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England dreht das Spiel, Deutschland schlägt spät zurück – Ein Blick auf die Eckbälle

Rein auf die Ergebnisse geblickt lief diese Runde der Nations League für beide Nationen alles andere als nach Plan. England ging ohne Sieg in das Spiel, Deutschland konnte bis zu dem Zeitpunkt ein Spiel für sich entscheiden. Nach einer ereignisreichen Partie trennten sich beide Mannschaften ohne Sieger. Insgesamt kam es in der Partie zu acht Eckbällen. Wir beleuchten nun die Herangehensweise bei Eckbällen beider Nationen genauer.
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ein Gastbeitrag von Jonas von EFEAnalysis

Eckbälle England vs. Deutschland – Ein Datenüberblick

Deutschlands Defensivansatz

Deutschland hatte grundsätzlich, unabhängig der Positionierung der Engländer, eine ähnliche defensive Herangehensweise. Dabei hatten sie in jeder Aktion sechs Verteidiger, die im Fünfmeterraum im Raum verteidigen.

Davor befanden sich Kimmich und Musiala/Müller. Diese beiden Spieler waren am Mann orientiert, Musiala/Müller an Maguire und Kimmich an Harry Kane. Ihre Aufgabe war es, die beiden kopfballstarken Engländer am temporeichen Einlaufen zu hindern und die Spieler zu blocken/abzubremsen. Insbesondere Kimmich und Müller agierten dabei sehr aktiv.

Dies hat einen weiteren Vorteil neben dem verlangsamten Einlaufverhalten. In dem Moment, wo einer der sechs Zonenverteidiger vorschiebt um den Ball zu klären, entsteht eine 2vs1-Situation zugunsten der Verteidiger.

Englands Ansatz bei Offensiveckbällen

England zeigte sich bei seinen sechs Eckbällen sehr variantenreich, wobei unter anderem auch sechs verschiedene Positionierungen eingenommen wurden. In den Abläufen gab es teilweise parallelen, zumindest bei den Räumen, die es zu besetzen gab.

4-2-2-Staffelung – Dier läuft um den Block, Kane am 2. Pfosten

Bei dieser Ecke positioniert sich England in einer 4-2-Staffelung. Kane (9) und Maguire (6) stehen in zweiter Reihe als Paar zusammen und werden von Kimmich (6) und Musiala (14) markiert, wie bereits beschrieben.

England legt einen großen Wert auf den ersten Pfosten und besetzt diesen mit Stones (4), Rice (7) und Sterling (10). Zusätzlich startet Dier (5) um den Block herum auch in Richtung des 1. Pfostens.

Kane startet einen Lauf an den zweiten Pfosten und schafft es dabei Kimmich zu überwinden. Dadurch, dass Hofmann (18) sich auch in Richtung des ersten Pfostens orientiert, wäre Kane im Falle einer Verlängerung auf den zweiten Pfosten in einer sehr guten Position. Stones kommt am ersten Pfosten allerdings nicht richtig an den Ball, weshalb der Ball aus dem Strafraum rausfliegt und nicht auf den zweiten Pfosten verlängert wird.

Einen ähnlichen Ablauf konnte man bei einer weiteren Ecke beobachten. Dabei wurde der Ball allerdings nicht auf den ersten Pfosten gespielt, sondern direkt auf den zweiten Pfosten zu Harry Kane.

3-3-1-Staffelung – Positionierung in Blöcken

England hat eine Ecke von der linken Seite, welche Foden vom Tor weg in Richtung des Tores bringt. England formiert sich in einem 3-3-1, Deutschland füllt die Standardpositionierung des 6-2 zu einem 6-3-1 auf. So wird Walker (15) auch am Mann verteidigt.

Englands zwei Dreierblöcke zeigen unterschiedliche Laufwege. Der erste Block aus Dier, Rice und Sterling teilt sich in zwei Teile auf. Dabei starten Dier und Rice in Richtung des 1. Pfostens und Sterling in Richtung Ter Stegens, sodass dieser nicht in Richtung des Balles gehen kann.

Der zweite Block zeigt sehr individuelle Laufwege auf. Walker startet mit in Richtung des ersten Pfostens. Maguire beläuft das Zentrum und Kane erneut in Richtung des 2. Pfostens. Dabei ist Kanes Laufweg sehr gut. Zunächst startet Kane zwischen Musiala und Maguire auf den zweiten Pfosten, was für einen kurzen Moment Musiala die verbindung zu Maguire nimmt. Des Weiteren läuft er nach Maguires Abschluss durch in Richtung des Tores um für mögliche zweite Bälle da zu sein.

In dieser Szene geht Deutschlands Defensivkonzept gut auf. Beim Abschluss sieht sich Maguire einem 1vs2 gegenüber, wobei Kehrer (5) mit vorschiebt und in das Kopfballduell geht und Musiala beim Absprung/am Unterkörper stört.

2-3-2-Staffelung – Alle in Richtung Tor, Rückraum öffnet sich

Bei diesem Eckball befindet sich England in einem 2-3-2, inklusive eines kurzen Angebotes. Deutschland verteidigt mit ihren sechs Zonenverteidigern und drei Manndeckern, zusätzlich sichert Sane (19) eine mögliche kurze Ausführung des Eckballs.

Foden schlägt den Ball auf den ersten Pfosten, wo Dier einläuft und den Ball versucht in das Zentrum zu verlängern. In Richtung des Tores startet auch der Dreierblock auf Höhe des Elfmeterpunktes und zieht seine Gegenspieler mit. Die Gegenspieler folgen. Im Zentrum klärt Schlotterbeck den Ball in den Rückraum, wo sich Bellingham befindet, um zweite Bälle aufzusammeln.

Da die drei Manndecker mit vor das Tor gezogen wurden, hat Bellingham relativ viel Platz für einen Torabschluss. Lediglich Gündogan kommt im Vollsprint vorgestoßen, kommt so aber auch in keine gute Blockposition. Der Torabschluss landet neben dem Tor. Im Großen und Ganzen aber ein guter Ablauf, gerade weil der Rückraum für zweite Bälle sehr frei ist.

Ein ähnlicher Ablauf konnte bei der folgenden Ecke wieder beobachtet werden. Dieses Mal kam England allerdings vor dem Tor schon zum Abschluss. Deutschland schloss in dieser Szene allerdings besser den Rückraum, da sich Sane nach einer langen Ausführung sofort in diesen Raum begab.

Verteidigung am Mann – Sonderaufgaben für Maguire und Kane

Unabhängig der beiden Varianten der deutschen Nationalmannschaft, zeigten sich klare Muster in der englischen Herangehensweise bei Defensiveckbällen.

Grundsätzlich verteidigte England wie in den oberen Abbildungen gezeigt am Mann. Zwei Spieler waren hiervon ausgenommen. Harry Kane besetzte den Raum im Fünfmeterraum um Eckbälle in diese gefährliche Zone zu verteidigen. Zusätzlich befand sich Harry Maguire vor dem Strafraum als freier Spieler ohne einen speziell zugeordneten Gegenspieler.

In der 10. Minute gibt Deutschland ein Angebot für eine kurze Ausführung der Ecke. Hierfür stellt England einen weiteren Spieler ab. Dies führt zu einer 1vs2-Situation, anstatt einer 2vs2-Situation bei einer kurzen Ausführung der Ecke.

Deutschlands Ansatz bei Offensiveckbällen

Deutschland hatte in der Anfangsviertelstunde zwei Eckbälle, mehr wurden es auch im Spiel nicht. Die zwei Eckbälle zeigen eine ähnliche Positionierung und es lässt sich bei beiden Versuchen das gleiche Muster erkennen.

3-2-2-Staffelung – Ball kommt zu weit

Deutschland positioniert sich in einer 3-2-2 ähnlichen Staffelung, dabei wird ein klares Paar am Kopf des Strafraums von Havertz (7) und Schotterbeck (23) gebildet. Eine solche Pärchenbildung bietet sich an, um von dort zwei klaren Laufwegen zu starten, welche oftmals in entgegengesetzte Richtungen starten.

Genauso läuft es nach Ausführung der Ecke auch ab, Schlotterbeck startet in Richtung des 1. Pfostens, genauso wie Musiala (14). Raum (3) spielt den Ball allerdings sehr weit in Richtung des zweiten Pfostens, wo Havertz einläuft. Der Ball ist allerdings zu weit geschlagen, was eine erneute Hereingabe per Kopf durch Havertz auf den ersten Pfosten verhindert. Am Ende wird Havertz von Stones (4) nach außen abgedrängt und verliert dort den Ball.

In dieser Aktion nimmt Kimmich (6) auch eine wichtige Rolle ein. Zunächst schafft er ein kurzes Angebot, welches eine variable Ausführung ermöglicht. Nach der Ausführung rückt er sofort mit ins Zentrum und ist bei Ballverlust schon hinter dem Ball und kann im Konter sofort gegen den Ball arbeiten.

4-1-1-Staffelung – Vom zweiten auf den ersten Pfosten

Fünf Minuten später wählt Deutschland eine andere Staffelung. Havertz orientiert sich mit in die vordere Reihe, woraus eine Art 4-1-1 entsteht. Sein Gegenspieler James (2) folgt ihm.

Kimmich führt die Ecke aus, das kurze Angebot gibt Raum (3). Gündogan (21) dient vor dem Strafraum als Auflösungsoption für eine kurz ausgeführte Ecke und gleichzeitig auch eine Konterabsicherung.

In der Mitte lässt sich ein klarer Fokus auf den zweiten Pfosten erkennen, da sich sowohl Schlotterbeck in Richtung des zweiten Pfostens orientiert, als auch Havertz. Diese Doppelbesetzung dieses Raums sorgt dafür, dass die Wahrscheinlichkeit deutlich erhöht wird, den Ball in dieser Zone zielgerichtet zurück ins Zentrum zu bringen. Das gelingt Schlotterbeck, da er aus einer vorteilhaften Position aus dem Rücken in das Kopfballduell mit John Stones geht. Der Ball ins Zentrum wird dann allerdings von Maguire (6) geklärt.

Verteidigung am Mann – Sonderaufgaben für Maguire und Kane

Unabhängig der beiden Varianten der deutschen Nationalmannschaft, zeigten sich klare Muster in der englischen Herangehensweise bei Defensiveckbällen.

Grundsätzlich verteidigte England wie in den oberen Abbildungen gezeigt am Mann. Zwei Spieler waren hiervon ausgenommen. Harry Kane besetzte den Raum im Fünfmeterraum um Eckbälle in diese gefährliche Zone zu verteidigen. Zusätzlich befand sich Harry Maguire vor dem Strafraum als freier Spieler ohne einen speziell zugeordneten Gegenspieler.

In der 10. Minute gibt Deutschland ein Angebot für eine kurze Ausführung der Ecke. Hierfür stellt England einen weiteren Spieler ab. Dies führt zu einer 1vs2-Situation, anstatt einer 2vs2-Situation bei einer kurzen Ausführung der Ecke.

Fazit – England variabel, Deutschlands Plan gegen den Ball geht auf

England zeigte sich in dieser Partie variantenreich. Grundsätzlich hatten sie drei verschiedene Positionierungen, aus welchen nochmal verschiedene Abläufe resultierten. Deutschland versuchte stets vom zweiten Pfosten auf den ersten Pfosten zu kommen, schaffte es allerdings nie, den Ball wieder gefährlich in das Zentrum zu geben.

Gegen den Ball ging der Plan von den Gästen allerdings voll auf. Maguire und Kane wurden erfolgreich geblockt und England hatte keinen komplett freien Torabschluss nach einem Kopfball. Stets war ein zweiter Spieler dabei um ein 2vs1 aus Defensivsicht zu schaffen.

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Co-Founder & Analyst bei ballorientiert

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