Bundesliga

Leroy Sanés neue Mentalität

Warf man ihm letzte Saison noch phasenweise Lustlosigkeit vor, präsentiert sich Leroy Sané in dieser Saison als sehr kämpferisch - wie u.a. sein Flaschenwurf nach der Auswechslung gegen den FC Barcelona unterstreicht. Ballorientiert analysiert die neue Mentalität der Nummer 10 des FC Bayern.
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Ich war nicht sauer über meine Auswechslung. Die Flasche musste ein bisschen leiden, weil ich kein gutes Spiel gemacht habe. Das Tor war schön, aber heute bin ich nicht ganz zufrieden mit meiner Leistung.

– Leroy Sané nach seiner Auswechslung gegen den FC Barcelona 

Trotz Tor: Unzufriedenheit über eigene Leistung

Der Treffer zum 2:0-Endstand beim Sieg des FC Bayern über den FC Barcelona war bereits der achte Scorerpunkt von Leroy Sané in dieser noch jungen Saison. Damit ist der 26-jährige Außenstürmer hinter Jamal Musiala der erfolgreichste Bayernspieler. Und dennoch zeigte sich Sané bei seiner Auswechslung im Spiel gegen die Katalanen nach 80 Minuten alles andere zufrieden und donnerte eine Trinkflasche verärgert auf den Boden. Doch nicht etwa – wie man zunächst vermuten konnte – aufgrund der Auswechslung. Vielmehr weil Leroy Sane trotz seines ansehnlichen Treffers nicht zufrieden mit der eigenen Leistung war. Tatsächlich war es nicht die beste Saisonleistung der Nummer 10 des FC Bayern. Insbesondere in der ersten Halbzeit gelang Sané – wie der gesamten Münchner Offensive – wenig im Spiel nach vorne gegen starke Spanier. Nichtsdestotrotz biss sich Sané rein und belohnte sich mit einem Tor.

Sané trotzt Joker-Rolle

Reinbeißen & Belohnen: ein Muster, das nicht zum ersten Mal in dieser Saison bei Sané zu erkennen ist. Denn nach schwachen Leistungen in der vergangenen Rückrunde drohte Sané die Bank beim FC Bayern – zumal Jamal Musiala sich in hervorragender Form präsentierte. Dies bewahrheitete sich auch in den ersten beiden Standortbestimmungen der Saison in Leipzig und Frankfurt. Sowohl im Supercup als auch beim Bundesligaauftakt konnte sich somit Sané nur von der Bank aus beweisen. Und das tat er. In beiden Begegnungen wusste Sané mit einem Tor und einer Vorlage trotz kurzer Einsatzzeiten zu überzeugen. Während man ihm letzte Saison noch phasenweise fehlende Körperspannung und teilweise Gleichgültigkeit unterstellte, zeigte sich Sané in der Frühphase dieser Saison kämpferisch und verdiente sich folglich seinen Platz in der Startformation von Julian Nagelsmann.

Feuer in den Augen

Seine gefühlt neu gewonnene Aggressivität macht sich auch in der Kartenstatistik bemerkbar. Mit drei gelben Karten hat Sané bereits jetzt das Vorjahreskontingent eingestellt. Besonders in Erinnerung ist die Verwarnung im Heimspiel gegen Mönchengladbach, als sich Sané nach nicht gegebenem Foul wutentbrannt beim Schiedsrichter beschwerte. Das Feuer in seinen Augen dürfte so manchem Bayern-Fan gefallen haben. Und so kam es nicht von ungefähr, dass Sané selbst nur drei Minuten später den Ball mit voller Überzeugung ins Gladbacher Gehäuse zum längst überfälligen Ausgleich zimmerte.



Leroy Sanés neue Mentalität: nur subjektive Wahrnehmung oder statistisch belegbar?

In der Tat lassen sich bei Leroy Sane auch statistisch gesehen Vorschritte erkennen. Zwar ist die Saison noch sehr jung, um fundierte Rückschlüsse zu ziehen, und dennoch lässt sich eine Tendenz ableiten. Neben seiner beeindruckenden Scorer-Quote (alle 71 Minuten Tor oder Vorlage), kann Sané auch in vielen anderen Statistiken starke Werte vorweisen. So scheint Sané ein besseres Gefühl dafür entwickelt zu haben, wann die Erfolgsquote für ein Dribbling am höchsten ist. Waren es letzte Saison noch etwas weniger als die Hälfte erfolgreiche Dribblings, lässt Sané nun in über 70% der Fälle den verteidigenden Spieler hinter sich – eine überragende Quote. Demzufolge ermöglichen sich viele Abschlussmöglichkeiten für den FC Bayern über Sané. Kein Bayernspieler erzeugte bisher mehr Schusssituationen. Doch nicht nur offensiv überzeugen Sanés Statistiken. Auch gegen den Ball präsentiert sich der Nationalspieler sehr fleißig. Nur Pressing-Maschine Thomas Müller setzte von Bayerns Offensivspieler die ballführenden Gegenspieler häufiger unter Druck. Dabei ist sich Sané auch nicht zu schade, im eignen Drittel auszuhelfen und sucht auch dort die Zweikämpfe.

Vom guten zum Weltklasse-Spieler?

Dass Leroy Sané an guten Tagen zu den besten seiner Klasse gehört, ist bekannt. Als bestes Beispiel dient der Auftritt gegen Inter Mailand. Das erste Tor nach malerisch schöner Ballan- und Mitnahme noch selbst erzielt, erzwang er nach doppeltem Doppelpass auf engstem Raum das Eigentor zum 2:0-Endstand. Was zu Sanés Klasse nun noch hinzuzukommen scheint, ist auch an schlechten Tagen liefern zu können. Anders als in der Vergangenheit ließ er sich nicht von einer schlechten Halbzeit demoralisieren und belohnte sich mit einem unwiderstehlichen Tor gegen den FC Barcelona. Seine Unzufriedenheit nach dem Spiel zeugen von einer echten Winner-Mentalität. Während sich manch anderer für das Tor feiern lassen würde, spricht aus Sané der pure Ehrgeiz. Nicht geblendet vom Tor sucht Sané das Haar in der Suppe und strebt nach Verbesserungen. Eine Einstellung, die man beim FC Bayern sehen will und gute Spieler zu Weltklasse-Spielern macht.

Zwar beinhaltet Sanés Spiel nach wie vor Konzentrationsfehler bei vermeintlich einfachen Ballannahmen und Pässen, die so manchen Fan auf der Tribüne und auch Mitspieler zur Weißglut bringt. Jedoch werden diese Stück für Stück weniger. Und auch leichter zu verzeihen. Denn seine fußballerische Klasse, gepaart mit dem Feuer, alles für den Erfolg zu tun, machen Sané aktuell zu einem unverzichtbaren für den FC Bayern. Sollte Sané dieses Commitment auch weiterhin durch die Hinrunde transportieren können, dürfte auch der Rest Deutschlands noch viel Spaß am neuen „Mentalitätsmonster“ im kommenden Winter haben!

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Quellen:
Bild: Steffen Prößdorf, 2022-07-30 Fußball, Männer, DFL-Supercup, RB Leipzig – FC Bayern München 1DX 3331 by Stepro, CC BY-SA 4.0 (zugeschnitten)
Statistik: fbref / Transfermarkt

Co-Founder & Analyst bei ballorientiert

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