite sicherlich verständlich.
Aber es gibt durchaus Gründe, die das Verhalten Nareys verständlich machen. Trotz vieler Jahre im Profifußball war der Mann für die rechte Seite noch nie einer ersten Liga aktiv. Zusätzlich gibt es auch noch die Möglichkeit für ihn in Griechenland um Titel zu kämpfen und sogar international zu spielen. Dass das Finanzielle aber natürlich auch immer ein Argument ist, steht außer Frage. Die Leistung der letzten Saison zu toppen ist schwierig bis unmöglich – fraglich, ob dann ein solches Angebot erneut auf ihn wartet.
Eine Einigung mit den Griechen ist Medien zufolge nicht mehr weit entfernt. Kommt es zum Wechsel, ist ein starker Ersatz gefragt. Kandidaten für die Außenbahn gibt es mehrere.
Narey-Ersatz gesucht
Der 24-jährige Morgan Guilavogui (kleiner Bruder von Wolfsburgs Joshua) wäre eine Option. Beim FC Paris in der Ligue 2 konnte er in der letzten Saison beachtliche 21 Scorerpunkte (14 Tore) sammeln. Mit seinen Anlagen erinnert er ein wenig an Lukebakio. Der abschlussstarke Offensivspieler ist gedankenschnell und überzeugt zudem mit einem guten Auge für den Mitspieler – mit 1,88 Metern Körpergröße ist auch das Kopfballspiel nicht zu vernachlässigen. Besonders stark ist die aktive Balleroberung in hohen Zonen, mit der er perfekt in Thiounes System passen würde.
Der Stuttgarter Roberto Massimo ist mit seinen 21 Jahren noch lange nicht am Ende der Entwicklung angelangt. Mit viel Hype aus Bielefeld gekommen, konnte sich der Flügelspieler allerdings noch nicht wirklich in der Bundesliga beweisen. Auch andere Teams aus der 2. Liga zeigten bereits Interesse. Sicherlich eine Option, hinsichtlich des Leistungsniveaus aber mit Risiko verbunden.
Eine weitere Alternative wäre Keita Endo von Union Berlin. Der 24 jährige Japaner wurde damals mit großen Erwartungen nach Berlin geholt, konnte diese allerdings nicht erfüllen. Mit seiner Schnelligkeit und den starken technischen Möglichkeiten ist ihm aber definitiv zuzutrauen, in der 2. Liga aufzublühen. Potenzial dazu ist auf jeden Fall reichlich vorhanden!
Bayern-Spieler für das Mittelfeld?
Auch für eine Verstärkung im defensiven Mittelfeld hat man die Augen offen. Nicht auf Biegen und Brechen, aber sollte sich was ergeben, wäre man interessiert. Eine Option könnte Adrian Fein sein. Nach seinem Karrierehoch beim HSV in der Hinrunde 2019/20 ging danach nicht mehr viel beim mittlerweile 23-Jährigen. Dennoch bringt der spielintelligente „6er“ Erfahrung aus der Bundesliga und Europa League mit. Mit seinen strategischen Fähigkeiten aus der Tiefe könnte der Passgeber in Thiounes System, das viel Wert auf Ballbesitz legt, ein wichtiger Faktor werden. Zuletzt gab es aber vermehrt Gerüchte um einen Wechsel in die USA.
Ein solcher Spielertyp würde dem Spiel der Fortuna auf jeden Fall gut zu Gesicht stehen.
Auftakt gegen Magedburg
Spielstarker Aufsteiger
Zum ersten Spieltag reist die Fortuna am Samstag Abend nach Magdeburg. Die Elf von Christian Titz konnte in der letzten Saison die Meisterschaft der 3. Liga gewinnen und dabei mit starkem Offensivfußball begeistern. Mit viel Ballbesitz und mutigem Spiel nach vorne dominierte man die Konkurrenz.
Eine ausführliche Taktik-Analyse zum Aufsteiger erfahrt ihr hier: https://ball-orientiert.de/christian-titz-mit-stil-zum-aufstieg-2428/
Der FCM konnte bis auf das Spiel gegen Union Berlin (1:4-Niederlage) jeden Test für sich entscheiden – zumeist gegen unterklassige Gegner. Geplagt war man allerdings von Verletzungssorgen. Fraglich ist unter anderem noch das Herzstück der Offensive Baris Atik. Der Türke konnte in der letzten Saison über 40 Scorerpunkte beisteuern und wäre nicht zu ersetzen.
Die Fortuna wird ein Hexenkessel erwarten. Sportlich geht Magdeburg Richtung Wundertüte. Es wird sich zeigen, ob der offensive und dominante Ansatz von Titz auch in der 2. Liga erfolgreich sein kann.
Düsseldorfer Probleme in der Vorbereitung
Thiounes Düsseldorf hatte in der Vorbereitung mitunter auch Probleme. So ging unter anderem der letzte Test gegen Twente Enschede mit 1:5 verloren. Nachdem man in der 1. Halbzeit mithielt und sogar in Führung ging, folgte gegen Ende der Partie der Einbruch. Wiederholt bekam man den Eindruck, dass die Frische und Fitness fehlte. Das kann allerdings mit der Trainingssteuerung von Trainer Daniel Thioune zusammenhängen. Ob es auch in der Liga zum ernsthaften Problem werden kann, wird sich am Samstagabend zeigen.
Lange Zeit deutete vieles auf eine Dreierkette hin, an der man auch im Training feilte. Durch den wechselbedingten Ausfall von Narey fehlt der Paradespieler für die rechte Seite. Auch weil man spielerisch mitunter Probleme hatte, ist die Rückkehr zum etablierten 442 aus der Vorsaison realistisch.
In den bisherigen Partien hatte man gerade gegen hoch pressende Gegner Probleme, ruhige Phasen im Ballbesitz zu erzeugen. Zu oft wurde es hektisch und fahrig. Da auch Magdeburg sich nicht verstecken wird, braucht es schnellstmöglich Lösungen.
Fortuna und Thioune – was ist drin?
Die Leistung war sehr ernüchternd. Wir haben Bälle leichtfertig hergeschenkt. Ich wähnte uns deutlich weiter.
Daniel Thioune zeigte sich nach dem letzten Vorbereitungsspiel enttäuscht.
Durch den grandiosen Endspurt der Vorsaison kehrte zwischenzeitlich viel Euphorie rund um die Fortuna zurück. Mit der Transferperiode sind viele Fans nur bedingt zufrieden. Auch die Ergebnisse der Vorbereitung waren sehr durchwachsen. Der Fall Khaled Narey nicht zu vergessen. Es lieft in nicht alles rund in den letzten Wochen.
Nichtsdestotrotz verfügt der Kader über gute Qualität. In der engen 2. Liga wird oftmals die Tagesform und auch das Quäntchen Glück entscheiden. Dass der beliebte Daniel Thioune seine Mannschaft erreicht und zu Bestleistung anspornen kann, hat er in der Rückrunde bewiesen. Der Auftakt in Magdeburg ist von großer Bedeutung. Um die Stimmung nicht zu verschlechtern, ist verlieren verboten. Gewinnt man hingegen beim personell gebeutelten Aufsteiger, kann eins zum anderen kommen. Potenzial ist reichlich vorhanden.
Keine übermächtige Konkurrenz
Die Konkurrenz wirkt in diesem Jahr nicht so weit entfernt. Topfavorit ist einmal mehr der HSV, der sich mit unter anderem Bénes und Königsdörffer auf dem Transfermarkt gut verstärken konnte. Hannover und Nürnberg sind weitere Kandidaten für die vorderen Plätze. Die Niedersachsen haben einen kompletten Umbruch hinter sich – auch hier tätigte man spannende Transfers. Die Franken hingegen gehen in die 3. Saison unter Klauß und Hecking. Zuletzt konnte man sich stetig steigern und mit Ruhe und Kontinuität einen Schritt nach dem anderen machen.
Die Fortuna braucht sich allerdings nicht zu verstecken. Auch wenn man mit derzeit 22 Spielern den kleinsten Kader hat, stimmt die Qualität in der Spitze. Für das Obere Drittel ist der Kader gut genug. Kommt die Fortuna gut in die Saison und kann Narey adäquat ersetzen, ist auch mehr drin!
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