1. Müllers Vita – Zahlen & Daten
2. Torwartprofil Flo Müller – Stärken und Schwächen
3. Die Zeit beim VfB

Müllers Vita – Zahlen & Daten

Der gebürtige Saarländer kam früh in der Jugend zum FC Saarbrücken. Mit 15 Jahren zog es ihn in das 05er NLZ nach Mainz, wo er die B- und A-Jugend durchlief bevor er mit 18 Jahren seinen ersten Profivertrag unterschrieb. Anfangs war er Stammtorhüter in der Mainzer Reserve unter dem damaligen Trainer Sandro Schwarz. Unter selbigem debütierte er mit 20 Jahren in der Bundesliga als die beiden etatmäßigen Torhüter René Adler und Robin Zentner verletzt fehlten. Gleich im ersten Spiel konnte Müller zu 0 spielen und dabei einen Elfmeter parieren. Auch der kicker schenkte der Leistung des talentierten Torwarts Anerkennung als sie ihn zum Spieler des Spieltags kürten.

Nach einigen Zweikämpfen mit Kollege Robin Zentner zog Florian Müller letztendlich den Kürzeren im Kampf um das Tor der Mainzer. Auch deshalb verließ er den Verein zur Saison 2020/21 – zunächst auf Leihbasis. Beim SC Freiburg war Müller in Abwesenheit des verletzten Flekken gesetzt und konnte sich mit vielen starken Paraden weiter in den Fokus spielen. Als Kobel-Nachfolger wurde Flo Müller zur letzten Spielzeit vom VfB Stuttgart fest verpflichtet.

Florian Müller durchlief außerdem seit der U-19 zudem sämtliche Jugendnationalmannschaften des DFBs. Auch bei der Olympiade 2021 stand er im Tor der Deutschen Mannschaft. Trotz prominenter Mitspieler wie David Raum oder Keven Schlotterbeck schied der DFB in der Vorrunde aus.

Statistiken, Zahlen und Daten zu Florian Müllers Bundesligabilanz:

Torwartprofil Flo Müller in der Analyse – Stärken und Schwächen

Florian Müller ist definitiv ein „moderner Torwart„, der der heutigen Wunschvorstellung des fußballerisch stark ausgebildeten und mitspielenden Torhüters sehr nahekommt. Nicht von ungefähr betrug Müllers Marktwert schon mit 21 Jahren eine stolze Höhe von 10 Mio €. Aufgrund einiger Ups & Downs wird er aktuell nur noch auf 5,5 Mio € tituliert (Quelle: transfermarkt.de). Das Potenzial Müllers ist aber nach wie vor unbestritten.

Die Stärken des Stuttgarter Torhüters liegen auf der Linie und im Spiel mit dem Ball am Fuß. Stark ausgeprägt ist beim 24-Jährigen das 1 gegen 1. Dank einer guten Körperspannung und Positionierung packt er regelmäßig tolle Reflexe aus, bei denen er gefühlt in der Luft steht. Auch im torwart-technischen Bereich ist Müller top ausgebildet. Wie nur wenige andere Torhüter nutzt er kleine Sidesteps, um seine Positionierung immer wieder anzupassen. Auch dass er die Arme permanent seitlich vor dem Körper positioniert, ist vorteilhaft. So bleibt der ehemalige Mainzer stabil und flexibel im Blocken. Im Spielaufbau ist der Linksfuß stets anspielbar und positioniert sich gut. Mit dem Ball ist der Stuttgarter ist er vor allem bei kurzen Distanzen ein guter Passgeber, was ihn zur wichtigen Anspielstation bei gegnerischem Pressing macht.

Aber auch einige Schwächen sind bei Flo Müller natürlich (noch) vorhanden. Definitiv ausbaufähig ist die Strafraumbeherrschung. Bei Standardsituationen und Flanken fehlt ihm oftmals das Timing. Mitunter stürmt er zu wild heraus, manchmal klebt er auf der Linie. Auch ansonsten ist die Entscheidungsfindung in einigen Szenen zu langsam. Der Gedanke und die Aktion sind zwar richtig, aber er handelt einen Augenblick zu langsam und behäbig. Folglich kann er den Ball zwar teilweise noch ablenken, aber eben nicht mehr entscheidend parieren.  Auch mental ist Müller nicht immer bei 100%. Das Dirigieren der Defensive vor ihm, wie es bei Startorhütern Gang und Gebe ist, fehlte beim VfB bislang – hier sind aber bereits klare Fortschritte zu erkennen. Im Spiel mit Ball sind seine mittellangen Chipbälle auf die Flügel ausbaufähig.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Müller ein Torhüter mit klaren Stärken auf der Linie und guten Reflexen ist. Seine größte Schwäche ist die Strafraumbeherrschung, die aber kein systematisches Problem ist und somit trainierbar ist.

Müllers Zeit beim VfB

In seiner ersten Saison beim VfB Stuttgart kassierte Müller mehr als 1,7 Gegentore pro Spiel. Nur knapp jedes achte Spiel blieb er ohne Gegentor. Sicherlich für alle Beteiligten keine zufriedenstellende Bilanz. Die Schuld auf den Torhüter der Schwaben zu schieben, wäre aber deutlich zu kurz gedacht.

Nach einer unglücklichen Vorbereitung, während der Müller bei der Olympiade in Japan verweilte, fehlte in den ersten Spielen die Abstimmung und Automatismen mit den Vorderleuten. Gerade die Verständigung mit der Abwehr war in Freiburg Müllers großes Plus. Früh offenbarte Müller leichte Schwächen in der Strafraumbeherrschung. Kurze Zeit später musste er coronabedingt pausieren. Die Unsicherheit zwischen Müller und der VfB Abwehr war gegenseitig ansteckend. Die Stuttgarter Defensive ließ mit 471 Torschüssen nach Absteiger Bielefeld die meisten Torschüsse zu – in dieser Statistik hat Müller wenig Aktien.

Die Cannstatter ließen 57,38 xGa (expected Goals against/erwartete Gegentore) zu – in der Realität waren es am Ende 59 Gegentore. Eine Statistik, die sich mit den Beobachtungen der VfB Anhänger deckt. Müller war meistens solide mit wenig Schwankungen nach unten – „Unhaltbare“ hat er aber auch nur selten vereitelt. Übrigens komplett konträr zu Müllers Mainzer Zeit – hier hat er mitunter atemberaubende Situationen vereitelt, dafür im nächsten Spiel absolut vermeidbare Gegentore kassiert. Was ein Torwart auf absolutem Top-Niveau ausmachen kann, zeigte sich in Bielefeld. Bei der xGa Tabelle war die Arminia mit knapp 68 erwarteten Gegentoren klares Schlusslicht. Dank Torhüter Ortega waren es am Ende „nur“ 53 Gegentore – nur so konnte man überhaupt bis zum Schluss um den Klassenerhalt kämpfen.

Flo hat ein fantastisches Spiel gespielt.

Nach dem 1:1 Auftakt gegen RB lobte VfB Coach Pellegrino Matarazzo seinen Torhüter sehr – mit Recht! Mit einer tollen und kompletten Torhüterleistung, die ihn in die kicker Elf des Tages verhalf, konnte er den Punkt festhalten. In der Vorbereitung konnte man erkennen, dass die Strafraumbeherrschung durch viele Hereingaben und Halbfeldflanken intensiv trainiert wurde. Eine Arbeit, die sich jetzt auszuzahlen scheint.

Insgesamt ist Müller mit seinen 24 Jahren immer noch einer der jüngsten Stammtorhüter der Bundesliga, was man nicht vergessen sollte. Auch Vergleiche mit Vorgänger Kobel, der mittlerweile nicht umsonst im Tor beim BVB steht, sind nicht ratsam. Müller ist aktuell ordentlicher Bundesligadurchschnitt – mehr ist der VfB aber auch nicht. Wie viele andere Stuttgarter, hat auch Flo Müller noch viel Potenzial. Auch wenn er nicht immer die perfekte Ausstrahlung hat, bring er alle Anlagen – vor allem im technischen und taktischen Bereich –  mit, um ein überdurchschnittlicher Torhüter zu werden. Der Auftakt in die Bundesligasaison zeigt, dass er auf dem richtigen Weg ist. Macht er so weiter, kann sich der VfB auf einen starken Rückhalt freuen.

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Beitragsbild bestehend aus: Jeollo, Florian Müller, Schnitt, CC BY 3.0