Nils Petersen – der beste Joker Deutschlands

Robert Lewandowski steht mit 16 Treffern auf Platz 4, Claudio Pizarro auf Platz 2 mit 21 Treffern – unerreicht für beide ist Nils Petersen mit 33 Jokertoren in der Bundesliga. Was den Rekordtorjäger auszeichnet, wie er zum Nationalspieler wurde und vieles mehr erfahrt ihr im Folgenden.

Beitragsbild: Steven SchaapNils Petersen 2017CC BY-SA 4.0

Inhaltsverzeichnis

  1. Nils Petersens Vita
    1.1 Anfang in Jena & Durchbruch in Cottbus
    1.2 Angekommen in der Bundesliga
  2. Freiburger Zeit
    2.1 Besser als Joachim Löw
    2.2 Statistik in Freiburg
    2.3 Vom Breisgau zur WM
  3. Bester Joker, Strafraumstürmer und Legende
    3.1 Stärken und Schwächen
    3.2 Sympathieträger

 

Nils Petersens Vita

Anfang in Jena & Durchbruch in Cottbus

Der im Dezember 1988 geborene Petersen besuchte das Sportgymnasium in Jena. Naheliegend, dass er von dort an für die Jugend von Carl Zeiss Jena auflief. Nach dem Abitur spielte der Torjäger erst für die Reserve der Ostdeutschen und anschließend für die erste Mannschaft in der zweiten und dritten Liga. Hier kam der heutige Freiburger noch vermehrt als Flügelspieler zum Einsatz.

Zur Winterpause 08/09 folgte der Wechsel zur Energie aus Cottbus. Beim damaligen Bundesligisten schaffte Nils Petersen es nicht von Anhieb, sich durchzusetzen. Über gute Leistungen in der Regionalliga-Vertretung konnte er sich nach und nach in den Fokus spielen. Nach dem Abstieg aus der Bundesliga kam Petersen in der Rückrunde mit 9 Treffern in Fahrt. Spätestens in der Saison 10/11 konnte der Stürmer endgültig auf sich aufmerksam machen. Mit 25 Toren wurde er Torschützenkönig in der 2. Bundesliga.

 

Angekommen in der Bundesliga

Für etwa 3 Millionen folgte daraufhin der Wechsel zum FC Bayern. Bei den Münchnern gelang ihm sein erstes Bundesligator – ausgerechnet gegen seinen jetzigen Arbeitgeber aus Freiburg. Natürlich als Joker! Wettbewerbsübergreifend kam Petersen allerdings nur auf enttäuschende 15 Saisoneinsätze. Dabei gelangen ihm 4 Treffer. Sein Konkurrent Mario Gómez war damals auf dem absoluten Zenit. Als die Bayern auch noch Pizarro und Mandzukic für den Sturm verpflichteten, war für Nils Petersen kein Platz mehr.




 

So kam es 2012 zum Wechsel nach Bremen. Erst als Leihe – später wurde er fest verpflichtet. Trainer der Werderaner war damals Thomas Schaaf. Unter dem offensivdenkenden Coach fand sich Petersen schnell zurecht und konnte mit 11 Treffern in den ersten 22 Partien überzeugen. Als es bei Werder nach und nach kriselte, stockte auch die Torausbeute des späteren Nationalspielers. Auch unter Schaaf-Nachfolger Robin Dutt war Petersen lange Zeit eine wichtige Fixposition im Sturm. Spätestens in seiner 3. Bremer Saison verlor er seinen Stammplatz aber komplett und kam – wenn überhaupt – nur noch sporadisch zum Einsatz.

 

Mario Gómez war zu stark für Nils Petersen, der sich nicht gegen den Stürmer durchsetzen konnte.
Konkurrent bei den Bayern und später im DFB-Team: Mario Gómez. SteindyMario Gómez, Germany national football team (04)CC BY-SA 3.0

 

Freiburger Zeit

Besser als Joachim Löw

Im Januar 2015 wechselte Nils Petersen von Bremen vorerst auf Leihbasis nach Freiburg. Gleich in seinem ersten Spiel für den Sportclub traf Petersen dreimal. Der lupenreine Hattrick gelang ihm mal wieder als Joker. Trotz Petersens starker Rückrunde mit 9 Treffern aus 12 Spielen mussten die Freiburger den Gang in die 2. Liga antreten. Dennoch entschied sich der Rekordjoker für einen festen Wechsel in den Breisgau.

Als souveräner Meister gelang der sofortige Wiederaufstieg. Mit 21 Treffern war der Stürmer entscheidend beteiligt. Auch in den Folgesaisons konnte Petersen überzeugen und wichtige Tore beisteuern. Zwischen 2015 und 2020 traf der Torjäger stets zweistellig. Außer ihm gelang seit der Saison 16/17 keinem anderen Freiburger Spieler eine zweistellige Torausbeute, was seine Wichtigkeit unterstreicht.

In der Spielzeit 17/18 belegte Nils Petersen in der Torjägerliste Platz 2 hinter Lewandowski. Mit 15 Treffern war er zudem der beste deutsche Torschütze in der Bundesliga.

Aufgrund von Verletzungsproblemen und immer stärker werdender Konkurrenz im Breisgau rutschte Petersen in den letzten zwei Jahren zunehmend ins zweite Glied. Keine schlechte Idee – bedenkt man dessen Jokerqualitäten.

Nils Petersen ist außerdem Rekordtorjäger des Sportclubs – vor Joachim Löw.



Statistik in Freiburg

Saison Spiele Tore Minuten/Tor
14/15 12 9 56
15/16 34 25 100
16/17 34 11 123
17/18 37 19 139
18/19 26 12 178
19/20 36 11 237
20/21 34 8 171
21/22 26 7 106
Summe 239 102 135,9

Quelle: transfermarkt.de
Die Statistik (wettbewerbsübergreifend) zeigt klar: auch wenn Petersen nicht mehr so viel Spielzeit bekommt und deshalb am Ende weniger Tore rauskommen – die Quote bleibt stark. Den Stürmer kann man immer einwechseln, wenn ein Tor benötigt wird.

 

Debütierte mit 29 Jahren für die Nationalmannschaft: Nils Petersen.
Nils Petersen bei seinem 1. Länderspiel für die A-Nationalmannschaft gegen Österreich. Granada20180602 FIFA Friendly Match Austria vs. Germany Nils Petersen 850 0686CC BY-SA 4.0

Vom Breisgau zur WM

Nils Petersen durchlief die U-19, U-20 und U-21 Nationalmannschaft Deutschlands. Unter anderem auch die U-19 Europameisterschaft 2007, bei der er sich in die Torschützenliste eintragen konnte.

2016 wurde der Stürmer von Horst Hrubesch in den Kader für das olympischen Fußballturnier nominiert. Mit 6 Treffern wurde er Torschützenkönig. Der DFB erreichte das Finale, indem ausgerechnet Petersen den entscheidenden Strafstoß im Elfmeterschießen vergab. Es blieb „nur“ die Silbermedaille. Gold gewann das Ausrichtungsland Brasilien rund um Superstar Neymar.

Ohne vorherige Berufung zur A-Nationalmannschaft wurde der Freiburger etwas überraschend in das vorläufige Aufgebot zur WM 2018 in Russland nominiert. Kurz vor der endgültigen Nominierung des WM-Kaders gab Petersen sein Debüt im Testspiel gegen Österreich mit 29 Jahren. Als einer von vier Spielern wurde er aber wenige Tage später aus dem endgültig Aufgebot gestrichen.

Nach dem Rücktritt seines bereits ehemaligen Sturmkonkurrenten aus München, Mario Gómez, öffnete sich die Tür der Nationalmannschaft wieder. Aber leider nur kurz. Einmal wurde er danach noch berufen. Dabei gelang ihm eine Torvorlage im Testspiel gegen Peru – mal wieder als Joker.

Somit steht Petersen (aktuell) bei 2 Länderspielen.

 

Bester Joker, Strafraumstürmer und Legende

Dass Nils Petersen nicht nur der beste Joker Deutschlands, sondern allgemein gegen Ende des Spiels immer für Gefahr gut ist, zeigt sich auch statistisch. 124 und somit 2/3 seiner 190 Tore auf Vereinsebene erzielte er in der 2. Halbzeit.



Stärken und Schwächen

Doch was zeichnet Petersen eigentlich aus? Was sind seine Stärken?
Petersen ist ein Strafraumstürmer der alten Schule. Im Sechzehner ist er sehr komplett. Ob links, rechts oder per Kopf spielt dabei keine Rolle. Er ist ein Instinktfußballer mit unglaublich gutem Gefühl für Abpraller und zweite Bälle, die er häufig verwertet. Auch bei Standards ist er entweder direkter Zielspieler oder Endstation nach Verlängerung. In Sachen Abschluss ist er zweifelsohne einer der besten der Bundesliga und Deutschlands.

Was man vom Torjäger nicht erwarten sollte, sind Tempodribblings und ein technisch immer hochwertiges Spiel auf engem Raum – er ist kein Spieler für klein-klein. Im derzeit sehr variablen Spiel der Freiburger muss man mit Petersen in vorderster Front sicherlich Abstriche machen. Im Gegensatz zu den anderen Offensivkräften liegt es ihm nicht, die Sturmspitze zu verlassen und andere Räume zu besetzen. Petersen fühlt sich an vorderster Front wohl – am wohlsten im gegnerischen Sechzehner. Spielt man mit dem olympischen Silbermedaillengewinner, muss man auch mit Partien rechnen, in denen er ziemlich in der Luft hängt und kaum am Spiel teilnimmt. Seine Passquote von nur 61,8% (Quelle: bundesliga.com) in dieser Saison bestätigt dies.

Gerade in Spielen gegen nominell schwächere Teams, bei denen der Sportclub mehr für das Spiel macht, ist Petersen aber immer noch Gold wert. Kommt man regelmäßig zu Abschlusssituationen, liefert Petersen zuverlässig ab. Steht man selbst etwas tiefer und kommt über Umschaltsituationen mit schnellen Bällen hinter die Abwehrkette, stößt Petersen mit seiner Spitzengeschwindigkeit von gut 30 km/h an Grenzen. Für Standards oder Druckphasen ist er aber auch hier nie zu vergessen.

 

Sympathieträger

Wenn ein Spieler für den SC Freiburg zweistellig trifft, ist er nicht mehr lange im Breisgau.

In der Vergangenheit oft richtig, bei Petersen falsch. 5 Jahre hintereinander traf er zweistellig und hielt dem SC stets die Treue.

Neben den sportlichen Verdiensten ist er ein extrem bescheidener, am Boden gebliebener Mensch, der sich mit seinen Vereinen stets zu 100% identifizierte. Auch im Erfolg hat er nicht die erstbeste Möglichkeit genutzt, weiterzuziehen und womöglich den ein oder anderen Euro mehr zu verdienen. Nils Petersen ist mit seiner sympathischen Art ein Vorbild für viele. Er ist die Art Fußballer, die sich wohl jeder Fan bei seinem Verein wünscht, von denen es aber im Geschäft Fußball leider kaum noch welche gibt. Nils Petersen ist eine Legende in Freiburg – mit Recht!
















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