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Vorschau Berlin-Derby: Wer ist Favorit?

Am 1. Spieltag treffen die beiden Berliner Clubs im Derby aufeinander. Ballorientiert blickt auf das Berlin-Derby voraus. Wer ist Favorit? Wie verliefen die Vorbereitungen? Welcher Berliner Verein setzt sich durch? Alles dazu jetzt bei uns!
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1. Spieltag
1. FC Union Berlin – Hertha BSC
Samstag, 06.08.22, 15:30
Stadion an der Alten Försterei

 

  1. Blick zurück: Derbysieger Union
  2. Wie liefen die Berliner Vorbereitungen?
    2.1 Hertha – schwache Ergebnisse, spannender Ansatz
    2.2 Union – alles beim Alten, oder?
  3. Union und Hertha Aufstellung
  4. Statistikecke
  5. Derby-Prognose: Fischer gegen Schwarz an der Taktiktafel

 

Blick zurück: Derbysieger Union

Endlich geht’s wieder los! Der 1. Spieltag wartet mit dem brisanten Berlin-Derby auf sich. In der vergangenen Saison trafen die Hertha und Union ganze 3x aufeinander. Alle Duelle konnten die Köpenicker für sich entscheiden. Während Urs Fischer bei allen 3 Partien an der Seitenlinie stand, wechselte sein Gegenüber im Derby jedes Mal. Die erste Partie verlor Pál Dárdai an der Alten Försterei mit 0:2. Im Pokal war es Tayfun Korkut, der mit 2:3 den Kürzeren zog. Zu guter Letzt: Felix Magath – der Traineroldie schafft es letztendlich trotz der 1:4 Niederlage im Derby die Klasse zu halten.

Nach dem Last Minute Klassenerhalt soll bei der Hertha alles besser werden. Zuletzt landete die Alte Dame 5 Jahre in Folge in der unteren Tabellenhälfte. Deutlich zu wenig für die eigenen Ansprüche! Gegensätzlich dazu verhält es sich bei Union. Nach dem Aufstieg konnte man sich stets steigern, die Liga überraschen und viele Favoriten ärgern. Platz 11, 7 und 5 lautet die Bilanz im Fußballoberhaus.




Wie liefen die Berliner Vorbereitungen auf das Derby?

Schwarz & Co: Neu bei der Hertha

Sandro Schwarz heißt der neue Mann an der Herthaner Seitenlinie. Der 43-Jährige ist der achte Trainer innerhalb der letzten drei Jahre und soll endlich für Ruhe im Olympiapark sorgen. Nach seiner Zeit in Mainz heuerte Schwarz in Russland bei Dinamo Moskau an und war dort bis zum Sommer tätig. In den fast zwei Jahren konnte er einiges bewegen. Mit Platz 3 in der abgelaufenen Saison belegte Dinamo die beste Saisonplatzierung seit 14 Jahren.

Hierzulande sind die Einschätzungen über den gebürtigen Mainzer dennoch umstritten. Mit den Rheinhessen erreichte Schwarz die Plätze 12 und 14, ehe er im Winter 2019, auf dem Relegationsplatz liegend, entlassen wurde. Sandro Schwarz‘ bislang letztes Spiel in der Bundesliga? Richtig – eine 2:3 Niederlage gegen Union Berlin – irgendwie passend.

Auch im Kader tat sich bei der alten Dame einiges. Geschäftsführer Fredi Bobič musste auf der einen Seite den Kader umkrempeln und verstärken, auf der anderen Seite hatte und hat er nach wie vor noch mit zahlreichen Altlasten zu kämpfen. Nicht von ungefähr waren es stattliche neun Leihspieler zur Hertha zurück. Der Großteil davon sieht seine Zukunft aber nicht in Berlin, darunter auch Großverdiener wie Krzysztof Piątek.

Mit Jonjoe Kenny, den Kroaten Ivan Šunjić und Filip Uremović, Flügelflitzer Chidera Ejuke sowie zuletzt Angreifer Wilfried Kanga, der in Bern Sturmpartner eines gewissen Jordan Siebatcheu war, konnte man bislang fünf Neuzugänge präsentieren. Die Planung gilt aber noch nicht als abgeschlossen, was auch die Arbeit von Neu-Trainer Sandro Schwarz in der Vorbereitung nicht leichter machte. Das Einstudieren von taktischen Inhalten sowie das Aufbauen und Beschwören des Teamspirits wurde dadurch erschwert. Zwei Sachen, die der Hertha in den abgelaufenen Spielzeiten fehlten.

 

Schwache Ergebnisse – interessanter taktischer Ansatz

Es ist mir wichtig, dass wir sehr aktiv sind. Dass wir eine gute Struktur haben und dass wir mutig sind.

So äußerte sich Sandro Schwarz bei seiner ersten PK auf die Frage nach seiner Spielidee. Die Vorbereitung verlief aber durchwachsen. Trotz guter Ansätze standen am Ende drei Testspielniederlagen in den letzten drei Spielen zu Buche. Auch die Generalprobe vor dem Derby wurde verloren. Gegen Zweitliga-Aufsteiger Eintracht Braunschweig schied die Hertha im Elfmeterschießen aus trotz zwischenzeitlicher Führung aus.

Auch wenn die Euphorie auf die neue Saison durch das Ausscheiden bei manchen Hertha Anhängern gedämpft wurde, war die Leistung über weite Phasen sehr ordentlich. Mit einem neuen aktiveren Ansatz hatte man das Spiel grundsätzlich gut unter Kontrolle. Die hochstehende Abwehr wurde durch krasse individuelle Fehler bestraft. So war beispielsweise Kempfs Zweikampfführung vor dem 2:3 unterirdisch, auch der von Boyata verschuldete Elfmeter war unnötig. Offensiv hingegen ließ der ansonsten starke Maolida drei Großchancen liegen.

Mut macht den Hertha Fans unter anderem das hohe Pressing, das gut griff. Auch mit Ball konnte man viele Ballstafetten beobachten, bei denen man im Anschluss gut die Tiefe fand. Vor allem in der ersten Halbzeit konnte man die Aufgaben der Spieler gut erkennen, vor allem im Mittelfeld wurden immer wieder die richtigen Räume besetzt und attackiert. Auch in Sachen Motivation waren es bei Lukebakio und Maolida Welten im Vergleich zu ihren letzten Berliner Auftritten. Schwarz‘ ehemaliger Schützling aus Mainz Suat Serdar konnte seine Qualitäten ebenfalls zeigen.




Union: Platz 11, 7, 5 – was jetzt?

In den bisherigen Saisons konnten sich die Köpenicker von mal zu mal steigern. Auch wenn man in der letzten Saison den vierte Platz nur um einen Punkt verpasste, glauben wohl die wenigsten Anhänger an eine erneut mögliche Steigerung. Die Bodenständigkeit, die Fans und Verein auszeichnet, ließe wohl alle Anhänger auch bei einer sorgenfreien Saison glücklich zurückblicken. Aber die Vergangenheit hat eins gelehrt: Union und Urs Fischer muss man alles zutrauen.

Auch dieses Jahr verließ den Verein prominente Leistungsträger. Taiwo Awoniyi zog es in die Premier League, Grischa Prömel in den Süden Deutschlands nach Hoffenheim. Nicht das erste Mal, dass Union Stammspieler ersetzen muss. Rafał Gikiewicz, Sebastian Andersson, Christopher Lenz, Robert Andrich sowie zuletzt im Winter Marvin Friedrich und Max Kruse waren kurze Zeit später aber fast schon wieder vergessen. Immer hatte man die passende Antwort und konnte die Abgänge perfekt kompensieren.

 

Neuzugänge und Pokal-Fight

Toptorjäger Awoniyi profitierte enorm vom Zusammenspiel mit Max Kruse. In der Rückrunde gelangen dem Nigerianer „nur“ 6 Bundesliga-Treffer, darunter zwei per Elfmeter. Mit Jordan Siebatcheu konnte man einen ausgezeichneten Nachfolger für sich gewinnen. Als Torschützenkönig in der Schweiz konnte er seine Klasse bereits nachweisen. Auch im Pokal konnte er schon treffen. Siebatcheus Stärken liegen unter anderem im Luftzweikampf und in der gegnerischen Box. Mehr über den Neuzugang könnt ihr hier erfahren.




Als Prömel-Nachfolger soll ein Kollektiv um András Schäfer und den Neuzugängen Janik Haberer und Morten Thorsby fungieren. Dass solche Namen sich mittlerweile für Union entscheiden, zeigt den Stellenwert, den sich der Verein auch international erarbeitet hat. Die Defensive war (Drittbeste der Liga) bereits zuletzt das Faustpfand der Köpenicker. Mit Danilho Doekhi und Diogo Leite konnte man sich qualitativ nochmals verstärken. Insgesamt lässt sich sagen, dass trotz schmerzhafter Abgänge sich Fischers Kader im Kollektiv sogar verbessert hat.

Die Vorbereitung verlief für Union durchweg positiv. So konnte beispielsweise auch der Härtetest gegen Awoniyis Nottingham mit gewohnt stabiler Defensive 1:0 gewonnen werden. Defensiv stabil zeigte man sich auch über weite Strecken im Pokal gegen Chemnitz. Vielmehr lagen die Probleme im eigenen Ballbesitz – dazu auch später in der Taktikanalyse mehr. In einigen Abspielen waren mangelnde Konzentration und fehlende Abläufe zu beobachten, die es in der Bundesliga zu vermeiden gilt. Die Qualität in der Breite war einmal mehr entscheidend – Joker Kevin Behrens konnte das Spiel in der Verlängerung doch noch auf die Seite der Köpenicker ziehen, die somit mit viel Vorfreude und Euphorie in das Berliner Derby gehen dürften.

 

Union und Hertha Aufstellung für das Derby

Die voraussichtliche Aufstellung für das Berlin Derby zwischen Fischer und Schwarz bzw. Union und Hertha.
Erwartete Aufstellung für das Berlin Derby zum Auftakt.

Beim 3-5-2 Erfolgssystem der letzten Jahre wird Urs Fischer bleiben. Vor dem Derby zum Bundesliga Auftakt haben sich auch zahlreiche Spieler für die Startelf herauskristallisiert. Fraglich ist noch die Position rechts hinten in der Dreierkette. Paul Jaeckel, der im Pokal beginnen durfte, oder Neuzugang Doekhi sind die Kandidaten. Weitere Fragezeichen stehen auf und vor der Doppelsechs um Vize-Kapitän Khedira. Sowohl Haberer als auch Haraguchi konnten in Chemnitz nicht wirklich überzeugen. Die eingewechselten András Schäfer und Miloš Pantović hingegen schon. Hier sind noch Änderungen möglich.

Die Neuzugänge Morten Thorsy und Diogo Leite sind noch zu kurz bei den Köpenickern, um für das Berliner Derby schon eine Startelfalternative zu sein. Beide werden aber über kurz oder lang in selbige hineindrücken. Dass Spieler wie Sven Michel und Jamie Leweling im Pokal nicht einmal eingewechselt wurden, zeigt die Qualität im Kader von Union Berlin.




Wie in der Vorbereitung und im Pokal, wird Sandro Schwarz im Berliner Derby erneut auf ein klassisches 4-3-3 setzen. Oliver Christensen ist im Tor die neue Nummer 1 der Hertha. In der Viererkette ist links hinten der neue Kapitän Marvin Plattenhardt gesetzt. Auch wenn beide Innenverteidiger im Pokal erhebliche Schwächen zeigten, ist davon auszugehen, dass sie erneut den Vorzug erhalten. Fraglich ist noch die Position auf der Acht neben Suat Serdar. Kevin- Prince Boateng und Dauerläufer Darida sind die beiden Kandidaten.

Im defensiven Mittelfeld wird Neuzugang Ivan Šunjić starten – auch weil Lucas Tousart noch von der Relegation gesperrt ist. Der größte Konkurrenzkampf herrscht aktuell in der Offensive. Im Sturmzentrum deutet vieles auf Davie Selke hin. Mit Neuzugang Wilfried Kanga und Stefan Jovetić sind aber starke Alternativen vorhanden. Auf dem Flügel gilt Dodi Lukébakio nach starker Vorbereitung als gesetzt. Obwohl Maolida in Braunschweig beginnen durfte, sieht es danach aus, dass Neuzugang Chidera Ejuke für das Derby die erste Wahl für die linke offensive Seite ist.

 

Statistikecke: PPDA und vieles mehr

Vergleicht man die Statistiken 21/22 der beiden Berliner Vereine, erkennt man auf den ersten Blick gar nicht so viele Unterschiede.




Sowohl Union als auch Hertha spielten defensiv über weite Phasen eher abwartend. Die Statistik PPDA (Passes Allowed Per Defensive Action), gibt grob gesagt an, wie viele Pässe der Gegner spielen kann bis eine eigene Defensivaktion gegen den Ball und Gegner erfolgt. In dieser Tabelle sind beide vor Arminia Bielefeld auf den Abstiegsplätzen. Etwa 13 gegnerische Pässe „erlaubten“ Hertha und Union dem Gegner.

Eine Folge daraus ist der geringe Ballbesitzanteil der Beiden. Mit ca. 43% Ballbesitz im Schnitt waren beide Teams wenig am Ball. Auch in der Kategorie „Touches in Box“ nehmen sich beide nicht viel. Mit Platz 13 (Union) und 16 (Hertha) waren beide im Vergleich zum Rest der Liga selten im gegnerischen Strafraum am Ball.

Entscheidende Unterschiede gab es aber vor allem in der Effizienz in beiden Strafräumen.

Kategorie Union Hertha
Expected Goals against (XGa) 44 57
Platz XGa 3 13
Gegentore 44 71
Expected Goals (XG) 56 35
Platz XG 6 16
Tore 50 37

Auffällig: Union spielte die zweitmeisten langen Bälle (1897) der Liga hinter Bochum. Auch Dribblings starteten Fischers Mannen nur selten – vor allem in der eigenen Hälfte. Das Ziel dabei ist logisch. Das Risiko von Ballverlusten in gefährlichen Zonen minimieren. Auch deshalb wurde gegnerisches Pressing nahezu konsequent überspielt.

Auch im Bezug auf Steilpässe sind die Unterschiede der Hertha und Union signifikant. Union spielte die meisten – ihrer vergleichsweise wenigen – Pässe in die Tiefe. Die Köpenicker stehen mit 2789 Steilpässen auf Platz 3. Die Hertha mit über 500 weniger auf Platz 17. Grund dafür war unter anderem das fehlende Tempo über weite Phasen in der Offensive der Alten Dame.

Datenquelle: wyscout & bundesliga.de

 

Derby-Prognose: Fischer gegen Schwarz an der Taktiktafel – was macht Union so stark?

Urs Fischer gegen Sandro Schwarz! Beide standen sich bislang an der Seitenlinie einmal gegenüber. Fischer konnte mit 3:2 bei Schwarz‘ Mainzern gewinnen. Wer setzt sich am Wochenende durch? Was kann man taktisch von Fischer und Schwarz erwarten?

Bei Urs Fischers Union weiß man mittlerweile, was man bekommt. Von den Abläufen ist es gar nicht so speziell, aber dennoch ist das 5-3-2 Mittelfeldpressing top organisiert.

Kaum eine Mannschaft nutzt den Vorteil der Fünferkette so konstant gut wie Union. Die Dreierreihe im Mittelfeld steht in der Breite oft weit auseinander, da sich die Achter frühzeitig in Richtung gegnerische Außen orientieren. In den dadurch freien Raum im Mittelfeld sticht immer wieder einer der Innenverteidiger hervor. Ob bei Mannorientierungen oder auf den Ballführenden – das Timing ist beeindruckend gut. Häufig agiert Union unter Fischer recht mannorientiert in der Defensive. Je nach Gegner und Situation reagieren sie aber sehr flexibel mit kleinen Anpassungen.

In der Offensive sind vor allem zwei Dinge auffällig. Zum einen Tiefenläufe: Gerade im ballnahen Raum suchen die Achter stets den Weg in die Tiefe und Spitze. Das zweite ist die besondere Rolle der Flügelverteidiger. Der ballferne Außenverteidiger rückt in der Offensive immer ein. Ziel ist die Eroberung des zweiten Balls. Nicht selten konnte man so geklärte Flanken im zweiten Anlauf zum Torerfolg verwerten.

 

Zu Schwarz‚ taktischer Herangehensweise bei der Hertha gibt es noch einige Fragezeichen. Schwarz steht dafür, alle Phasen des Spiels abdecken zu wollen. Als Basis nennt er selbst die Arbeit gegen den Ball. Geordnetes Anlaufverhalten, Vorwärtsverteidigen und Aktivität sind die Schlüsselworte.

Bei der Hertha sehnt man sich nach einem attraktiveren Spielstil als zuletzt. Mehr Ballbesitz, hohes Pressing und Angriffsfußball. Es bleibt abzuwarten, ob Schwarz dem Wunsch nachkommen kann. Ansätze sind bislang reichlich da.

Für das Spiel am Samstag ist Union für die Buchmacher der recht klare Favorit. Die Hertha darf sich einfache Fehler in der Defensive wie in Braunschweig nicht erlauben. Union konnte bislang keines ihrer Auftaktspiele in der Bundesliga gewinnen – trotzdem war man am Ende der Saison immer erfolgreich. Auch diesmal wird keine Unruhe ausbrechen, sollte der Derbysieg nicht gelingen. Bei der Hertha hingegen ist ein guter Auftakt wichtig, um die Euphorie nicht komplett im Keim zu ersticken.
Ballorientiert freut sich auf ein spannendes und friedliches Derby!

 

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Co-Founder & Analyst bei ballorientiert

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