Timo Rosts SpVgg Bayreuth ist Meister der Regionalliga Bayern

Es ist geschafft: die SpVgg Bayreuth um Trainer Timo Rost ist Meister der Regionalliga Bayern und kehrt damit nach 32 Jahren in den Profifußball zurück. Ballorientiert blickt auf die fast 4-jährige Erfolgsgeschichte der SpVgg Bayreuth und Timo Rost zurück, die im Aufstieg in die 3. Liga gipfelte.

Timo Rosts SpVgg Bayreuth ist Meister der Regionalliga Bayern

Inhalt:

  1. Timo Rosts Übernahme der SpVgg Bayreuth am Tabellenende
  2. Neue Frische für die SpVgg Bayreuth dank Timo Rost
  3. Beste Hinrunde der SpVgg Bayreuth
  4. Aufstiegs-Playoffs und Rückkehr in die Sportschau
  5. DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld und Herbstmeister
  6. Zweikampf zwischen FC Bayern II und SpVgg Bayreuth
  7. Meisterschaft für Timo Rosts SpVgg Bayreuth
  8. Offensive Variabilität und defensive Stabilität
  9. Ohne Timo Rost in Liga 3?

Timo Rosts Übernahme der SpVgg Bayreuth am Tabellenende

Es ist der 6. Spieltag der Regionalliga Bayern in der Saison 2018/2019. Nach dem 0:2 zu Hause gegen den VfB Eichstätt steht die SpVgg Bayreuth punkt- und torlos am Tabellenende. Dass man ein paar Monate später als erste Mannschaft überhaupt in Deutschlands Top-Ligen aus einer solchen Ausgangslage doch noch den Klassenerhalt feiern konnte, glaubten zu diesem Zeitpunkt die wenigsten Bayreuther. Doch als auch die folgenden zwei Ligaspiele keinen Aufwärtstrend erkennen ließen, sahen sich die Verantwortlichen der „Oldschdod“ gezwungen zu handeln. Josef Albersinger wurde mit sofortiger Wirkung als Cheftrainer der SpVgg Bayreuth freigestellt. Als neuer Trainer wird der gebürtige Laufer und ehemalige Bundesligaprofi Timo Rost vorgestellt – ein Glücksgriff wie sich schon wenig später herausstellen sollte.


Neue frische für die SpVgg Bayreuth dank Timo Rost

Rost appellierte bei seinem Amtsantritt sofort an die Qualität, die in der Mannschaft steckt, und konzentrierte sich darauf diese ohne komplizierter taktischer Pläne zurück auf den Platz zu bringen.

Wir wollen den Fußball in dieser Situation so einfach wie möglich halten. Wir werden die Spieler nicht mit irgendwelchen taktischen Konzepten überhäufen, sondern ganz einfache Mittel wählen, um schnell zum Erfolg zu kommen.

-Timo Rost bei seinem Amtsantritt via spvgg-bayreuth.de

Schon in den ersten 3 Spielen unter dem neuen Trainer waren erste Schritte in die richtige Richtung zu erkennen, jedoch fehlte mit nur einem 1 Punkt noch die Ausbeute. In der Folge sollte allerdings das aggressive Pressing und schnelle Umschaltspiel gepaart mit Kampfgeist und Leidenschaft belohnt werden. Denn mit 6 Siegen und nur einer Niederlage aus 8 Partien punktete die Rost-Elf wie eine Spitzenmannschaft. Nur knapp 2 Monate nach Rosts Übernahme fand sich die SpVgg Bayreuth im gesicherten Mittelfeld wieder. Bereits jetzt wurde klar, welches Potential in der Symbiose von Rost und Bayreuth steckt.

Und dieses Potential zeigte sich auch beim Start ins Jahr 2019: in den ersten 6 Spielen punktete man 13-fach, wodurch auch die letzten Abstiegssorgen zu Nichte gemacht wurden. Dass man in den letzten 6 Ligaspielen nur noch einmal siegte, blieb tabellarisch eher unbedeutend, ärgerte aber dennoch den ehrgeizigen Rost. Am Ende der Saison steht man als Tabellenneunter souverän im Mittelfeld der Regionalliga Bayern. Betrachtet man nur die „Rost-Tabelle“ ab dem 9. Spieltag, so steht die Oldschdod auf Rang 3 hinter dem VfB Eichstätt und dem Aufsteiger FC Bayern II.

Vor allem das heimische Hans-Walter-Wild-Stadion entwickelte sich unter Timo Rost zur Festung. Rost resümierte via anpfiff.info: „Es war eine unglaublich intensive Saison, in der uns die Fans oft getragen haben.“

 Die „Rost-Tabelle“ von Spieltag 9 bis 34: 

Platz Team Tore Punkte
1. VfB Eichstätt 57:35 54
2. FC Bayern II 52:26 49
3. SpVgg Bayreuth 49:32 42

Beste Hinrunde der SpVgg Bayreuth

Nach einer starken Vorbereitung (Sieg gegen den 1. FC Nürnberg)  und wunschgemäßen Transfers stand Timo Rosts SpVgg Bayreuth bei nicht wenigen Konkurrenten als Geheimfavorit für die Saison 2019/2020 auf dem Zettel. Doch der Bayreuther Übungsleiter übte sich in Zurückhaltung und gab den möglichst frühen Klassenerhalt als Saisonziel aus.

Zu Beginn der Serie schien Rosts Zurückhaltung berechtigt. Nach 2 Spielen und 2 Niederlage bemängelte Rost die fehlende Leichtigkeit seiner Mannschaft, bewahrte aber dennoch die Ruhe. Und dies machte sich bezahlt. Infolgedessen spielte die Oldschod ihre beste Regionalliga-Hinrunde der Vereinsgeschichte und beendete die Hinrunde als Tabellenzweiter hinter Türkgücü München. Sowohl defensiv als auch offensiv war nach über einem Jahr Rost eine klare Handschrift des Trainers zu erkennen.

Trotz einer kleinen Schwächephase vor Jahreswechsel, sah man sich auch für die Restrückrunde im Jahr 2020 gut gerüstet. Doch nach nur einem Spiel im neuen Jahr folgte der Abbruch wegen Corona. Da für die neue Serie in der dritten Liga ein Aufsteiger aus der Regionalliga Bayern benötigte wurde, verließ  der klare Tabellenführer Türkgücü München die Liga in Richtung Drittklassigkeit.

Aufstiegs-Playoffs und Rückkehr in die Sportschau

Weil der Restart im Herbst nur 3 Spiele währte, musste der BFV zur Meisterschaftsentscheidung zu Playoffs greifen. Im Mai 2021 spielten der FC Schweinfurt, Viktoria Aschaffenburg und die SpVgg Bayreuth im Ligamodus um den Platz in der Relegation zum Aufstieg in die 3. Liga. Dies kam allerdings wohl ein Jahr zu früh für die Oldschdod. Zweimal muss man sich den „Schnüdeln“ aus Schweinfurt geschlagen geben.

Dennoch konnte man das ausgegebene Ziel zum 100-jährigen Vereinsjubiläum „zurück in die Sportschau“ verwirklichen. Im Ligapokal drang man bis ins Finale vor, wo man den VfB Eichstätt eindrucksvoll mit 3:0 schlug. Somit führte Timo Rost die SpVgg Bayreuth zum ersten Mal seit 15 Jahren in die 1. Hauptrunde des DFB-Pokals. Sportlich wie finanziell ein riesiger Erfolg für die Oldschdod.

DFB-Pokal gegen Arminia Bielefeld und Herbstmeister

Bevor das Highlight DFB-Pokal im Hans-Walter-Wild-Stadion anstand, zählte es gut in die Regionalliga-Saison 2021/2022 zu starten. Mit 12 Punkten und 16:4 Toren aus den ersten 5 Ligaspielen war man bestens gerüstet für einen packenden Pokalfight gegen die Arminia aus Bielefeld. Und diesen lieferte der Underdog auch. Nach 1:3 Rückstand konnte man das Spiel nach 70 Minuten Unentschieden gestalten, wenig später gingen die Ostwestfalen wieder mit 4:3 in Führung. Für eine Sekunde verwandelte sich das Stadion in der 78. Minute endgültig zum Tollhaus, ehe der vermeintlich 4:4-Ausgleichtreffer wegen Abseits zurückgepfiffen wurde. Am Ende spielte der Erstligist die Schlussphase souverän runter und gewann mit 6:3. Aber auch Arminia-Coach Frank Kramer war beeindruckt ob der Bayreuther Leistung.

Kompliment an die SpVgg Bayreuth, sie hat uns einen brutalen Pokalfight geliefert und uns alles abverlangt. Sie waren immer da, immer gefährlich. Wir mussten viel aufwenden und sehr hart arbeiten für den Sieg.

Arminia-Trainer Frank Kramer nach dem DFB-Pokalspiel in Bayreuth




Zurück auf dem Boden der Tatsachen eilte man in der Liga von Sieg zu Sieg. Trotz zwischenzeitlicher Tabellenführung und einem starken Remis in München war Timo Rost mit der negativen Stimmung rund um den Verein alles andere als einverstanden, weshalb dem Chef-Trainer kurzerhand der Kragen platzte. Vielleicht ein Wachmacher zu richtigen Zeit. Was folgte, waren 5 Siege in Folge. Dadurch konnte man mit 7 Punkten Vorsprung vor dem ärgsten Verfolger FC Bayern II in die Winterpause gehen.

Zweikampf zwischen FC Bayern II und SpVgg Bayreuth

Doch die kleinen Bayern wollten nicht aufgeben und starteten mit 6 Siegen und 21:4 Toren ins das Jahr 2022. Und wie reagierte die SpVgg Bayreuth? Nachdem man bereits mit 5 Siegen in Serie in die Pause ging, folgten nach dem Jahreswechsel weitere 7 in Folge. Somit schaffte man eine unglaubliche Serie von 12 Siegen in Folge, in den man 38 Tore erzielte und 4 Tore kassierte – Bayreuther Wahnsinn!

So kam es  am 32. Spieltag zum wohl größten Fußballspiel Oberfrankens seit Jahren. Mit 11 Punkten Vorsprung und einem Spiel mehr ging man vor 10.000 Zuschauern im Hans-Walter-Wild-Stadion ins direkte Duell mit den kleinen Bayern. Durch mutiges Anlaufen setzte man die Reserve des Rekordmeisters von Beginn an unter Druck und ließ keinen Zweifel aufkommen, wer an diesem Tag Sieger sein sollte. Bereits nach 31 Minuten war das Topspiel entschieden, denn die Bayreuther führten bereits sensationell mit 3:0. Vor allem der aggressive Nollenberger konnte die Bayern immer wieder zu Ballverlusten zwingen und dreimal als Vorlagengeber glänzen. Dass sich die Mannschaft unter Timo Rost auch in Sachen Reife weiterentwickelte, konnte man im zweiten Durchgang beobachten. Zu keiner Zeit ließ man die Bayern zurück ins Spiel kommen und konnte sogar noch einen Treffer zum 4:0 Endstand erzielen. Der Traum vom Aufstieg war jetzt so nah wie nie! Und dennoch konnte man diesen Tag nicht genießen. Denn in der Nacht wurden drei Spieler der SpVgg Bayreuth auf brutale Art und Weise zusammengeschlagen. Durch beherztes Eingreifen von Mannschaftskameraden konnte Schlimmeres verhindert werden.

Nur menschlich, dass man sich wenige Tage später einen Aussetzer beim Tabellenletzten Rosenheim leistete und mit 4:0 unterging. Aber auch diese Tiefschläge stecke die Mannschaft weg und gewann komplizierte Auswärtsspiele in Illertissen und Schweinfurt.

Meisterschaft für Timo Rosts SpVgg Bayreuth

Am 37. Spieltag war es dann soweit:  mit einem Sieg im Heimspiel gegen Aschaffenburg hatte man die Chance, die Meisterschaft und den damit verbundenen Aufstieg vor den eigenen Fans einzutüten. Doch es kam anders. Denn bereits am Vortag verloren die Bayern zu Hause gegen Burghausen, wodurch die Bayreuther Meisterschaft auf der Couch gefeiert werden konnte.

Trotz der bereits feststehenden Meisterschaft präsentierte man sich im Heimspiel gegen Aschaffenburg im Stile eines Meisters und erledigte auch diese Aufgabe mit einem 2:1-Sieg. Im Anschluss konnte mit den Fans die bayerische Amateurmeisterschaft sowie der Aufstieg in dritthöchste deutsche Spielklasse ausgiebig gefeiert werden. Timo Rosts SpVgg Bayreuth – der beste Meister der Regionalliga Bayern seit Gründung 2012. Besonders eindrucksvoll: auf fremden Platz blieb man komplett unbesiegt und gewinnt 16 mal in 18 Partien.

SpVgg Bayreuth Hans-Walter-Wild-Stadion
Bei bestem Wetter können die Bayreuther vor 4.000 Zuschauern die Meisterschaft feiern.

Offensive Variabilität und defensive Stabilität

Ein wichtiger Baustein für die Erfolgsgeschichte der SpVgg Bayreuth war die offensive Variabilität. So verteilten sich die 101 Tore in 37 Spielen auf mehrere Schultern. Zudem bewies sich Timo Rost als flexibler Trainer, der mehrere Systeme spielen ließ. Sei es 442, 4312, 3142 oder 4231. Unabhängig vom System war allerdings die defensive Stabilität der Oldschod. Mit nur 34 Gegentoren stellte man mit Abstand die beste Abwehr vor dem sicheren Rückhalt im Tor Sebastian Kolbe. Die konstante Defensive um Lippert, Götz, Weber und Eder konnte für 17 weiße Westen sorgen. Davor agierte Kapitän Benedikt Kirsch als zentraler Mann zwischen Abwehr und Angriff. Im Angriff waren gleich 7 Bayreuther an 10+ Toren direkt beteiligt. Insbesondere Alexander Nollenberger, Ivan Knezevic und Markus Ziereis glänzten als Top-Scorer.

Tabelle – Quelle: anpfiff.info

Spieler Tore Assists Gesamt
Nollenberger 13 12 25
Ziereis 20 1 21
Knezevic 9 12 21
Maderer 10 9 19
Danhof 6 9 15
Steininger 9 4 13
Stockinger 5 6 11

Ohne Timo Rost in Liga 3?

Für die kommende Saison in der dritten Liga sieht sich die SpVgg Bayreuth gut aufgestellt. Wie Geschäftsführer Wolfgang Gruber gegenüber BR erklärte, sei der Kader grundsätzlich drittligatauglich. Jedoch will man sich mit 3 oder 4 Spielern verstärken. Ob diesen Kader dann noch Timo Rost trainiert, scheint zurzeit mehr als fraglich. Denn der Zweitliga-Absteiger Erzgebirge Aue zeigt großes Interesse am Bayreuther Meistertrainer, wie der aktuelle Aue-Coach Dotchev auf einer Pressekonferenz indirekt bestätigte: „Es ist kein großes Geheimnis. Jeder weiß, wer [mein] Nachfolger wird. Aber ich werde das jetzt nicht offiziell bestätigten.“

Unabhängig von der Personalie Timo Rost kann sich die gesamte Region Oberfranken auf die kommende Saison in der 3. Liga freuen. Und sollte Timo Rost die SpVgg Bayreuth tatsächlich nach fast 4 Jahren in Richtung Aue verlassen, so könnte man den Verein wohl kaum in einem besseren Zustand an den Nachfolger übergeben.

 

ballorientiert gratuliert der SpVgg Bayreuth zur Rückkehr in den Profi-Fußball! 


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